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Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
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bittet um eine Zigarette. Währenddessen betreten Sandra und Vanessa in Begleitung von Theo den Aufenthaltsraum C. Sie grüßen freundlich und unterhalten sich offensichtlich über die Hibernation. Robert kann sich nie des Eindrucks erwehren, dass die dunkelhaarige Vanessa hinreißend aussieht. Auch Vanessa äußert sich dahin gehend, dass sie den Eindruck habe, während der Hibernation geträumt zu haben, dunkle und kalte, geheimnisvolle Träume, von denen Robert gerne mehr hören würde. Ist es ein Zufall, dass die Singles der Finder sich häufig in C treffen? Vanessa ist Linguistin und unterstützt Sandra in der Küche. Man nimmt auf der Finder nicht nur Fertigmahlzeiten zu sich, zumal es effektiver ist, Reiskörner und Mehl zu lagern, Öle und Fette und irgendwelche Eiweißprodukte. Fleisch und Gemüse sind absoluter Luxus, etwas für den Sonntag, aber so wie für Alkohol und Zigaretten gesorgt ist, von denen Robert jeweils Robert jeweils in Raumeinheiten ausgedrückt, täglich mindestens hundert Milliliter konsumiert, gibt es pro Nase (oder pro Maul, was gestopft werden muss) hundert Gramm Fleisch und Gemüse. Im Gegensatz zu Alkohol und Tabak wird letztlich deren Wasseranteil in den geschlossenen Wasserkreislauf der Finder überführt. Vanessa trinkt Alkoholisches, so eine Art Synthetikcocktail, bestimmt nicht ohne Zucker, aber ohne die erkennbare Absicht, sich besaufen zu wollen. Für Robert und Paul Anlass ihr gleichzutun, obgleich sie etwas Wodkaähnliches trinken. Robert und Paul sind durch die holde Weiblichkeit in ihrer Nähe merklich eingeschüchtert, ein Grund mehr zu trinken. Es ist nicht nur das böse, entfremdete Universum um sie herum, dass sie zum Trinken verleitet. Die Mädels kichern hin und wieder, wie Mädels es öfters tun. Sandra und Vanessa sind noch keine dreißig. Und er, Robert mit Ende dreißig ein alter Sack. Robert unterdrückt den Wunsch, Vanessa zu fragen, ob ihre Träume während der Hibernation erotische Inhalte hatten. Die Frauen scheinen die Gegenwart der Männer nicht störend zu finden, plaudern unentwegt, während die Männer vorerst stumm an ihren Drinks sitzen, ein bisschen der weiblichen Geschwätzigkeit lauschen, das eine oder andere Gekicher auf sich beziehen, insbesondere Robert, der in seinem Leben von der Paranoia gekostet hat und hin und wieder verschwenden sie Gedanken darauf, wie sie ins Geschehen eingreifen können. Robert will ernsthaft Go lernen, träumt von einer Goschule zusammen mit der Schülerin Sandra und der Novizin Vanessa. Er ist strikt für angemessene Schülerkleidung, denkt sich, dass für die Schülerinnen etwas Ähnliches wie der typische Messdienerinnenlook passend wäre. Er ist auf dem Raumschiff mit dem Gefühl gefangen, dass vieles nicht besser geworden ist. In ihrem Miniuniversum hat er das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber was nützt ihm das? Saufen konnte er in New Avignon auch, das frisch gezapfte Bier in den Kneipen schmeckte eindeutig besser als das Surrogat, der Ersatz, den es hier an Bord gibt. Wodka ist Wodka, aber er stand nicht wirklich auf das Hochprozentige, welches natürlich nicht seine Wirkung verfehlt. Er vermisst diese verruchte Kneipenatmosphäre, wo die Trinkfreudigen, die Außenseiter, die Dissidenten im Geiste aufeinandertrafen, ein Lebensraum des Abends und der Nacht, in dem die Frauen etwas freizügiger erschienen, teilweise im neokatholischen Sinne verdorben und hin und wieder für den ultimativen Spaß bereit. Und so sehr er die neokatholische Kirche in New Avignon mit ihren Strukturen und ihrer absoluten Machtfülle abgelehnt hatte, die im Grunde totalitäre Gesellschaft, die aber kleine Parallelgesellschaften wie in diesen Kneipen zuließ, weil sie sie unter Kontrolle hatte, so vermisste er auch die sexistische Liturgie in den Kirchen und Kathedralen, die für manch feuchten Traum gesorgt hatte. Er vermisst das unheimliche Meer, die Milchstraße im Himmel über New Avignon, insbesondere Helena, den gleißenden Stern, um den Aurelia kreist. Mit der Mission der Finder identifiziert er sich eher schlecht als recht. Möglicherweise hat er das Leben auf einem Raumschiff falsch eingeschätzt, dabei hat Hugo Scheffener viel getan, dass Robert und seines gleichen sich nicht langweilen. Hätte Scheffener ein paar Nutten rekrutieren sollen, Dissidentennutten, die keinen größeren Wunsch hatten als New Avignon zu verlassen? Als männlicher Single war man ein Nichts, sowohl in New Avignon als auch hier auf der Finder. Die

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