Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß
gerade den frischesten Eindruck machten. Erst nach der kalten Dusche sah die Welt wieder klarer aus. Der kleine Herbert kam ins Zimmer, was er sonst nie tat, wünschte allerseits einen guten Morgen, um dann Andi ganz dumm nach einem Mathematikbuch zu fragen. Stephan, ebenfalls auffallend heiter, hatte es mit dem Anziehen besonders eilig und schimpfte laut, als ihm der Schnürsenkel riss.
Daraufhin konnte es sich Andi nicht verkneifen, ihn zu fragen: „Warum denn heute so eilig?“
„Seit wann interessiert dich das?“ sagte Stephan patzig.
Der Gong ertönte: Frühstück.
Auch Andi hatte sich mit dem Anziehen beeilt, um unauffällig, aber doch möglichst gleichzeitig mit Stephan in den Esssaal zu kommen. Begleitet vom kleinen Herbert, der immer noch über Mathematik sprach, zogen sie los. An der Treppe gesellte sich Ottokar zu ihnen, der auf Stephan gewartet hatte. Schon im oberen Flur kündigte sich das bevorstehende Ereignis an. Es war eine ganz besondere Stimmung. Vielleicht kam es ihnen auch nur so vor. Vor der Tür wechselten Ottokar und Stephan einen Blick. Dann traten sie ein.
Niemand saß an seinem Platz. Überall standen Ritter und Lehrer, diskutierend, bewundernd.
Einige kamen spontan auf Stephan und Ottokar zu. „Das ist ja irre! Toll habt ihr das gemacht!“
Einen solchen Streich traute man eben nur diesen beiden zu. „Das Beste sind die Skelette!“ stellte Mücke fest.
Jetzt erst bemerkten Stephan und Ottokar, dass hier noch jemand mit von der Partie gewesen war. Aber sie sagten nichts.
„Diese Bande!“ brummte Dampfwalze und setzte sich mit seiner Leibgarde Klaus und Dieter als erster an seinen Platz.
Doktor Waldmann schüttelte immer wieder den Kopf, und der Rex fand überhaupt keine Worte mehr. „Wie habt ihr das nur gemacht? Wie habt ihr das nur gemacht?“ sagte er, während Gießkanne seinen Zweitakter unter die Lupe nahm, ob auch ja kein Kratzer daran zu finden sei. Doch so sehr er auch suchte, er fand keinen.
Egon, Kuno und Eberhard waren untröstlich. Sie hatten sich solche Mühe gegeben, um wach zu bleiben und jedes verdächtige Geräusch wahrzunehmen, und dennoch verschlafen.
Nachdem sich die Verblüffung gelegt hatte, wurden Stephan und Ottokar im Triumphzug auf den Schultern durch den Esssaal getragen. Alle, auch die Lehrer, klatschten und brachen immer wieder in den Schreckensteiner Schlachtruf aus.
Als das Frühstück endlich zu Ende war, ging Stephan auf Andi zu: „Ist zu fünfzig Prozent dein Erfolg.“
Andi sah ihn an und sagte: „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Und beide wussten, dass sie einander verstanden. Nach Ritterart.
Die Retourkutsche
Eigentlich hätte der Schulunterricht ausfallen können. Die Aufmerksamkeit war jedenfalls gleich Null. Alle dachten an den phantastischen Streich, und Andi wünschte sich, die Sache möge sich auch in Neustadt herumsprechen, vor allem in der Ebert-Schule bei seinen ehemaligen Kameraden. Nur Herbert war unzufrieden. Am liebsten hätte er allen erzählt, dass der gelungene Witz mit den beinernen Motorradfahrern letzten Endes auf seine Wachheit zurückzuführen war. Denn hätte er Andi nicht geweckt, wäre es nicht dazu gekommen. Aber so klein er noch war, fühlte er sich doch zu sehr als Ritter, um dieser Eitelkeit nachzugeben. Hauptsache, der Streich war gelungen, wie viel der einzelne dazu beigetragen hatte, blieb Sache der Ritter.
Das Mittagessen wurde, wie schon das Frühstück, in der Kraftfahrzeugausstellung verzehrt. Für den Nachmittag setzte der Rex den Abbau unter allgemeiner Beteiligung an. Staunend sahen Ritter und Lehrer, mit welcher Sorgfalt und Sachkenntnis die schweren Fahrzeuge wieder auf ihre Plätze gebracht wurden. Bei dieser Gelegenheit gab Dampfwalze eindrucksvolle Proben seiner großen Kraft. Für den Weg die Treppen hinunter teilte Ottokar fünf Ritter als Bremser ein. Sie mussten in beziehungsweise auf den Fahrzeugen Platz nehmen, um im Bedarfsfall die Bremsen betätigen zu können. Gießkanne, der übervorsichtige Gesangslehrer, ließ es sich nicht nehmen, seinen Zweitakter selbst zu kutschieren; die anderen mit dem Rex sahen nur zu.
„Komm, du machst auch einen Bremser“, sagte Ottokar zu Andi, der gerade die Stützhölzer unter den Tischen einsammelte. „Nimm am besten Schiessbudes Motorrad.“
Andi verstand, warum gerade er für dieses Fahrzeug eingeteilt wurde, und tat, was ihm Ottokar gesagt hatte. Als ihn die Ritter aus dem Esssaal schoben, stand Mücke vor
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