auf Safari
pro Stunde auf holperigem Boden spürte man jeden Knochen im Leibe. Die Scheinwerfer waren so verhüllt, daß man nur auf geringste Entfernung hin sehen konnte. Zu Beginn ihrer Reise stellte Cyrus fest, daß sie westwärts fuhren. Später wechselten sie die Richtung nach Süden. Sonst wurde nichts gesprochen. Mrs. Lovecraft schwieg beharrlich und Mrs. Pollifax überlegte, daß bei der Größe des KafueParks Simon genügend Platz zum Ausweichen hatte, und somit jede Suchaktion nach ihnen sehr schwierig würde.
An Aristoteles dachte sie besser nicht. Es war wichtiger zu überdenken, was sie riskieren konnte, um Farrells Leben vor diesen Leuten zu schützen. Vor Leuten, die selbst vor einer Entführung nicht zurückschreckten. Es ging jetzt ja auch um Cyrus’ Leben…
Heldenhaft war er hinter ihr hergewandert und es durfte nicht geschehen, daß er dafür sein Leben lassen solle. Sie fühlte sich für ihn verantwortlich. Blieb ihr überhaupt eine Wahl? Es war richtig, daß Farrell jünger war, daß er es verstand, solche Leute wie Simon zu überlisten. Und was berechtigte sie zu der Annahme, daß er nicht überleben würde, wenn sie ihn identifizierte? Große Zweifel überfielen sie. Der Zufall hatte sie beide einmal in einer Situation zusammengeführt, die nicht alltäglich war. Schon damals hatten sie verschiedene moralische Vorstellungen. Und seither waren vier Jahre vergangen. Vielleicht schmuggelte er jetzt Drogen oder war in Dinge verwickelt, die sie genauso verabscheute. Sie erinnerte sich lebhaft, wie sie bei ihrer ersten Begegnung über sein verbissenes Gesicht und über seine spöttischen Augen erschrocken war.
Mrs. Pollifax ertappte sich beim Lächeln, als sie an die ersten Reaktionen des ‚Flüchtlings‘ aus New Brunswick, New Jersey, Mitglied des Gartenklubs dachte. Was für ein behütetes Leben hatte sie bis dahin geführt, und wie mußte er sich über sie amüsiert haben!
Absurder Gedanke – er könnte sich so sehr verändert haben. Ein Mann, der unter der Folter nicht zusammengebrochen war. Der, als er glaubte, sterben zu müssen, zuerst an sie gedacht hatte. Nein, verraten konnte sie ihn nicht, sie konnte es einfach nicht.
Das also wußte sie ganz genau: sie konnte Farrell nicht verraten.
Sie wußte aber auch, daß sie Cyrus nicht preisgeben wollte. Am besten wartete sie ab und verließ sich auf ihren Instinkt. Am Ende -
falls sie nicht rechtzeitig von einem Suchtrupp gefunden wurden -
am Ende blieb ihr vielleicht keine andere Wahl. Sie mußte jetzt einfach warten und die Hoffnung nicht aufgeben. Sie wußte, wenn sie die Fesseln von ihren Handgelenken loswerden könnte, dann würde der sambische Busch von ihren Ki-Ya-Schreien widerhallen.
„Wird Tag“, sagte Cyrus und deutete mit den gefesselten Händen nach draußen. „Muß ungefähr fünf Uhr sein.“
Mrs. Pollifax sah auf und zum erstenmal seit ihrer Entführung nahm sie die Umwelt wahr. Sie waren umgeben von Dornbüschen Und hohem Gras. Und sie fühlte sich dem neuen Tag ganz und gar nicht gewachsen. Als sich dann aber langsam ein warmes, goldenes Licht über der Niederung ausbreitete und unvermittelt die Sonne am Horizont aufstieg, da erwachten auch ihre Lebensgeister wieder.
Simon und Mainza begannen vorne im Wagen miteinander zu reden. Ihre Sprache war für die anderen nicht zu verstehen.
Dann deutete Mainza nach links, der Wagen bog dorthin ab und hielt in einem Dickicht.
„Wir machen eine Pause:, sagte Simon und schaltete die Zündung aus.
Steif kletterten alle aus dem Landrover und sie wurden zu einem abgeholzten Flecken Erde geführt, der erfreulicherweise durch die Sonne erwärmt war. Reuben brachte ihnen Schlafsäcke heraus, die sie auf dem Boden ausbreiteten. Sie durften die ‚Toilette‘
benutzen und mit Reuben als Bewacher suchte einer nach dem anderen diesen Platz auf.
Simon und Mainza blieben beim Wagen. Sobald Amy fort und sie mit Cyrus allein war, sagte sie entschlossen: „Wir müssen unbedingt diese Fesseln loswerden.“
„Natürlich, meine Liebe“, bestätigte er ernsthaft, „aber im Augenblick nicht zu machen. Muß zugeben, daß ich mich auf dergleichen nicht gut verstehe.“
Lächelnd antwortete sie: „Sie würden überrascht sein, was Sie alles könnten, wenn Ihr Leben davon abhinge.“
„Ja, aber nehmen wir z. B. an, ich nähere mich unserer Freundin Amy von hinten, schwinge ihr meine gefesselten Arme über den Kopf und hallte Amy wie ein
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