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Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Titel: Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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den See! Also los!“
    Andi zog Herbert an den Rand eines Busches.
    Wie recht er mit seiner Vorsicht hatte, sollte sich sogleich herausstellen. Zuerst sahen sie drunten am Steg eine Taschenlampe kurz aufflackern, in deren Schein Dampfwalzes schwere Gestalt deutlich auszumachen war. Er hantierte mit einem langen Kabel, das er vom Eisengeländer des Stegs hinüber zum Bootshaus auslegte. Plötzlich hörten sie ein Geräusch. Es klang, wie wenn ein Stein gegen einen anderen stößt, und kam von oberhalb. Andi legte den Finger an den Mund, um den dreisten Herbert zu dämpfen, und kroch mit ihm vorsichtig um den Busch herum. Aber nur so weit, dass sie den Hang hinaufschauen konnten.
    Anfangs war nichts zu sehen. Das Auge musste sich erst auf die neuen Verhältnisse umstellen. Doch dann zeichneten sich plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, keine zehn Meter von ihnen entfernt, zwei Gestalten vom Nachthimmel ab. Unbeweglich standen sie da und schauten hinunter zum Steg.
    „Komm, hinter den Busch! Wenn einer den Hang raufkommt, sieht er uns womöglich!“ flüsterte eine Stimme. Die beiden Gestalten kamen näher, direkt auf Andi und Herbert zu, die schleunigst ihre Köpfe zurückzogen und sich an der zum See gewandten Seite zusammenkauerten.
    Eine Weile blieb es still. Dann wieder eine Stimme: „Hast du ihn gesehen eben? Das war Dampfwalze. Er setzt das Geländer unter Strom.“
    Ein leises Kichern. Dann die Stimme des andern: „Wenn die wüssten, dass die Mädchen gar nicht kommen!“
    „War eine einmalige Idee mit dem falschen Warnbrief von Beatrix!“
    Als dieser Name fiel, wusste Andi Bescheid. Die beiden hinter dem Busch mussten Stephan und Ottokar sein. Denn nur Stephan stand mit Beatrix in Verbindung. Andi hatte ihre Grüße ausgerichtet, und Stephan schien das gar nicht recht zu sein. Und wenn Stephan einen Streich macht — so schloss er weiter — , dann mit seinem Freund Ottokar.
    „Wir können beruhigt an die Arbeit gehen“, sagte der eine wieder.
    „Ab und zu schauen wir nach, ob sie noch da sind!“
    Kein Zweifel, das war Stephan! Kaum hörbar entfernten sie sich wieder; Andi und Herbert krochen um das Gebüsch herum und sahen die beiden Gestalten gegen den Nachthimmel, bis die Dunkelheit sie schluckte.
    „Mein lieber Schwan“, sagte der kleine Herbert und atmete nach der Anspannung erst einmal tief durch.
    „Jetzt hast du gesehen, wie man so was macht“, erwiderte Andi. „Den Busch hier muss man sich jedenfalls merken. Da erfährt man ja einfach alles.“
    „Wieso?“ fragte Herbert. „Hast du verstanden, was sie gemeint haben mit dem Brief und so? Wer waren die zwei überhaupt?“
    „Das waren Stephan und Ottokar“, erklärte Andi geduldig. „Sie haben Dampfwalze auf eine falsche Fährte gelockt, damit er ihnen nicht in die Quere kommt. Sie müssen was Tolles vorhaben!“
    Herbert stand auf und sagte sichtlich enttäuscht: „Mensch, dann sind wir hier ja auf dem ganz falschen Dampfer!“
    „Du merkst auch alles“, erwiderte Andi und schlich voran, den Weg zurück. Jetzt mussten sie noch vorsichtiger sein als zuvor. Denn je näher sie der Burg kamen, desto schwieriger wurde es, vor dem dunklen Hintergrund der Mauern Gestalten auszumachen. Aus diesem Grund wählte der umsichtige Andi einen anderen Weg.
    „Wo willst du eigentlich hin?“ fragte Herbert, als sie den Waldrand erreicht hatten.
    „Über die Zugbrücke“, antwortete Andi. „Wir wissen ja nicht, wo sich die beiden rumtreiben!“
    Vorsichtig näherten sie sich der Zugbrücke, warteten einen Augenblick, huschten hinüber, drückten sich an die Mauer des Torbogens, lauschten, tasteten sich vorwärts, ohne den Burghof auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Hier brannte die Nachtbeleuchtung, eine schwache Birne auf der Mitte der Steintreppe, die zu dem Flur mit den Klassenzimmern hinaufführte. Einige der Schulräume lagen direkt über dem Torbogen, der in der Tiefe etwa fünfzehn Meter maß, wodurch er mehr einem Stollen als einem Tor glich. In der Mitte dieses Stollens gegenüber der Wand, an der Andi und Herbert jetzt standen und in den Burghof schauten, war in einem ebenerdigen Kellerraum die Garage untergebracht. Hier standen die Feuerspritze, Mauersäges Pferde- und Benzinwagen sowie die Motorräder und Wagen der Lehrer.
    Nichts rührte sich. Da, plötzlich ein leises Ächzen: Die Tore der Garage wurden von innen geöffnet. Andi und Herbert huschten an der Wand entlang ein Stück zurück, zur Zugbrücke hin, wo der

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