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Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Titel: Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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bemühten sich, ihn herunterzunehmen. Gerade noch rechtzeitig kam eine jüngere Dame dazu und verbot ihnen, mit den Rüstungen zu spielen. Egon, Kuno und Eberhard wurden nicht behelligt.
    Wenn nur die Tante gehen wollte, damit wir endlich anfangen können! Aber Tante Clothilde redete weiter auf den kahlen Nicki ein und verwendete Andis Visier als Aschenbecher. Die Asche rieselte ihm bereits bis zum Nabel hinunter.
    „Jetzt muss ich mit Pupsi sprechen!“ sagte sie plötzlich. Andi freute sich schon. Doch da geschah es: Tante Clothilde trank ihr Glas aus, klappte sein Visier einen Spalt auf und warf die Zigarre hinein.
    Ein heldenhafter Kampf begann, der jedem Ritter zur Ehre gereicht hätte. Die Zigarre brannte nämlich noch. Sie lag quer über seiner Nase mit dem glühenden Ende nach rechts. Im Nu füllte sich das Innere des Helms mit Qualm. Andi schloss die Augen und hielt den Atem an. Lange halte ich das nicht aus! dachte er. Zwar brennt mich die Zigarre in dieser Lage nicht, aber was ist, wenn man sieht, wie der Rauch aus dem Visier aufsteigt? Dann sind wir verraten, noch bevor der Streich angefangen hat! Ich muss sehen, dass ich sie weiter hinunter bugsiere. Aber wie, ohne mich zu verbrennen? Ich muss es drauf ankommen lassen!
    Er bewegte die Nasenspitze, schnitt Grimassen, doch die Zigarre schien festgeklemmt. Vorsichtig bog er den Kopf zurück, Sie rührte sich nicht. Da hob er das Kinn und pustete aus Leibeskräften. Endlich fiel sie herunter, brannte ihn am Kinn, rutschte weiter. Links neben seinem Kehlkopf wurde es heiß, brannte aber nicht.
    Da hab ich noch mal Glück gehabt! sagte er sich. Anscheinend liegt sie auf meinem Kragen. Jetzt nur nicht bewegen, damit sie nicht weiterrutscht, bevor sie ausgegangen ist!
    Er blinzelte, musste aber das linke Auge gleich wieder zumachen. Vorsichtig, um ja nicht husten zu müssen, atmete er durch den rechten Mundwinkel. Ein Glück, auf dieser Seite war die Luft rein! Es wurde zwar immer wärmer im Helm, aber er konnte wenigstens atmen. Als die Anspannung sich löste, kam ihm ein Gedanke, dass er fast hinausgelacht hätte: Ritter mit Heizung — eine ideale Lösung für Feldzüge im Winter.
    Der Rauch wurde weniger, er sah sich um. Niemand schien seinen stillen Kampf bemerkt zu haben. Endlich ging die Zigarre aus. Langsam und mit nur wenig Druck blies Andi den restlichen Rauch durch das Visier und holte erst einmal tief Luft. Jetzt konnte es losgehen!
    Nachdem er sich überzeugt hatte, dass niemand zu sehr in seiner Nähe stand oder gerade herüberschaute, gab er verabredungsgemäß die ersten Laute von sich: ein vorher geübtes Hundeknurren. Niemand schien ihn gehört zu haben. Andi knurrte erneut. Diesmal etwas lauter. Einige drehten sich um, schauten auf den Boden und sprachen weiter. Da kam von der gegenüberliegenden Seite vom kleinen Eberhard ein helles Bellen. Jetzt drehte sich auch Mauersäge um. Darauf knurrte es rechts vom Kamin, unverkennbar Egon, der das am besten konnte. Dann gegenüber neben der Tür. Allmählich wurden alle Gäste aufmerksam. Ihren Gesten nach sprachen sie darüber, dass hier wohl irgendwo ein Hund sein müsse. Einige, darunter auch die beiden Kinder, gingen zur Tür, um nachzusehen, ob das Knurren vielleicht von draußen käme. In diesem Augenblick knurrte Kuno, links neben dem Kamin.
    Tante Clothilde deutete in seine Richtung und rief: „Hier muss der Köter sein. Offenbar hinter den Rüstungen.“ Einige traten näher, bückten sich, um nachzusehen. „Hier ist er nicht“, sagte die jüngere Dame, die zuvor die beiden Kinder daran gehindert hatte, dem kleinen Herbert den Wasserkopfhelm abzunehmen.
    Kaum hatte sie das gesagt, bellte Andi, so laut, dass er schon dachte, er hätte sich verraten. Aber die hohen Herrschaften zeigten sich belustigt. Sie lachten, bückten sich, liefen vor den aufgestellten Rüstungen auf und ab und suchten weiter nach dem vermeintlichen Hund.
    Der Plan der Ritter war der, die Gäste durch Knurren und Bellen irrezuführen. Dann vorzutreten, die Schrecksekunde zu nutzen, ein Kaviarbrötchen oder eine Hühnerkeule zu stibitzen und mit diesen Trophäen in der Hand während des Mittagessens im Esssaal einzuziehen. In voller Rüstung!
    Doch soweit war es noch nicht. Der kleine Eberhard hatte schon wieder gebellt, Herbert geknurrt und Egon ein böses, in Bellen übergehendes Brummen von sich gegeben. Die Besucher befanden sich bereits in einem regelrechten Rundlauf auf der Suche nach dem Vierbeiner. Wo das

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