auf Safari
oder John Steeves an ihrer Tür vorbei. „… oh, hier ist es viel besser“, sagte Julian. „Zu viele junge Menschen meines Landes gehen in die Städte und das ist schlecht. Das richtige Leben ist hier im Busch. Billiger, einfacher. Lusaka ist voll von Dieben und Spionen.“
„Ausgezeichnete Anschauung“, meinte Steeves. „Ich selbst halte auch nicht viel vom Leben in Städten. Ich liebe Ihren Busch, er hat ein Geheimnis…“
Den Rest konnte Mrs. Pollifax nicht verstehen, weil die Stimmen in der Ferne verklangen. Jedenfalls war ihr jetzt wärmer und damit kam eine ungeheure Schläfrigkeit über sie. Sie schloß die Augen und schlief ein. Im Traum saß sie in einem Theater. Alle Teilnehmer der Safari standen auf der Bühne und trugen Masken.
Nicht nur eine, sondern zahlreiche. Eine über der anderen.
8
Als Mrs. Pollifax am nächsten Morgen um halb sieben aufwachte, war es bitter kalt. Ein junger Kellner brachte ihr auf einem Tablett Kaffee. Mrs. Pollifax streckte einen Fuß aus dem Bett, goß Kaffee in die Tasse und nahm sie mit unter die Decke. Ob sie je wieder warm werden konnte?
„Ich dachte, Afrika liegt in den Tropen“, protestierte sie beim Frühstück, das unten am Fluß im Morgennebel serviert wurde.
„Wir befinden uns zwölfhundert Meter über dem Meeresspiegel“, gab Julian zu bedenken. „Vielleicht erwärmt es Sie ,wenn Sie hören, daß Crispin in der Morgendämmerung mit einem Landrover draußen war und zehn Kilometer nördlich vom Dorf Löwenspuren entdeckt hat.“
„Oh, wie wunderbar!“ seufzte Mrs. Pollifax.
Fast ebenso begeisternd war die Nachricht, daß über Nacht die Dächer von zwei Landrovern entfernt worden waren, so daß sie stehend fahren und die Savanne nach Tieren absuchen konnten wie Profis. Mrs. Pollifax konnte es kaum erwarten.
Trotz ihrer Begeisterung hatte sie aber ihren Entschluß vom vergangenen Abend nicht vergessen und zwischen Frühstück und Aufbruch zog sie sich in ihr Zimmer zurück um sich einen Merkzettel für den Tag zu machen. ‚Herausfinden‘, schrieb sie, ‚wer in den letzten acht Monaten weit gereist ist (Frankreich, Costa Rica).‘
Dann: ‚McIntosh noch einmal ansprechen, könnte aus sich herausgehen. Mr. Kleiber: Da er sich auf Maschinen versteht, nach Gewehren fragen, John Steeves: Welche Verkleidung er bevorzugt.‘ Sie lernte den Text auswendig und verbrannte den Zettel dann.
Bald danach brachen sie in zwei Landrovern auf. Die Sonne stand jetzt höher, bald würde es wärmer werden. Mrs. Pollifax hatte für diesen Ausflug ihre Kleidung so gewählt, daß sie sich nach und nach ausziehen konnte: erst ihre Buschjacke, dann ihren dicken Pullover, dann ihre blassblaue Strickjacke, bis sie schließlich in gestreifter Hemdbluse und einem passenden Halstuch glänzen würde. Sie nahm auch ihren bunten Schirm sowie zwei Filmrollen für die Kamera mit und steckte ihre Brosche an.
Als sie das Safaridorf Kafwala hinter sich gelassen hatten und auf die offene Savanne zufuhren, empfand sie wie Lisa diese Reise durch Afrika als Geschenk. Sie war bezaubert von der Landschaft, durch die sie fuhr. Und als Mrs. Pollifax sich nach den Zementbauten am Straßenrand erkundigte, sagte Julian lachend: „Kein Zement – Termitenhügel.“ Er hielt an, sprang aus dem Wagen und trat dagegen, so daß eine bienenwabenartige Struktur sichtbar wurde.
Mrs. Pollifax erblickte die Elefanten als erste. „Oh, seht“, rief sie, und alle schauten nach links. In einiger Entfernung wanderte eine Elefantenherde durch die Savanne, eine Familie mit drei Jungen.
„ Baby snofu “, sagte Chanda.
„Ich zähle neun“, meldete sich Cyrus, der neben ihr stand.
Mrs. Pollifax stellte sich auf ihren Sitz und knipste dreimal rasch hintereinander, rutschte dann nach unten und machte eine Nahaufnahme von John Steeves, der ebenfalls die Prozession beobachtete.
„Können wir aussteigen?“ fragte Amy Lovecraft, heute ganz in Weiß und Beige gekleidet. Um ihr Haar hatte sie einen grünen Schal gebunden.
„Wir fahren besser weiter“, meinte Julian. „Die Tiere sind auf dem Weg zum Wasser, später sehen wir sie mehr aus der Nähe.“
Die beiden Landrover fuhren ganz langsam ein paar Kilometer weiter, ehe sie hielten. Alle stiegen aus und warteten mit schußbereiter Kamera.
„Dieses Licht hier“, sagte Mrs. Pollifax und deutete ins Weite, „es erinnert mich an das Licht in Südfrankreich. War jemand von
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