Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter
fällt es ihnen leicht zu sparen.
Sie entmachten ihre Kreditkarte. Das meiste Geld, mit dem wir umgehen, ist unsichtbar. Kinder wissen noch nicht, dass es echtes Geld ist, das ich ausgebe, wenn ich der Kassiererin meine Ikea-Family-Karte hinüberreiche. Einige Erwachsene haben es übrigens ebenfalls noch nicht begriffen. Die fahren hin, um Kerzen zu kaufen, und kommen mit einer kompletten Küchenzeile zurück. Cappuccinas bevorzugen Geld, das sie sehen und anfassen können.
Sie reden im Alltag über Geld. Sie reden darüber, dass die Marmeladen im Supermarktregal unterschiedlich viel kosten. Sie reden darüber, dass sich auch Erwachsene nicht alles kaufen, was ihnen gefällt. Sie erklären ihren Kindern, warum sie viel von Secondhand halten und an anderer Stelle sehr viel Geld für gute Qualität ausgeben.
Sie geben kein Geld aus, das nicht da ist. Taschengeldkredite sind in Cappuccino streng verboten. Diese Regel hat mich anfangs erstaunt, denn eigentlich sind die Frauen dort sehr sparsam mit Verboten. Aber in puncto Schulden werden sie plötzlich ungewohnt unnachgiebig. Das Angebot: »Na gut, ich strecke dir das Geld für das Boot vor, aber du musst es in den nächsten Wochen bei mir abstottern«, werden Sie von klugen Müttern also nie hören. Kinder müssen aushalten, dass man sich bestimmte Dinge eben erst dann leisten kann, wenn man sie sich leisten kann.
Suchen Sie den zweiten Handschuh
Sie werden sicher schon davon gehört haben: Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Diese Tatsache ist schließlich älter, als es die meisten meiner H&M -Shirts jemals werden. Handys, Kleidung, Kaffeetassen, fast alles lässt sich für wenig Geld auf dem Grabbeltisch neu kaufen.
Ich muss zugeben, dass es mir schwerfällt, »Nein« zu sagen. Es ist doch viel bequemer, ein paar Tiefkühlmöhren in die Mikrowelle zu stellen, als jedes Wochenende im eige-nen Gemüsegarten zu schuften. Und warum sollte ich die alten Küchenstühle streichen, wenn mich ein paar neue aus schwedischer Massenproduktion nur das kosten, was ich sonst für die Farbe ausgebe? So wie die frisch geschlüpften Gänsekinder dem Verhaltensforscher Konrad Lorenz hinterhergetrappelt sind, laufe ich blind Sonderangeboten und Fertiggerichten nach. Ein klarer Fall frühkindlicher Prägung.
Doch manchmal merke ich, dass mir etwas fehlt. Dann sperrt sich etwas in mir dagegen, schon wieder Geld auszugeben, und seien es auch nur 50 Cent. Ich fühle mich müde bei dem Gedanken, schon wieder etwas Neues zu haben und nicht zu wissen, wohin mit dem ganzen Plunder, den keiner wirklich braucht. An solchen Tagen greife ich auf die traditionellen Übungen der alten Cappuccinas zurück. Sie erden mich und geben meiner Seele Bodenhaftung:
Übung Nr. 1: »Die Schatzsuche«
Heute suche ich den zweiten Handschuh meines Kindes. Ich durchforste die Fundsachenkiste im Kindergarten und frage auch bei Zoës Mama nach, ob er letzte Woche dort liegen geblieben ist. Schon bald höre ich eine Stimme in meinem Kopf stöhnen: »Was für ein Aufwand. Die Handschuhe sind drei Jahre alt und total zerschlissen. Das lohnt doch nicht für so einen alten Fetzen«. Mein abgeklärter Verstand rät, lieber ein neues Paar zu kaufen. Meine Seele jedoch möchte keinen schnellen Ersatz. Sie möchte den zweiten Handschuh wiederfinden und das befriedigende Gefühl genießen, wenn ich das vollständige Paar zurück in die Garderobe lege.
Übung Nr. 2: »Die Streicheleinheiten«
Ebenso kann es sich anfühlen, etwas zu reparieren oder bewusst zu pflegen. Heute putze ich meine Schuhe, nähe endlich den dritten Knopf wieder an oder wische die verdreckte Kinderregenjacke liebevoll mit Seifenwasser ab.
Übung Nr. 3: »Das Resteessen«
Heute koche ich ganz bewusst eine Mahlzeit aus Resten. Diesmal finde ich in den Küchenschränken zwei letzte Möhren, eine überreife Kiwi, den Reis von gestern und ganz hinten, hinter den Gurken, eine schon fast abgelaufene Tunfisch-Konserve. All das verwandle ich in ein Familienessen. Falls Ihnen zu Ihren Resten kein passendes Gericht einfällt, schauen Sie doch mal unter www.chefkoch.de/rezept-reste.php.
Übung Nr. 4: »Die Wechselstube«
Heute mache ich meinen fünfzehn Jahre alten Nachtschrank mit Hilfe einer Dose rotem Acryllack zum neuen Lieblingsstück im Kinderzimmer meiner Tochter. Oder ich stelle einfach mal die Möbel im Spielzimmer um, wenn der Nachwuchs sich langweilt, statt den großen Playmobil-Zirkus zu kaufen.
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