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Auf nassen Straßen

Auf nassen Straßen

Titel: Auf nassen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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getrunken?« Schleggel stützte sich gegen die Rückwand des Bettes. »Was soll dieser Unsinn? Haben Sie Mist gemacht? Pfändung?«
    »Vielleicht Beschlagnahme. Aber das erkläre ich Ihnen später. Ich brauche nur Ihre Bestätigung, daß das Schiff noch dem Konzern gehört und ich nur ein Mieter bin.«
    Schleggel lächelte böse. »Ich denke nicht daran«, sagte er hämisch.
    »Ach!«
    »Ja, ach! Sehen Sie Lump zu, wie Sie aus dieser neuen Schufterei herauskommen. Auf mich und Meerbach können Sie nicht mehr rechnen.«
    »Gut.« Jochen Baumgart hustete. »Dann schalten Sie bitte zurück zu Ihrer Frau. Ich möchte ihr gern etwas erzählen von der kleinen Konsulin. Außerdem wird der Herr Konsul sich nicht bezwingen können. Sie, lieber Schleggel, heute noch irgendwo auf der Straße oder in Ihrem Büro oder auf Ihrem Klosett, wo immer Sie sich verkriechen, abzuschießen wie einen tollen Hund.«
    »Sie Saukerl!« schrie Schleggel.
    »Sehen Sie, wir verstehen uns! Sagen Sie das auch dem dicken Meerbach. Ich kann also mit Ihrer Hilfe rechnen?«
    »Nein!«
    »Dann geben Sie mir Ihre Frau!«
    Schleggel hängte auf. Er wunderte sich selbst über seinen Mut und wartete auf das neue Klingeln des Telefons. Er würde alles leugnen, er würde Baumgart als einen Irren hinstellen, er würde Zeugen bringen, die aussagten, daß er auf Sitzungen war, er würde …
    Schweiß stand auf seiner Stirn. Er wartete eine halbe Stunde. Aber das Telefon klingelte nicht.
    Schleggel begriff das nicht. Er hat eine neue Teufelei vor, dachte er. Er arbeitet in der Stille, und dann gehen wir eines Tages hoch wie eine Mondrakete.
    Über eine Privatnummer rief er dann Generaldirektor Meerbach an.
    »Nur Ruhe«, sagte dieser, »nur Ruhe, Schleggel!« Meerbach saß im Bett und frühstückte. Neben ihm, in einem Spitzentraum, saß die süße kleine Baronin und knabberte an einem Toast. »Wenn Baumgart wirklich Ernst macht, haben wir immer noch Zeit, diese Bescheinigung auszustellen. Sie haben sich tapfer geschlagen! Vielleicht haben Sie Baumgart so erschreckt, daß er nicht wieder zu uns kommt!«
    Er hängte auf und fuhr der kleinen Baronin über das schwarze Haar. »Wer ist Baumgart?« fragte sie.
    »Ein Geschäftsfreund, mein Schatz. Ein Säugling, den wir ernähren und der uns aus Dank dafür in die Brust beißt.«
    Die kleine Baronin quietschte vor Vergnügen. Sie betrachtete es als einen frivolen Witz und bog sich zurück. Sie sah so entzückend aus, daß Meerbach vergaß, sein Frühstücksei weiter aufzuklopfen.
    Für Baumgart bedeutete dieses Gespräch mit Direktor Schleggel wirklich eine Niederlage. Was niemand von den aufgeregten Herren erwartete, trat ein, fast wie ein Wunder anmutend: Jochen Baumgart kam nicht wieder mit Erpressungsmethoden, sondern schwieg.
    Er schwieg, weil es sinnlos war, lange Tage hin über dieses Thema zu streiten. Die Methode war ihm zu bekannt, als daß er sich ihr unterordnete oder auslieferte. Schleggel und Meerbach würden sich in spätestens zwei Stunden als verreist verleugnen lassen. Um ganz sicher zu sein, würde es heißen: Sie sind ins Ausland geflogen. Rückkehr ungewiß. Dann mußte Baumgart in Duisburg Recherchen anstellen, die Baronin oder die kleine Frau Konsul bemühen, bis es Schleggel und Meerbach zu heiß wurde und sie wieder auftauchten.
    Diese Zeit hatte Baumgart nicht mehr.
    In wenigen Minuten kam die Polizei an Bord der ›Fidelitas‹. Dann mußte er sich auf die in Aussicht gestellte Bescheinigung Schleggels berufen können. Sie war verweigert worden – zunächst jedenfalls – und fiel somit aus. Für Schleggel und Meerbach aber war es ein Wunder, daß die erwarteten neuen Angriffe Baumgarts ausblieben. Sie hatten sogar die Bescheinigung schon ausgestellt und unterschrieben, falls die Drohungen oder Aktionen des Gegners zu massiv werden sollten und eine schnelle Handlung herausforderten.
    Kriminalinspektor Jürgen Barthels betrat allein das stolze, weiße Schiff. Er wirkte wie ein früher Spaziergänger, den Kragen des Mantels hochgeschlagen, den Hut ins Gesicht gedrückt, die Hände in den Manteltaschen vergraben. So kam er an Bord und stieß gleich auf Karl Bunzel.
    »Guten Morgen«, sagte Barthels sanft. »Komme ich zu früh?«
    »Sie immer!«
    Kriminalinspektor Barthels schnüffelte. »Nanu – wird hier auch Alkohol geschmuggelt?«
    »Wieso?« fragte Bunzel giftig.
    »Weil das ganze Schiff nach Fusel stinkt. So viel kann ja ein Mensch allein nicht saufen …«
    »Ich bin der Kapitän!«

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