Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter
Spaß machen, sich in elektronischen Karussells, mit billigen Plastikfiguren und werbebedruckten Luftballons zu vergnügen. Nicht umsonst ist es eine unserer schönsten Weihnachtserinnerungen, als wir vor zwei Jahren morgens zum Frühstücken zu McDonald’s gefahren sind. Die Kinder rannten zwischen den Tischen herum und spielten mit ihren Papphüten. Jens und ich saßen in geruhsamer Festtagsstimmung vor unseren Kaffeebechern und sahen ihnen dabei zu. Allerdings muss ich schon gestehen:
Kommerzielle Aktionen stillen den Abenteuerhunger nur kurz. Und dann quengeln die Kinder wieder.
In Cappuccino frühstücken trotzdem alle Mütter an Weihnachten bei McDonald’s. Das ist bei ihnen eine selbstverständliche Tradition. Keine der Frauen käme auf die Idee, sich ihren Kaffee nach der anstrengenden Vorweihnachtszeit selbst zu kochen. Die Kinder dortzulande freuen sich schon das ganze Jahr über auf die Schoko-Muffins, Rubbellose und den riesigen Müllberg aus eingeschweißten Marmeladenpäckchen. Für einen Tag im Jahr sind damit alle Beteiligten glücklich. An den restlichen 364 Tagen machen die Eltern ihren Kindern allerdings Angebote, die länger »satt« machen. Die Kinder der glücklichen Cappuccinas dürfen …
neben der Spur laufen. Sie wandern querfeldein durch den Wald und über Parkplätze und nehmen mit Vorliebe kleine Nebenstraßen. Die spannendsten Sachen erlebt man erfahrungsgemäß doch immer dann, wenn man vom Weg abkommt.
Wasserschlachten in der Badewanne veranstalten und mit 100 Dezibel kreischend unter dem Rasensprenger oder im Platzregen herumhüpfen.
malen, malen, malen. Je größer, desto besser. Sie malen mit Kreide auf dem Bürgersteig, mit Wasserfarben auf alten Tapeten, mit der Gießkanne auf dem geteerten Hof oder mit Badewannenstiften auf dem Rücken der kleinen Schwester.
mit Matsch und Dreck herumexperimentieren. Die Leute in Cappuccino sagen: »Es gibt keine dreckigen Kinder, es gibt nur die falsche Bekleidung.« Schließlich leben wir im Zeitalter der Waschmaschine.
fast ganz alleine einen Kuchen backen. Ein anderes ihrer Sprichworte lautet nämlich: »Mit Essen spielt man nicht ohne Grund!« Es macht doch unheimlich viel Spaß, Muster in die Butter zu ritzen, Erdbeeren zu pflücken, Stockbrot zu machen und mit den Oliven ein Gesicht auf die Pizza zu legen.
an ungewohnten Orten übernachten. Statt »Hotel des Grauens« zu gucken, schlafen sie im Zelt, in der Jugendherberge, auf der Luftmatratze im Wohnzimmer oder bei ihrem besten Freund.
Das ist Vollwertkost, die übrigens auch Erwachsenen gut bekommt. Sicher werde ich auch weiterhin Pommes bestellen, zum Beispiel wenn wir nach dem Wettschwimmen im Freibad vor Hunger umfallen. Oder wenn Jens und ich nach der durchtanzten Nacht auf der Hochzeit meiner Freundin auf dem Rückweg eine spontane Heißhungerattacke bekommen. Doch bei echtem Erlebnishunger weiß ich jetzt auch, was wirklich satt macht.
Genießen Sie Ihre Arbeit
Wenn ich beim Frühstück sage: »Heute arbeite ich wieder im Café«, weiß Jens, dass ich mir nachher meinen Laptop schnappe und zum Schreiben unter die Leute gehe. Als Schülerin meinte ich mit dem gleichen Satz meinen Job als Serviererin. Jeden Sonntag arbeiteten Anne und ich damals in einer kleinen Konditorei. Meistens hatten wir alle Hände voll zu tun. Manchmal hätte ich am Wochenende lieber frei gehabt, als mit Käsekuchen und Kaffee Hag zwischen den Bistro-Tischen zu jonglieren, doch was blieb mir übrig?
Um uns zu motivieren, entwickelten Anne und ich irgendwann den Ehrgeiz, unsere Arbeit trotz der Hektik möglichst gut zu machen. Wer von uns kreiert die schönsten Eisbecher? Wann fülle ich am besten den Kaffee nach? Haben wir noch einen Kinderhochstuhl für den Kleinen? Und wer kennt die Sonderwünsche der Stammgäste als Erster auswendig? Todmüde und erstaunlich zufrieden kamen wir nach solchen Schichten heim.
Im Sommer wurde es ruhiger. Dann machten selbst die Stammgäste einen großen Bogen um die heiße Innenstadt und tranken ihre Cola lieber im Freibad. Manchmal hatten wir stundenlang nichts anderes zu tun, als träge in »Das Goldene Blatt« zu blättern und den schleichenden Minutenzeiger zu beobachten. An solchen Nachmittagen war unser Lohn sauer verdientes Geld.
Die Erfahrung aus dem Café beeinflusst meine Einstellung zum Arbeiten bis heute. Ich weiß nicht, ob Sie berufstätig sind. Doch selbst wenn Sie überhaupt keinen Job wollen oder haben, bin ich mir ziemlich sicher, dass Sie als
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