Auf Inseln (German Edition)
Frauen, denkt sich Robert. Sandra würde zum Einsatz kommen, wenn sie auf eine Welt der Ruinen treffen würden. Diese beiden Mädels sind vom selben Schlag wie er, denkt er sich. Wieso hat er sich mit ihnen nie unterhalten. Der lästige Mut Sandra anzusprechen, den er vor der Hibernation hatte, fehlt. Aber es gibt durchaus Initiativen von der Gegenseite. „Du bist Experte für Geschichte der Erde“, bricht es bei Vanessa heraus. „Interessant! Ich bin Spezialistin für einige Sprachen, die dort gesprochen wurden.“ Warum wurden diese Gespräche nicht schon vor Wochen geführt, die Hibernationszeiten nicht mit gerechnet? „Sie findet meinen Beruf interessant.“ Er zündet sich eine weitere seiner rationierten Zigaretten an. Man rückt näher, vom größtmöglichen Abstand zu einem, von dem man sagen kann, es handele sich um vier Menschen, die zusammengehören. Paul spielt mit Gosteinen, der Affe scheint daran kein Interesse zu haben, was im anderen Fall zu einigem Chaos geführt hätte. Noch scheint er sich für die Steine nicht zu interessieren und im Übrigen sagen ihm zehn hoch hundertsiebzig nicht viel; wie fast jedem Menschen. Er hält sich von der Gruppe fern, jederzeit bereit, den Raum C zu verlassen, hin zu anderen Menschen auf diesem Schiff. Die Gruppe, die sich gebildet hat, muss sich finden. Wirklich interessiert schaut Sandra auf die Steine, in der Erwartung, jemand weihe sie in die Geheimnisse dieser Steine, die ein Spiel bilden, ein. Robert bemerkt das. „Paul will uns das Spiel zeigen, eine Goschule für uns eröffnen. Und du Vanessa bist herzlichst eingeladen, daran teilzunehmen.“ Vanessa zeigt sich eher an Robert interessiert als an dem Spiel. „Du könntest mir soviel von der Erde erzählen, Robert. Ich kenne einige Geschichten, aber du kennst die Zusammenhänge, Robert.“ Der ist nicht sicher, ob er träumt; er muss in einer Hibernation stecken. Allerdings ist ihm nicht kalt. Vanessa ist eine der heißesten Bräute hier an Bord, ein Wunder, dass sie nicht zu einem Harem gehört. Sein Status geht gegen Null. Wieso könnte er etwas Interessantes erzählen?
„ Was erwartet uns, wenn wir die Erde finden, wenn wir auf der Erde landen?“ Wieder ist es Vanessa, die die Initiative ergreift. Die Frage, die sie stellt, hat sich jeder von ihnen x-fach gestellt und ist in den verschiedensten Konstellationen diskutiert worden. Es gab die Vorträge von Hugo Scheffener, Sit-Ins, bei dem das ganze Kollektiv der Besatzung aufgefordert war, zu diskutieren. Die knapp dreißig Leute leben auf engstem Raum zusammen und es sind schon einige Wochen vergangen, die sie gemeinsam im Wachzustand auf der Finder verbracht haben, aber teilweise kennt man sich nur beim Namen, vom Sehen, vom flüchtigen Small Talk. Robert und Paul sind welche, die dem Small Talk aus dem Weg gehen, aber dies ist durchaus typisch für die Besatzung, ein Dissidentengrüppchen, jeder einzelner in seiner Heimatwelt in irgendeiner Weise ein Außenseiter, sozial unangepasst, selbst Hugo Scheffener, der diesen Makel mit seinem Erfolg, mit seinem Geld und auch mit seinen Frauen ausgeglichen hat. Vanessa und Robert sind noch nie über Smalltalk hinausgekommen. Die Standardfrage hier an Bord – was werden sie finden? - haben sie noch nicht miteinander besprochen oder diskutiert. Die Frage ist hier so üblich, wie man andernorts ein Gespräch über das Wetter beginnt, zu anderem findet oder das Gespräch dann sein lässt, aber Robert ist jetzt motiviert, will es bei einer kurzen Antwort nicht belassen, denn Vanessa ist reizend. „Du bist eigentlich derjenige, der die Frage am besten beantworten kann“, setzt sie fort. „Das glaube ich nicht. Paul wäre da geeigneter. Ich denke, die Frage hat etwas mit der Geschwindigkeit des technischen Fortschritts zu tun und da ist ein Physiker, ein Ingenieur, ein Naturwissenschaftler die erste Adresse, weil sie sich diesen Fortschritt besser vorstellen können.“ Robert scheint seinen Diskussionsbeitrag an Paul abgeben zu wollen, der bleibt aber ruhig, greift das Stichwort Physiker nicht auf und Vanessa widerspricht sogleich. „Naturwissenschaftler sind oft in ihrem Denken im Status quo verhaftet, ohne Gespür für Revolutionen, obwohl der eine oder andere diese immer wieder anstößt.“ Auch hier ergreift Paul nicht das Wort. „Zudem fehlt ihnen das Gespür für soziale Revolutionen, die
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