Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Absicht«, sagte Bernie.
    »Also, warum dann?«, sagte Suzie. »Was spielst du für Spielchen?«
    Hey! Stritten die beiden etwa? Das gefiel mir nicht. Konnte Suzie Bernie nicht leiden? Konnte Bernie Suzie nicht leiden? Ich drehte den Kopf, kaute ein bisschen an meinem Fell. Bernie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber in diesem Augenblick trat ein Mann durch das Scheunentor und ging auf die Koppel, gefolgt von Nance mit einem Sattel. Der Mann trug glänzende Stiefel und hatte eine kurze Peitsche in der Hand – genau genommen war die Peitsche das Erste, was ich sah –, und er hielt sich sehr gerade, aber er war trotzdem viel kleiner als Nance. Er pfiff – ein kurzer scharfer Pfiff, der mir in den Ohren wehtat –, und das Pferd kam angetrabt. Da stand es und schüttelte seine Mähne auf eine Art, die ich einfach nervtötend fand.
    Nance trat zu dem Pferd und begann es zu satteln. Ich hatte Charlie oft auf dem Rücken herumgetragen, und es war jedes Mal ein Mordsspaß gewesen, aber mir einen Sattel umschnallen lassen? Nein danke, ich verzichte. Und dieses silberne Ding, das Nance dem Pferd ins Maul schob, eine silberne Stange, an der die Zügel hingen? Kam überhaupt nicht in Frage.
    Der Mann nahm die Zügel und schob einen Fuß in den Steigbügel. Nance stellte sich hinter ihn, verschränkte die Hände unter seinem anderen Stiefel und hob ihn in den Sattel. An jedem Stiefel ragte hinten ein kurzes Metallstückchen raus, sehr interessant.
    »Der Graf?«, fragte Bernie.
    »Wer sonst?«, fragte Suzie zurück.
    »Wie ist sein Englisch?«
    »Nicht übel.«
    »So gut wie das von Adelina?«
    Suzie lachte.
    »Was ist daran so komisch?«, fragte Bernie.
    »Adelina ist in Passaic geboren und aufgewachsen«, sagte sie.
    »Passaic?«, wunderte sich Bernie. Kannte ich auch nicht. War das irgendwo im Valley? Das Valley ging endlos so weiter, und was kam danach? Ich hatte einmal ein Abenteuer in New Mexico erlebt, ein anderes Mal war ich in San Diego gewesen. Wir hatten gesurft, Bernie und ich! Oder so was in der Art.
    »Passaic in New Jersey, Bernie«, sagte Suzie. »Viel Glück mit dem Fall.« Sie drehte sich um und ging weg. Ihr gelber Käfer stand auf der anderen Seite der Scheune. Suzie stieg ein und fuhr davon.
    Bernie sah ihr nach. »Mist«, sagte er. Er sah zu mir herunter. »Hab ich das jetzt vermasselt?« Bernie und etwas vermasseln? Nie im Leben. Ich stupste ihn an. »Wenn ich darüber nachdenke, beginnt so ein Gefühl an mir zu nagen, dass das mit dem dumm …«
    Ein Gefühl nagte an ihm? Ich konnte ihm nicht mehr folgen, aber egal, in dem Moment wurden wir beide nämlich vom Getrappel der Pferdehufe abgelenkt. Ich drehte mich um und sah, dass sich der Graf im Sattel nach vorne beugte und das Pferd schnurstracks auf etwas zulief, das wie ein Stück Zaun in der Mitte der Koppel aussah. Ein ziemlich hohes Stück Zaun: War es möglich, dass …
    Wow! Mehr als nur möglich. Und ich sah, wofür diese Metalldinger – Sporen, fiel mir jetzt wieder ein aus der Zeit, als Bernie und ich uns ständig Western angesehen hatten und er immerzu sagte: »Siehst du, so war es früher!«, bis die Western schließlich unten in dem Stapel DVDs verschwanden und dort blieben.
    Wo war ich stehen geblieben? Ach ja – die Metalldinger: Die waren dazu da, sie dem Pferd in die Seiten zu rammen, wenn es springen sollte. Ich kann auch springen, und zwar von ganz allein; ich hätte nichts dagegen gehabt, auch mal einen Sprung über den Zaun zu probieren. War das der richtige Moment? Warum eigentlich nicht? Da warf ich zufällig einen Blick in Bernies Richtung. Schüttelte er den Kopf?
    Das Pferd landete, trapp, trapp, und der Boden unter mir erzitterte. Der Graf hatte einen finsteren Ausdruck auf dem Gesicht, als würde ihm das keinen Spaß machen. Komisch: Es musste doch einfach Spaß machen, den Boden erzittern zu lassen. Das Pferd lief im Kreis um die Koppel. Nance kam zu uns herüber und blieb auf der anderen Seite des Zauns stehen.
    »Lebendig gewordene Poesie«, sagte sie.
    Poesie? Bernie hatte eine Schwäche für Poesie. Er kannte alle möglichen Gedichte auswendig, manchmal, zum Beispiel auf langen Autofahrten, sagte er was davon auf. Am liebsten mochte ich Kanonen zu ihrer Rechten / Kanonen zu ihrer Linken / Kanonen vor ihnen / umgeben vom Donnern der Salven , aber mir gefiel auch Mein alter Hund Tray wird stets treu mir bleiben / Kummer und Schmerz kann ihn nicht vertreiben / Er ist sanft, er ist freundlich / Niemals, nein niemals