Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)
»Ich dachte, Sie arbeiten für die Borghese. Wie kommt es dann, dass sie am helllichten Tage gekidnappt wird? Heben Sie verdammt noch mal endlich ab!«
Bernie ging zum Telefon. Schon an seinem Gang, wie wenn er durch tiefes Wasser hätte waten müssen, war zu erkennen, dass er nicht abheben wollte. Dann machte er den Rücken gerade, das hatte ich schon öfter an ihm gesehen, so als stärke er sich innerlich, und griff nach dem Telefon. Bernie – und das ist möglicherweise ein kleiner Unterschied zwischen uns beiden – konnte sich dazu zwingen, Dinge zu tun, die er nicht tun wollte. Aber warum?, frage ich Sie. Warum?
»Ja?«, sagte er.
Lieutenant Stines Stimme kam weiter aus dem Anrufbeantworter. »Was zum Teufel ist da passiert?«
»Sagen Sie es mir«, erwiderte Bernie.
»Irgendwelche Typen haben die Limousine der Borghese auf der alten Rio Loco Road angehalten, dem Fahrer mit einer Knarre eins übergezogen und sie gekidnappt. Und den blöden Köter auch. Wo waren Sie, als das passiert ist, wenn ich fragen darf?«
»Sie hat uns nicht angeheuert.«
»Wie bitte?« Die Stimme des Lieutenant klang ungläubig. »Da hat sie mir aber was anderes gesagt. Das kann nicht sein, Bernie! Sie versuchen hier doch nicht, mich …« Bernie drückte auf eine Taste, und Lieutenant Stines Stimme schrumpfte zu einem blechernen Stimmchen zusammen, das aus der Ohrmuschel des Telefons quäkte.
»Ich versuche überhaupt nichts«, wehrte Bernie ab. »Sie hat uns fast so schnell gefeuert, wie sie uns angeheuert hatte.« Lieutenant Stine sagte etwas, das ich nicht verstand, und Bernie antwortete: »Keine Ahnung, warum. Das ist ihr gutes Recht. Aber was haben Sie bis jetzt? War die Trainerin auch in dem Wagen? Was …«
Ich hörte es am anderen Ende laut klicken. Bernie legte auf, sah zu mir, dann zu Suzie. Sie kritzelte etwas in ihr Notizbuch.
»Suzie?«, sagte er ganz leise. »Was schreibst du da?«
Sie sah auf. Der Stift bewegte sich weiter, ohne dass sie hinsah. Manchmal erstaunten mich die Menschen. »Ich schreibe gerade: ›Frage an Bernie: warum gefeuert?‹«
Bernie betrachtete sie kühl. Hey! Was lief denn da zwischen den beiden ab? Und das mit dem Gefeuertwerden: Daran war ich schuld, nicht Bernie. Ich bellte. Suzie klappte ihr Notizbuch zu, kam zu mir und streichelte mir über den Kopf. »Guter Junge«, lobte sie. Dabei war ich in Wahrheit böse gewesen, nicht gut, aber ich schätze mal, das konnte ich in dem Moment nicht richtig rüberbringen. Was sollte ich tun? Abgesehen davon war das Streicheln wirklich angenehm. Ich machte einfach meinen Kopf leer und genoss jeden Moment.
»Wir sind aneinandergeraten«, sagte Bernie.
Suzie hörte auf, mich zu streicheln. »Du und Ms Borghese?«
»Ja.«
»Worum ging es?«
»Nicht wichtig«, sagte Bernie. »Abgesehen davon ist das alles hier vertraulich.«
»Was alles?«
»Was ich dir erzähle.«
»Du hast mir bisher überhaupt nichts erzählt, Bernie. Dir ist scheinbar nicht klar, was für ein Riesending das ist. Die Great Western ist das Baby des Bürgermeisters. Er ist völlig ausgeflippt. Und du bist irgendwie in die Geschichte verwickelt, ob es dir nun passt oder nicht.«
»Hör ich da etwa eine Drohung heraus?«, fragte Bernie.
Eine Drohung? Davon hatte ich überhaupt nichts mitgekriegt. Außerdem war Suzie doch unsere Freundin, oder? Sie würde uns niemals drohen. Vielleicht war Bernie müde. Plötzlich fühlte ich mich auch ein bisschen müde. Ich legte mich unter den Tisch in der Diele. Es ist immer gut, ein Dach über dem Kopf zu haben. Mir fiel ein, dass das Haus auch ein Dach hatte, versteht sich, sodass ich sogar zwei Dächer über dem Kopf hatte, was noch besser war. Und was war mit der Zimmerdecke? Sie war unter dem Dach, klar, aber sie war auch eine Art Dach, oder? Ich kam ein wenig durcheinander.
»Keine Drohung«, stellte Suzie klar. »Nur eine Warnung, mehr nicht. Der Bürgermeister ist sauer auf den Polizeichef, der Polizeichef ist sauer auf Stine, und sie alle werden nach einem Sündenbock suchen. Vielleicht solltest du also die Initiative ergreifen und einen Kommentar abgeben, der die Sache in ein anderes Licht rückt …«
»Du meinst, jemand anderem die Schuld zuschieben?«, fragte Bernie.
»Nicht unbedingt«, sagte Suzie. »Nur eine Erklärung, warum du den Fall abgegeben hast.«
Bernie warf mir einen Blick zu. Ich lag immer noch unter dem Tisch, ein Auge offen. Ich wedelte mit dem Schwanz, ganz leicht. Der Schlaf näherte sich in großen
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