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Auf Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela

Auf Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela

Titel: Auf Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Malangré
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Jakobus?
Auserwählt, bevorzugt, eingeweiht — und doch versagend, schlafend im
entscheidenden Moment...
    Ist das so? Sieht Jesus das so?
Nein, Jesus verurteilt das nicht. Er hält Tröstungen und Heimholungen bereit.
    Die Tröstung: Wir lesen, daß
nach der Kreuzigung und Auferstehung Jesus sich den Jüngern zeigte. Johannes,
der Bruder des Jakobus, berichtet sehr genau: „Er zeigte sich in folgender
Weise: Simon Petrus... und die Söhne des Zebedäus“ — das waren Jakobus und
Johannes! — „waren beisammen“ (Joh 21,2). Hier wird der Verzagte getröstet: Der
Herr ist auferstanden.
    Die Heimholung: Jakobus ist der
erste Apostel, der um Jesu willen getötet wird. — In der Apostelgeschichte
lesen wir von der Steinigung des Stephanus (Apg 7, 59), wir lesen vom Wüten des
Saulus gegen die Christen und von seiner Bekehrung zum Paulus. Dann aber wird
über die Christenverfolgung durch Herodes Agrippa I. berichtet: „Zu jener Zeit
legte der König Herodes Hand an, um in böser Absicht gegen Angehörige der
Gemeinde vorzugehen. Er ließ Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwerte
hinrichten“ (Apg 12, 1-2).
    Dieses Ereignis können wir
zeitlich ziemlich genau festlegen. Wir kennen die Regierungszeit Herodes’
Agrippa I.: Er war in den Jahren 41-44 n. Chr. König über das Herrschaftsgebiet
seines Großvaters. Daher dürfen wir das Martyrium des Jakobus auf spätestens 44
n. Chr. datieren. Wir können sogar noch genauer sein, wenn wir den Text der
Apostelgeschichte als historisch ganz verläßliche Quelle gelten lassen. Im
Kapitel 12 finden wir den Hinweis, daß die Hinrichtung des Jakobus „mit dem
Schwert“ sozusagen die Einleitung von Volksbelustigungen war: „Als er“ —
Herodes — „aber sah, daß es den Juden gefiel, ließ er weiter auch den Petrus
festnehmen, gerade während des Paschafestes ... Herodes wollte ihm nach dem
Fest öffentlich den Prozeß machen“ (Apg 12, 3-4). Es geht dann sehr turbulent
zu: Petrus wird auf wunderbare Weise aus dem Gefängnis befreit; Herodes tobt,
reist nach Cäsarea, hat eine große Szene mit einer Gesandtschaft aus Tyrus und
Sidon — und mitten im aufgeblasenen Spektakel schlägt ihn der Engel des Herrn,
weil er sich als einen Gott feiern läßt, anstatt dem wahren Gott die Ehre zu
geben. Der König wird von Würmern gefressen und stirbt (vgl. Apg 12, 19-23).
Das alles liegt zeitlich eng beieinander. Wir haben also guten Grund, den
Martyrertod des Jakobus kurz vor dem Paschafest des Jahres 44 anzusetzen.
    Und was geschah vorher? Hier
sind wir fast gänzlich auf Spekulationen angewiesen. Wenn Herodes den Jakobus
als ersten Apostel hinrichten ließ, dann muß dieser in Israel ganz intensiv
missioniert haben. — Zwischen dem Tod Jesu und der Hinrichtung des Jakobus
liegen maximal 14 Jahre, von 30 n. Chr. als dem frühestmöglichen Sterbejahr
Jesu bis zum Tod des Jakobus im Jahr 44 n. Chr. — Was gibt es in diesem
Zeitraum von 14 Jahren an verbürgten Hinweisen auf eine Mission in Spanien? Nichts
dergleichen gibt es. Vielmehr spricht alles dafür, daß der erste hingerichtete
Apostel sterben mußte, weil er in Israel, in Jerusalem besonders
intensiv als Missionar des Christentums gearbeitet hatte. — Man muß
kirchengeschichtlich bedenken, daß Jakobus noch vor dem berühmten
Apostelkonvent im Jahre 48 oder 49 starb, auf dem in der Auseinandersetzung
zwischen Paulus und den „jüdischen“ Aposteln die Hinwendung zur Heidenmission
im sogenannten „Aposteldekret“ erst genehmigt wurde. War Jakobus also vor dem Aposteldekret in Spanien? Das ist mehr als unwahrscheinlich. Woher kommt
aber die Überlieferung, Jakobus sei als Missionar in Spanien gewesen, ehe er
nach Israel zurückkehrte und dort 44 n. Chr. geköpft wurde? Es gibt hierzu
harte Verdikte. G. Bouwman schreibt in Herbert Haags Bibel-Lexikon: „Spätere
außerbiblische Überlieferungen von seinem Auftreten in Spanien entbehren jeder
Grundlage.“ 7 Doch —
wenn es eine „spanische Überlieferung“ gibt, woher kommt sie?
    Es gibt Schriften aus dem
fünften oder sechsten Jahrhundert, hebräisch verfaßt, griechisch übersetzt, ins
Lateinische übertragen. Jede Übersetzung und Übertragung hat eigene Ambitionen
und fügt Neues hinzu. Von Spanien ist erst in der lateinischen Übersetzung die
Rede! Welchen Grund mag das haben?
    Wir spüren: hier kommen wir
dicht heran an die Grenze von Überlieferung und Legende. Diese Grenze ist
ungenau. Doch wir müssen sie erkunden und zumindest zu erklären

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