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Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Titel: Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Reihe der Rüstungen auf und hielt den Spiegel hoch. „Na, wie gefällst du dir?“
    Andi klapperte vor Lachen in allen Scharnieren. Denn Jean hielt nicht ihm, sondern seinem Nachbarn den Spiegel hin. Er war auf den roten Helmbusch hereingefallen.
    „Du Schlingel“, sagte Jean lachend, als er seinen Irrtum bemerkte. „Hast du mich reingelegt! Wenn’s heute noch Ritter gäbe, hätten sie bestimmt Nummernschilder wie die Autos.“
    „Es gibt noch Ritter!“ antwortete Andi, trat vor den Spiegel und betrachtete selbstvergessen sein gepanzertes Ebenbild.
    Am Abend nach dem Essen zog er den kleinen Herbert am Ärmel. „Bleib mal einen Moment da. Ich muss dich sprechen.“
    „Was gibt’s denn?“ fragte der kleine Herbert. „Das wirst du gleich sehen. Warte, bis die andern draußen sind.“
    „Du willst mich wohl verulken?“ sagte der kleine Herbert und sah misstrauisch an ihm hoch. „Nein. Nicht dich. Sondern die andern. Mit dir.“
    Da wurde der kleine Herbert noch misstrauischer: „Warum ausgerechnet mit mir? Bei den Größeren traust du dich wohl nicht?“
    „Ich brauche dich“, sagte Andi bestimmt. „Deine Größe ist entscheidend wichtig für das, was ich vorhabe. Aber erst versprich mir, dass du zu niemandem etwas sagst!“
    Er hielt ihm die Hand hin.
    Herbert schlug ein. „Mein Ritterwort!“
    Jetzt erzählte Andi, was er vorhatte.
    Der kleine Herbert taute zusehends auf. Schließlich sagte er strahlend: „Mensch, toll, Andi! Du bist prima. So kommen wir Kleinen auch mal zum Zug. Na, die werden Augen machen! Von wegen Schwung und so.“
    Und er versprach unter dem Siegel der Verschwiegenheit, den kleinen Egon, den kleinen Kuno und den kleinen Eberhard in das große Vorhaben einzuweihen.
    Da der Rittersaal im allgemeinen abgeschlossen war, wurde Eberhard beauftragt, sich Dampfwalzes Dietriche auszuleihen. Zwar hatten Stephan und Ottokar ebenfalls ganze Bünde von Nachschlüsseln, aber sie waren cleverer und würden leichter Verdacht schöpfen. Dampfwalze dagegen wurde nicht umsonst der „Muskelprotz mit Spatzenhirn“ genannt. Und Eberhard war von den Kleinen der schmächtigste; bei ihm würde er bestimmt nicht an einen Streich denken. Und so kam es auch.
    „Du?“ fragte Dampfwalze und lachte laut. „Wozu brauchst du denn Dietriche?“
    „Ich will ein Schloss aufmachen“, antwortete der kleine Eberhard. „Ich habe da einen Anzug, an den ich nicht mehr rankomme.“
    „Das kann auch nur dir passieren!“ sagte Dampfwalze und gab ihm den Bund. „Sperr aber schön wieder ab. Sonst zieht es, und du erkältest dich!“
    Eberhard war solche Scherze gewohnt. Nie zuvor aber hatte ihm einer solche Genugtuung bereitet.
    Die kleinen Ritter konnten nachts vor Aufregung kaum noch schlafen. Erst im Unterricht überfiel sie bleierne Müdigkeit. Der Plan war von Andi genau ausgearbeitet; es konnte nichts schief gehen.
    Da rief der Rex am Vorabend die Schule zu einer Schulversammlung im Wohnzimmer zusammen. Er sprach über das Familientreffen derer von Schreckenstein und bat sich für die Tage des Besuches ordentliches und vor allem weniger lautstarkes Benehmen aus. Im Hinausgehen drängte sich Andi in die Nähe der fuhrenden Ritter, um zu hören, ob sie vielleicht doch in letzter Minute einen Plan ausheckten.
    Aber Ottokar sagte nur: „Jetzt sollen wir uns auch noch drei Tage ruhig verhalten!“
    Worauf Klaus, der Witzbold, bemerkte: „Dann ist das Altersheim komplett. Es sei denn, dass Mücke plötzlich Schwung bekommt.“
    Alle lachten. Doch dabei blieb es.
    Am nächsten Morgen stand Andi früher auf, zog Trainingshosen und einen dicken Pullover an, als müsse er nach Wampoldsreuthe marschieren. Aber er ging nur die Treppe hinunter und schloss heimlich den Rittersaal auf. In Abständen von fünf Minuten folgten der Reihe nach: Herbert, Egon, Kuno und Eberhard. Hinter ihm schloss Andi wieder ab. Wie er von Jean wusste, sollten die Vorbereitungen für das kalte Büfett nicht vor neun Uhr beginnen.
    „Legt euch flach“, sagte er, „und verhaltet euch leise. Ich sage euch, wenn es soweit ist. Wir müssen noch lange genug stehen!“ Die kleinen Ritter, die sich inzwischen passende Rüstungen ausgesucht hatten, legten sich auf den Boden.
    Nur Kuno hatte noch eine Frage: „Und was ist, wenn sie uns suchen?“
    Andi lächelte wohlwollend wie ein Lehrer, der etwas erklärt: „Ist alles geregelt. Ottokar hat von mir einen Zettel. Er verliest beim Frühstück unsere Namen und sagt, dass wir uns im Laufe des

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