auf Safari
blieb Mrs. Pollifax ihr die Antwort nicht schuldig. „Unsinn! Ich glaube nicht, daß sie uns laufen ließen, was immer ich ihnen auch sagen würde, denn wir können sie ja jetzt identifizieren. Und warum sollten sie das riskieren?“
Amy kam näher und sagte mit gesenkter Stimme: „Ich habe versucht mich mit Simon anzufreunden, vielleicht haben Sie es bemerkt.“
„Nein“, erwiderte Mrs. Pollifax.
„Jedenfalls ist das so, und ich denke“, sie lächelte ein bißchen zaghaft, „ich denke, daß sie mich nicht umbringen würden. Es wäre möglich ,daß ich die Männer so ablenken kõnnte, daß Sie und Cyrus entwischen könnten. Nicht jetzt, aber später.“
Auf der Flucht erschossen , dachte Mrs. Pollifax. Für den Bruchteil eines Augenblicks sah sie Cyrus an, der zuhörte, dann wandte sie sich wieder an Amy und sagte mit entsetzter Stimme: „Oh, da halte ich nicht für ratsam. Und Sie? Ich vermute, Sie denken an eine Flucht. Daran liegt mir nicht, und Ihnen Cyrus?“
„Nein“, gab er unumwunden zu. „Zu anstrengend.
Außerdem sind ja unsere Hände gefesselt.“
„Meine auch“, sagte Amy, „aber ich könnte Simon vielleicht überreden, unsere Fesseln zu lösen.“
Darauf ginge ich jede Wette ein , dachte Mrs. Pollifax. „Nun ja, es wäre wunderbar unsere Hände frei zu haben“, sagte sie ernst.
„Das Gehen mit gefesselten Händen ist so mühsam, aber fliehen…“ Sie schauderte. „Ich weiß nicht, aber der Gedankt erfüllt mich mit Entsetzen.“ Sie bemerkte, daß Cyrus sie mit einem fragenden Stirnrunzeln ansah und sie überlegte, warum er sie plötzlich so mißtrauisch betrachtete. „Aber wenn Sie bei ihm erreichen könnten, daß er unsere Fesseln löst“, fügte sie sehnsüchtig hinzu.
„Ja“, sagte Amy, „aber Sie müssen einfach an Flucht denken, wenn die Gelegenheit sich bietet. Sie müssen entschlossener sein.“
„Ja“, seufzte Mrs. Pollifax.
Einen Moment später, als Simon zum Aufbruch rief, erfuhr sie den Grund für Cyrus’ seltsamen Gesichtsausdruck. Als er ihre auf die Füße half, sagte er: „Beginne mich zu fragen, ob Sie nicht wirklich Dias zeigen.“
„Dias?“ fragte sie entgeistert. „Cyrus, was in aller Welt…?“
„Dieselbe Stimme“, sagte er. „Beide Male. War mir nicht klar über die Dias.“
Erstaunt starrte sie ihn an. „O Dias “, erwiderte sie und sie bewunderte sein Gedächtnis.
In seiner fürsorglichen Art riet er ihr: „Versuchen Sie, Ihre Buschjacke um den Kopf zu wickeln. Nicht umsonst haben die hier in Afrika Korkhelme getragen. Sehr intensive Sonne…“ Er machte ihr um die Taille geknotetes Jackett los und da sie es mit ihren gebundenen Händen nicht um den Kopf schlingen konnte, legte sie es lose über den Kopf. Dann eilte sie nach vorn um Simons Befehl nachzukommen.
Und weiter ging die Wanderung. Immer wieder von Pausen unterbrochen. Sie war schon ganz vertraut mit dem afrikanischen Boden. Er war von einem kräftigen Rostbraun und hatte die grobkörnige Struktur eines Ameisenhügels. Und obwohl die Regenzeit erst kürzlich zu Ende gegangen war, schien er trocken, sehr trocken zu sein. Sie war glücklich, wenn sie auf ihm ausruhen konnte. Das Laufen auf der Erde war möglich, doch auf Schlangen mußte sie achten. So ging sie mit gesenktem Kopf und das ermüdete sehr. Unentwegt stachen die Tse-Tse-Fliegen. Und wenn sie Pause machten, reichte der kümmerliche Schluck Wasser nicht mehr aus. Bei jedem Halt studierte Simon stirnrunzelnd Kompaß und Karte. Und dann wurde weitergegangen. Nur zweimal wurde die Eintönigkeit unterbrochen: einmal durch eine Herde Schwarzfersenantilopen, die in panischem Schrecken ihren Weg kreuzten, und einmal durch den Anblick eines toten Büffels, von dem nur noch das nackte Gerippe übrig war.
„Hat Löwe getötet“, sagte Reuben aus dem Hintergrund.
Einige Zeit danach bemerkte Mrs. Pollifax, daß Simon stehengeblieben war. Sie war hinter ihm her gestolpert und als sie aufblickte, sah sie, daß Mainza aus der Reihe getreten war, Simon a am Arm gepackt hatte und nach rückwärts deutete. „Etwas ist hinter uns her“, sagte er leise.
„Ich sehe nichts. Mensch oder Tier?“
Mainza zuckte die Achseln. „Es bewegt sich, wenn wir gehen, es steht still, wenn wir rasten. Soll ich zu dem Ameisenhaufen da vorn gehen und im Kreis zurück?“
„Mach das. Sei vorsichtig. Wir warten. Wir rasten hinter dem Hügel.“
Das Wort
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