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Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Titel: Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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entfernt und ging auf Rui zu. »Wie kommt es eigentlich, dass wir ihn noch nicht befragt haben?«, sinnierte Bernie. In der Frage konnte ich ihm nicht weiterhelfen. »Ich verliere langsam den Überblick.«
    Bernie verlor den Überblick? Nie im Leben. Wir hatten den Fall doch fest im Griff, quasi schon gelöst. Die Bösewichte steckten schließlich hinter Gittern. Nur, wo war Suzie? Das machte uns Sorgen. Wenn die Bösewichte eingebuchtet waren, dann hieß das normalerweise, dass der Fall aufgeklärt war. Ich dachte zurück an Princess, Adelina und mich in der Hütte und an Thurman mit dem Würgehalsband und an ein paar andere Dinge, die mir allerdings nicht mehr ganz klar vor Augen standen, und überlegte, dass wir den Fall vielleicht doch noch nicht gelöst hatten, aber weiter kam ich nicht.
    »Hey, Chet, was ist denn los?«
    Nichts. Nichts war los. Ich merkte, dass mein Schwanz nach unten hing, und streckte ihn wieder in die Höhe, bereit zum Wedeln.
    Rui wartete am Ende des Gangs, wo sich die unterste Sitzreihe befand. Nance war noch auf dem Weg zu ihm und hob im Gehen den Kopf, womöglich, um zur Tribüne hochzusehen. Bernie duckte sich hinter einen Sitz; ich nicht, weil ich von vornherein auf dieser Höhe war. Wir linsten über die Sitzlehne. Nance erreichte Rui und übergab ihm einen Umschlag, einen von diesen großen, gepolsterten Umschlägen. Erwiesenermaßen war die Polsterung nicht fressbar, aber die Geschichte erzähle ich ein andermal. Nance drehte sich um und ging weg. Rui drehte sich auch um und stieg die Treppe hoch. Wir blieben, wo wir waren, die Augen auf Rui gerichtet. Er erreichte unsere Sitzreihe, aber einen Gang weiter, und ging auf einen der Tunnel zu, die aus der Arena führten, ohne in unsere Richtung zu blicken.
    Ganz leise machte Bernie dieses Geräusch; es hörte sich wie tss-tss an. Wir standen auf und gingen auf denselben Tunnel zu, ich komplett leise, Bernie so leise, wie es einem Menschen möglich war. Kurz bevor wir in den Tunnel traten, sah ich hinunter in die Arena und erkannte die großen dunklen Augen von Princess. Sie schienen in meine Richtung zu blicken.
    Leuten zu folgen, ohne dass sie es merken, gehörte mit zu den tollsten Sachen bei unserem Job. Einmal waren wir einem ziemlich üblen Gauner bis weit nach Mexiko gefolgt, was womöglich nicht ganz legal war, was das auch heißen mag. Mexiko! Ich kann Ihnen sagen. Schießereien – so viele hatte ich noch nie gesehen. Und die von meinem Völkchen sind anders in Mexiko, zumindest zum Teil. Sie laufen in Rudeln herum und halten sich von Menschen fern, es sei denn, es geht ums Fressen. Ein paar ganz üble Burschen, rote Augen, schlank, gemein. Ich habe mich mit ihnen anzufreunden versucht, aber sie wollten nicht. Ich habe mir da unten in Mexiko sogar ein paar Kratzer geholt. Bernie sich auch. Eine mexikanische Tierärztin musste mich zusammenflicken. Bernie auch.
    Wir liefen durch den Tunnel. Es war dunkel, Rui nichts weiter als ein Schatten gegen das Licht am Ende, und dann war er weg. »Ich glaube, du weißt etwas, das ich nicht weiß«, murmelte Bernie leise vor sich hin.
    Ich sollte mehr wissen als Bernie? Nie im Leben. Gut, womöglich wusste ich mehr darüber, wie die Welt riecht und sich anhört und wie manche Dinge schmecken, beispielsweise Äste, Stuhlbeine, Kaustreifen. Wobei – Kaustreifen vielleicht gar nicht mal: Ich hatte da so eine schwache Erinnerung an eine Party, irgendwann nachdem wir den Gulagow-Fall gelöst hatten, eine Party mit lauter lustigen Hüten, knallenden Korken und Bernie, der auf einem Kaustreifen herumkaute, nur um es mal probiert zu haben. Bernie war ganz einfach der Beste! Ich rückte ein bisschen näher zu ihm.
    Manche Menschen schauen über die Schulter, wenn man ihnen folgt, andere nicht. Nach Bernie sind diejenigen, die es nicht tun, keine Weicheier, was ich nicht ganz verstehe. Weiche Eier sind gut, viel besser als die harten und vor allem die innendrin grünen. Allerdings müssen sie geschält sein; die Schale verdirbt sonst den ganzen Geschmack. Wo war ich stehen geblieben? – Ach ja: Rui. Er gehörte offensichtlich zu den Menschen, die nicht über die Schulter schauen.
    Wir folgten ihm durch den Tunnel. Er war extrem leicht im Auge zu behalten: kein Zurückschauen, eine zwiebelige Geruchsspur und hartsohlige Schuhe, die bei jedem Schritt laut klackerten. Bernie trug alte, ausgetretene knöchelhohe Schuhe, die kaum ein Geräusch machten, und ich war natürlich erst recht leise.
    Rui

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