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Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter

Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter

Titel: Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Schneider Angelika Ullmann
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Selbst Hochleistungsgeräte können Flecken schließlich nur dann aus einem Pullover entfernen, wenn man ihn auszieht. Ein Tag ohne ihren Hasenpullover kommt für meine Kleine aber überhaupt nicht in Frage.
    Diese Morgenstunden, an denen ich meiner Tochter wieder einmal sagen muss, dass sie heute mit dem grün-geringelten Kapuzenpulli oder einem der anderen zehn Exemplare vorliebnehmen muss, erfordern elterlichen Heldenmut. »Ihr seid so gemein«, schimpft Frieda noch um kurz vor acht in Unterwäsche, während alle anderen bereits ihr Frühstück beenden. »Ich will aber den anziehen. Alle anderen Pullover sehen doch total doof aus. Die zieh ich nicht an.« Jens sagte letztens: »Das ist schon kein Pullover mehr, das ist ein einziges Drama.« Manchmal waschen wir den Pulli über Nacht und trocknen das klamme Bündchen in Ermangelung eines Trockners morgens schnell mit dem Föhn, nur um uns einmal mehr das Theater zu ersparen. Es ist entwürdigend.
    Haben Sie auch einen Hasenpullover im Sortiment? Oder sind es in Ihrer Familie vielleicht ganz andere Situationen, auf die Ihre Kinder jedes Mal augenblicklich mit entrüstetem Protest und der großen Heulsirene reagieren? Ein Wort über scheinbare Nebensächlichkeiten und alltägliche Notwendigkeiten, und schon schrillt die Alarmglocke los. Zu den verbotenen Sätzen in unserer Familie gehören auch noch:
»Warte, bis es Essen gibt.«
»Für die Sandalen ist es noch zu kalt.«
»Papa und ich gehen heute Abend noch mal weg.«
»Leg das Puzzle weg, wir müssen jetzt los.«
»Bis wir wieder zu Hause sind, ist ›Sandmännchen‹ leider schon vorbei.«
    An manchen Tagen gibt es kaum ein elterliches Wort, das meine Tochter nicht für einen lautstarken Protest nutzt. Deshalb haben wir uns eine neue Taktik gesucht. Die Buntwäsche für den roten Hasenpullover können wir unseren Kindern nämlich auch zukünftig nicht ersparen. Leichter wird es aber, seit wir unangenehme Dinge mit etwas zeitlichem Vorlauf ankündigen.
    Kündigen Sie den nächsten Waschgang für den Hasenpulli rechtzeitig an.
    Wenn ich weiß, dass der rote Pulli noch auf dem Trockenboden hängt, dann warte ich nicht mehr bis zum nächsten Tag, um sie mit dieser schmerzhaften Tatsache zu konfrontieren. Gleich in dem Moment, wenn sie verdreckt vom Spielplatz kommt, erzähle ich ihr beiläufig: »Den Hasenpulli werde ich heut Abend waschen. Du kannst dann morgen den gestreiften anziehen.«
    Diese Verzögerungstaktik hat sich bewährt. Frieda muss nicht ständig aufpassen, ob wir unbemerkt irgendwelche Frechheiten wie Pullover-Wäschen, Grünkohl oder Besuch von der nervigen Frau Kampmann im Schilde führen. Sie kann sich darauf verlassen, dass wir ihr nicht unnötig etwas verheimlichen. Außerdem haben wir jetzt mehr Zeit und Nervenstärke für den »ganz großen Flunsch«. Abends um sechs gehen Jens und ich einfach deutlich entspannter mit den Szenen unserer Tochter um, als wenn uns gleichzeitig die Zeit im Nacken sitzt. Und wer weiß, vielleicht kaufen wir uns ja eines Tages sogar einen Trockner.



Ermutigen Sie Ihre Kinder, sich zu entfernen

    Ich glaube, ich sollte mal zum Kardiologen gehen. Immer wenn meine Große wieder ein Stück selbstständiger wird, spüre ich so einen schmerzhaften Stich in der Brust. So war es auch, als wir unsere zukünftige Erstklässlerin zum »Schnuppertag« in die Grundschule gebracht haben. Nach der Begrüßung meinte die Rektorin: »Die Eltern haben jetzt mal bis halb zwölf frei«, und komplimentierte uns freundlich, aber bestimmt aus der Pausenhalle. Und nun? Etwas ratlos stand ich in der Schultür herum. Jahrelang hatte ich auf einen solchen Moment gewartet, um endlich wieder ungestört Bäume ausreißen zu können. Nun war er da, und stattdessen ging ich zur Drogerie und zur Post und kam mir plötzlich etwas heimatlos vor.
    Wenn Kinder sich weiterentwickeln, entsteht bei den Müttern manchmal ein Gefühl der Leere. Es ist halt wie auf dem Arbeitsmarkt: Nicht jede neue Leerstelle wird sofort wieder besetzt.
    Schon die Eröffnungswehen haben mir vor Jahren klargemacht, dass es schmerzhaft sein kann, seine Kleinen nach und nach loslassen zu müssen. Und schon damals hat es die Sache nur schwieriger gemacht, sich dem Lauf der Natur entgegenzustellen.
    Doch dieser Einsicht zu folgen, ist leichter gesagt als getan. Diese Leere fühlt sich so ungewohnt an, dass ich gelegentlich auf die Bremse trete. Ohne es in dem Moment zu merken, versuche ich, die Selbstständigkeit meiner Kinder

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