Auf nassen Straßen
gab keinen Hafen, den sie nicht anlief, es gab keine Schleuse, die sie nicht durchfuhr, es gab keinen an den Kanälen und Strömen, der dieses herrliche, weiße Schiff nicht kannte.
Jochen Baumgart zahlte jeden Überschuß an Meerbach und Schleggel aus. Einmal rief Meerbach an. »Baumgart. Sie entwickeln ungeahnte moralische Talente. Wie weit soll das gehen?«
»Ich will Ihnen das Schiff abzahlen! Und wenn meine Erben an Ihre Erben weiterzahlen, einmal gehört das Schiff wirklich und ehrlich den Baumgarts.«
So fährt auch heute noch die ›Fidelitas‹ über die Ströme und Kanäle Europas. Hinten, am Heck, sitzt oft ein alter Mann in der Sonne und raucht seine Pfeife, hält ein kleines Mädchen im Arm und blickt zufrieden empor zu den Bergen und Burgen des Rheins oder über die Tulpenfelder Hollands.
Auf der Brücke, hinter dem runden Glas des Kommandoraumes, leuchtet eine weiße Mütze auf. Das ist der ›Kapitän‹ Karl Bunzel.
Am Heck, wo der alte Mann so gern sitzt, flattert an schönen Tagen viel Wäsche.
Windeln, Strampelchen, Deckchen, Wickeltücher, Jäckchen und Hemdchen.
Eine junge, blonde Frau steckt sie auf die Leine.
»Hallo, Jochen!« ruft sie.
Und »Hallo, Irenchen!« schallt es zurück.
Sie sind ein Ehepaar, dieser Jochen Baumgart und diese Irene. Und sie haben noch ein Kind, einen Jungen, vierzehn Wochen alt.
Und die Welt um sie herum ist nicht nur so blau und sonnig, weil die Sonne scheint, sondern weil in ihren Herzen so viel Licht und Liebe ist, daß sie manchmal glauben, sie müßten von innen heraus leuchten. ›Fidelitas‹ heißt das Schiff.
Wenn ihr es auf den nassen Straßen, irgendwo zwischen Nord und Süd, Ost oder West, seht, dann winkt ihm zu. Es wird euch zurückgewunken, sogar der alte Mann tut es, denn auf diesem Schiff fährt das Glück.
Endlich – endlich …
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