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Titel: auf Safari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Auch sie erhob sich. „Ich gehe mit Chanda nach oben“, sagte sie. „Es ist so dunkel, daß ich es nicht über mich bringe, allein zu gehen, und weil wir doch schon um sieben frühstücken…“
     
    „Wie, keine Fotos von den Enkelkindern?“ fragte Reed boshaft.
     
    „Ich habe noch Schlaf nachzuholen“, sagte sie ohne ihn zu beachten und ergriff ihre Handtasche. „Gute Nacht!“
     
    Ein Chor von Gutenachtwünschen begleitete sie als sie die Runde am Feuer verließ. Außerhalb des Lichtscheins war es stockdunkel; Chanda nahm sie bei der Hand und führte sie. Kiesel knirschten unter ihren Schritten und das Geräusch des rauschenden Flusses schläferte ein. Vom Haus aus schaute Mrs. Pollifax zur Feuerstelle zurück und zählte die Gruppe. Alle waren da. „Chanda“, fragte sie, „ob du mir wohl etwas in deinem Geheimbeutel aufbewahren würdest?“ Er starrte sie an.
     
    „Es ist etwas Wichtiges und ganz klein. Nur bis zum Ende der Safari:, fügte sie schnell hinzu. Sie öffnete ihre Kamera und nahm den Film heraus. Als sie ihn Chanda hinhielt bewegte er sich nicht.
    Er blickte durch sie hindurch und es schien, als sähe er etwas, was sie nicht sehen konnte. Dann lächelte er sie plötzlich an.
     
    „Ja, Geheimnis“, sagte er und steckte den Film in seinen Beutel.
     
    Sie merkte, daß sie den Atem angehalten hatte. Jetzt war sie erleichtert. „Du bist ein richtiger Freund, Chanda.“
     
    „Aber natürlich – nunandi “, sagte er lachend und rannte davon.
     
    Nachdenklich schaute sie ihm nach. Hoffentlich verstand er sie.
    Zumindest hatte sie diesen Film gerettet. Sie wandte sich um und wollte in ihr Zimmer gehen, da sah sie im Bogengang Cyrus Reed stehen, der die beobachtet hatte.
     
    „Oh, haben Sie mich erschreckt.“ Sie fragte sich, wie lange er wohl dagestanden hatte und was er gesehen haben könnte.
     
    Er reichte ihr ihre Sonnenbrille und den Schirm. „Das haben Sie liegengelassen. Haben Sie etwas gegen einen Spaziergang um das Lager, ehe wir hineingehen?“
     
    Sie zögerte. „Ein bißchen Bewegung könnte nicht schaden“, gab sie zu.
     
    „Gut. Prächtiger Anblick des Orion und der Plejaden, wenn wir aus der Reichweite des Lagerfeuers herauskommen. Langweilig da untern, nachdem Sie gegangen waren. Muß immer wieder feststellen, daß Mrs. Lovecraft durch die Nase spricht und Mr.
    Kleiber schnaubt, Steeves redet unentwegt über die Mongolei. Wir sind doch schließlich hier in Afrika.“
     
    Sie lachte. „Sie Ärmster.“
     
    „Durchaus nicht“, sagte er liebenswürdig und nahm ihren Arm.
    „Hab’ nur beschlossen, mir bessere Gesellschaft zu suchen.“
     
    „Übrigens finde ich, daß Ihre Tochter Lisa ein Schatz ist.“
     
    „Finden Sie auch? Scheint jetzt aufzutauen.“
     
    „Und Sie, sind Sie wirklich Richter?“
     
    Er holte seine Taschenlampe heraus, knipste sie an und nickte.
    „Ein phungu , wie Julian mich nennt. Das Nyanja-Wort für Richter.“
     
    „ Phungu “, wiederholte sie. „Welche Art von phungu waren Sie? Hatten Sie Hunderte von aufregenden Fällen?“
     
    „Nur Routine, außer dem Fall Rambeau gegen Jenkins.“
     
    Mrs. Pollifax blieb wie angewurzelt stehen. „Oh, glauben Sie , daß sie ihn umgebracht hat?“
     
    Er hatte zum Himmel geschaut. Jetzt wandte er sich ihr zu und lächelte. „Das weiß Gott allein, meine Liebe.“
     
    „Aber Sie waren dabei. Sie führten den Vorsitz.“
     
    „Na ja – das ist der übliche Trugschluß“, sagte er. „Wir Phungus richten nie über Schuld oder Unschuld, wir richten über Tatsachen.
    Das Gesetz ist kalt und unpersönlich. Muß so sein.“
     
    „Aber Sie sind es nicht“, sagte sie empört.
     
    Beim Schein des Lagerfeuers konnte sie erkennen, daß er lächelte.
    Erzählen Sie das niemandem, meine Liebe.“ Er blieb stehen: „Sie ‚meine Liebe‘ zu nennen, fällt mir nicht schwer.“
     
    „Na ja, ich jedenfalls halte Nina Rambeau für unschuldig“, sagte sie und hoffte, er würde nicht bemerken, daß sie errötete. Es lag schon weit zurück, daß sie jemand meine Liebe genannt hatte. „Haben Sie den Orion schon gefunden?“
     
    Er schüttelte den Kopf. „Es ist nicht dunkel genug. Ich denke, wir sollten den Weg ein wenig weiter hinaufgehen, dann können wir besser sehen.“
     
    „Tun wir das doch“, sagte sie.
     
    Sie wagten einige Schritte in die Dunkelheit. Dann schaute Mrs.
    Pollifax zurück: „Der Wächter folgt uns. Ist das nicht lächerlich?“
     
    „Durchaus nicht. Wenn

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