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Auf nassen Straßen

Auf nassen Straßen

Titel: Auf nassen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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immer an das dusselige Grubenholz. Von hier kommt also keine Gefahr. Es handelt sich nur um eine private Auseinandersetzung. Er atmete sichtlich auf. Ein Millionengeschäft ist immerhin mehr wert als ein persönlicher Streit.
    »Ich gehe in Basel nach Ablieferung der Ladung sofort von Bord. Ich bin froh, Sie bald nicht mehr sehen zu müssen.«
    Baumgart schüttelte den Kopf. »Sie gehen in zehn Minuten! Ich werde vor Ihrer Tür eine Wache aufstellen, die Sie nach den zehn Minuten einfach beim Kragen nimmt.«
    »Ich werde mich verteidigen!« brüllte Willke.
    »Mit Ihrem Schießeisen da? Sie kämen zu einem Schuß. Was dann aber von Ihnen übrigbleibt, würde in eine kleine Holzkiste passen.«
    Er wartete die Antwort Willkes nicht ab, sondern verließ die Kajüte.
    Wie ein gefangenes Tier rannte Willke in dem engen Raum hin und her. Er packte seinen Koffer in aller Eile, zog seinen Mantel an, setzte den Hut auf seinen verbundenen Kopf und wartete dann, was kommen würde.
    Um 7 Uhr 22 öffnete sich die Tür.
    Der 1. Matrose, ein Riese, und der 2. Maschinist, nicht weniger kräftig und groß, standen im Türrahmen.
    »Fertig?« brüllte der 1. Matrose.
    »Lumpenpack! Verbrecher! Gangster!« brüllte Willke. Aber er ließ sich ohne Widerstand abführen.
    Da es schon hell war und die Uferstraße sich mit Passanten belebte, verzichtete man darauf, Willke wie eine Kanonenkugel einfach an Land zu schleudern.
    Man führte ihn bis zu dem Laufsteg und gab ihm einen festen Tritt.
    Von der Brücke schallte ihm die laute Stimme Bunzels nach.
    »Holt Fallreep ein! – Taue los!«
    Willke blickte nicht zurück. Er hörte das Rauschen des Wassers, das Stampfen der Maschinen. Er ging schnell weg und winkte einer Taxe zu.
    »Zum Hauptbahnhof!« sagte er. Der Fahrer musterte den merkwürdigen Herrn mit dem dicken Kopfverband und den jodbepinselten Lippen.
    Vom Hauptbahnhof aus, vom Bahnpostamt, rief Willke sofort bei Pierre Domaine in Köln an.
    Es dauerte eine Weile, bis er Verbindung bekam. Dann meldete sich eine Stimme.
    »Pierre Domaine.«
    Herbert Willke hielt den Atem an. Ein eisiger Schreck durchfuhr ihn.
    »Wer ist dort?« fragte er, um ganz sicher zu sein.
    »Pierre Domaine. Wer ist denn dort?«
    Langsam legte Willke den Hörer wieder auf.
    Vorbei, dachte er. Alles aus! Sie haben Domaine erwischt. Der Mann am Apparat in Domaines Wohnung konnte nur ein Beamter der Kriminalpolizei sein. Nie meldete sich Domaine mit seinem richtigen Namen … Innerhalb des Ringes hieß er Françoise. Nur Eingeweihte kannten diesen Namen.
    Willke verließ schnell die Telefonzelle, bezahlte am Schalter seine Gebühr und ging fort. Als wenige Minuten später die Polizei zum Hauptbahnhof kam, war Willke schon längst außer Greifweite. Der Schalterbeamte konnte nur noch sagen, daß der Anrufer einen verbundenen Kopf gehabt habe und jodbepinselte Lippen.
    Dieses verfängliche Signalement ging an alle Polizeidienststellen hinaus. Von der Grenze Dänemarks bis zur Schweizer Grenze wurde per Funk die Beschreibung Willkes durchgegeben.
    Willke ahnte es. Er kannte die Gepflogenheiten der Polizei genau. Auf den Bahnhofstoiletten veränderte er sein Aussehen. Der Verband verschwand im Trichter des Abortes. Die offenen Wunden wollte er mit Hansaplast verschließen, das er in der nächsten Drogerie kaufen würde. Auch das Jod wusch er sich von den Lippen ab. Dann rief er von einem Restaurant aus alle Koblenzer Krankenhäuser an, bis er im St.-Antonius-Krankenhaus erfuhr, daß hier die Wöchnerin Irene Baumgart liege. Er lächelte zufrieden und ließ sich mit dem Zimmer verbinden.
    »Ich bin ein Onkel von Frau Baumgart«, sagte er zu der Stationsschwester, die an den Apparat kam. »Ich möchte ihr gratulieren. Können Sie ins Zimmer umschalten?«
    »Aber ja. Bitte, einen Augenblick.«
    Es knackte in der Leitung, und Herbert Willke bekam Zimmer Nr. 4.
    Die ›Fidelitas‹ rauschte durch den Rhein mit voller Kraft.
    »Wir müssen die ›Guter Weg‹ einholen«, hatte Baumgart zu Karl Bunzel gesagt. »Sie werden sich Sorgen machen!«
    Erna Baumgart, die auf dem Hinterschiff in der Sonne saß und Kartoffeln schälte, sah zuerst den weißen Leib der ›Fidelitas‹ in der Sonne blinken. Sie warf das Messer und die Kartoffel, an der sie gerade schälte, in den Eimer und rannte zu dem alten Baumgart in das Ruderhaus.
    »Jochen kommt hinter uns!« rief sie. »Jochen holt uns wieder ein! Jetzt werden wir erfahren, was mit Irene los ist.«
    Von vier Stellen aus wurden

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