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Auf nassen Straßen

Auf nassen Straßen

Titel: Auf nassen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ihnen etwas, mein Freund? Was Ihr Bruder da an Bord hat, ist eine ganz dicke Sache, die ihm den Hals bricht. Denn er wird schwer nachweisen können, daß er nicht wußte, was er auf seinem weißen Schiffchen durch den Rhein schaukelt und in Basel abliefern soll.«
    »Holz!«
    »Natürlich Holz!« Willke lachte grell. »Holz für die Holzköpfe! Aber in dem Holz, mein Freundchen, da ist was verborgen, da liegen kleine Metallkapseln, und in diesen Kapseln wieder sind Ampullen mit Evipan, mit Morphium, mit Cliradon und Scopolamin. Gesamtwert auf dem Markt der Kokser rund eine Million! Ist das nicht ein nettes Holzschiffchen, was?«
    Hannes saß starr, hochaufgerichtet auf seinem Stuhl. Er hielt den Atem an, weil er glaubte, sein Herz müßte jeden Augenblick zerspringen. Rauschgifte! Jochen fuhr ein Schiff voller Rauschgift in die Schweiz! Unmöglich! Das was so ungeheuerlich, daß Hannes es noch nicht glaubte.
    »Sie lügen!« sagte er schwach.
    »Sehen Sie doch nach!«
    »Und warum verraten Sie mir das?«
    »Unser Ring ist geplatzt. Die Polizei hat unseren Chef verhaftet, hinter mir sind sie her! Der ganze Rhein, überhaupt alle Wasserstraßen Europas werden in wenigen Stunden gesperrt sein! Jedes Schiff wird kontrolliert werden. Auch die schöne ›Fidelitas‹. Und dann wird man die angebohrten Stämmchen finden und Ihren Bruder ins Loch werfen. Das ist die größte Freude, die ich mitnehme in meine Zelle!«
    »Mein Bruder hat nichts mit diesen Lumpereien zu tun!« rief Hannes. Er vergaß, daß Irene schlief, er vergaß alles um sich herum. Jochen war in Gefahr …
    »Natürlich nicht. Aber wie will er es beweisen, daß er unschuldig ist? Allein die von uns bezahlte und vertraglich festgelegte doppelte Frachtgebühr wird ihm den Hals brechen! Gewinnsucht, wird man sagen! Und noch etwas bricht ihm das Hälschen! An Bord der ›Fidelitas‹ befindet sich die ehemalige Geliebte unseres Chefs. In Fachkreisen nennt man sie die ›Feurige Gräfin‹.«
    »Betty!« stöhnte Hannes auf.
    »Genau! Die Braut Ihres Bruders ist ein prominentes Mitglied der internationalen Kokser! Ihr Bild findet sich in allen europäischen Polizeiakten, sobald man das Dezernat Rauschgift befragt!« Willke lachte hämisch. »Glauben Sie immer noch, daß Ihr lieber Jochen beweisen kann, er wüßte nicht, was er da transportiert? Ein Schiff mit Drogen und eine Braut, die damit handelt!«
    Hannes ließ den Hörer sinken. Langsam legte er ihn auf die Gabel zurück. Er hörte noch, wie Willke »Hallo! Hallo« rief. Aber er wollte nichts mehr hören.
    Hannes erhob sich. Er blickte auf die schlafende Irene und zögerte. Dann verließ er leise das Zimmer und ging über den Gang zu dem Zimmer der Stations-Nachtschwester.
    »Ich muß eine wichtige Fahrt machen«, sagte er stockend. »Wenn meine Frau aufwachen sollte, sagen Sie ihr bitte, ich wäre in spätestens zwei Tagen wieder hier! Es war unmöglich, diese Fahrt aufzuschieben. Bestellen Sie es ihr, bitte.«
    Die Schwester nickte. »Ich werde es Ihrer Gattin sagen.«
    »Danke, Schwester.«
    Dann stand er auf der Straße und wußte einen Augenblick nicht, was er tun sollte. Die kalte Nachtluft sprang ihn an und zerzauste seine Haare. Als ein Taxi vorbeikam, winkte er:
    »Zum Hauptbahnhof.«
    Wenn Jochen sofort gefahren ist, muß er mit seinem schnellen Schiff schon mindestens bei Mainz sein, dachte er auf der Fahrt.
    Er löste eine Fahrkarte zum Schnellzug nach Ludwigshafen.
    Mit einem Ruck hielt der Zug. Eine müde Stimme rief auf dem Bahnsteig die Station aus.
    »Östrich! Ööööstrich!«
    Hannes Baumgart stieg aus.
    Der Stationsvorsteher, die Kelle unter den Arm geklemmt, kam langsam auf den unschlüssigen Hannes zu.
    »Fremd hier?«
    »Ja und nein.« Hannes lächelte verzeihend, als er den verständnislosen Blick des Bahnbeamten sah. »Ich bin an Östrich 25 Jahre lang vorbeigefahren. Dort unten …« Er zeigte mit der Hand in die Gegend, durch die der Rhein fließen mußte.
    »Aha! Schiffer?« Der Stationsvorsteher nickte mehrmals.
    »Mein Schiff wird gleich auf die Höhe von Östrich kommen. Ich hatte Urlaub, und ich muß sofort wieder hinüber. Wo kann man ein Boot haben?«
    »Ein Boot?«
    »Das mich zum Schiff hinüberbringt!«
    »Das wird schwer sein!« Der Stationsvorsteher kratzte sich den Kopf und schob die Mütze in den Nacken. »Versuchen Sie es mal am Fährhaus. Ich glaube aber, da ist auch keiner mehr. Die letzte Fähre geht um 23 Uhr.«
    »Danke.«
    Am Rhein war alles still und

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