auf toedlichem Kurs
Rahmen. Dann begannen sie, alles genau unter die Lupe zu nehmen: die Leinwand, den Rahmen, die Innenkanten.
Mrs Caballero schaute ihnen skeptisch zu, bereit, sofort einzugreifen, wenn ihr die Zerlegung zu weit ging.
Doch sosehr die Detektive auch suchten: Sie fanden nicht den geringsten Hinweis, der ihnen weiterhelfen konnte. Das Rätsel des Bildes musste im Gemälde selbst liegen. Als sie das Bild wieder in den Rahmen gesetzt hatten, wollten die drei Detektive enttäuscht aufstehen. Doch Mrs Caballero bat sie, noch einen Moment sitzen zu bleiben. »So langsam hätte ich doch gerne eine Erklärung. Wieso muss man ein Bild derart auseinander nehmen, wenn man es dokumentieren will?«
»Wir suchen nach dem Namen des Malers«, sagte Justus knapp. »Das Bild ist leider nicht signiert.«
Anita Caballero nickte. »Das ist mir auch bereits aufgefallen. Nun gut. Ich habe euch einen Gefallen getan. Ich bitte euch um eine kleine Gegenleistung.« Mit einem Handgriff nahm sie sich eine Halskette ab, deren Anhänger bisher unter ihrem Kleid verborgen geblieben war. Sie legte ihn auf den Tisch. Die Detektive blickten auf ein Oval, in das zwei V eingelassen waren, eins von ihnen umgekehrt, so dass sich die Buchstaben gegenseitig verschränkten. Justus nahm den Anhänger in die Hand. Er war aus Blech.
»Ich möchte etwas über die Herkunft dieses Zeichens wissen«, sagte Mrs Caballero. »Denn es ist der Schlüssel zu meiner Herkunft.«
»Ich verstehe nicht ganz«, sagte Justus.
Mrs Caballero setzte sich auf das Kajütenbett. »Dann hört meine Geschichte. Ich nenne mich Anita Caballero«, begann sie. »Doch meinen richtigen Namen kenne ich nicht. Aufgewachsen bin ich auf einer kleinen Insel in Mittelamerika. Meine Eltern, oder die Menschen, die ich lange dafür hielt, waren Indianer, die dort lebten. Irgendwann merkte ich, dass ich von meiner Hautfarbe, von meiner ganzen Erscheinung her dort nicht hinpasste. Ich war zu hellhäutig, bekam immer Sonnenbrand. Die anderen Kinder zogen mich damit auf, obwohl sie mich mochten. Ich spürte: Meine Eltern auf der Insel konnten nicht meine richtigen Eltern sein. Als sie mich für alt genug hielten, erzählten sie mir unter Tränen, dass sie mich als kleines Kind in der Nähe ihres Dorfes gefunden und dann aufgezogen hatten. Lange Jahre war mir meine wirkliche Herkunft egal. Ich hatte eine glückliche Kindheit auf meiner Insel. Später ging ich auf das Festland, lernte, studierte und baute unter dem Namen Anita Caballero ein erfolgreiches Handelsbüro auf. Die Geschäfte liefen gut und ich wurde eine angesehene Frau. Von allen geachtet, doch ich war allein. Etwas bohrte in mir, so dass ich mir selbst im Wege stand. Eine Unruhe. Ich wusste lange nicht, was es war. Das Gefühl wurde stärker. Schließlich verkaufte ich mein Büro. Mir war klar geworden: Ich wollte wissen, wo ich herkam. Wer meine wirklichen Eltern waren. Vorher würde ich in meinem Leben keine Ruhe mehr finden.«
Die drei ??? schwiegen beeindruckt, besonders Justus. Er wusste zwar, wer seine Eltern waren, doch er hatte sie bei einem Unfall verloren und er konnte die Situation der Frau gut nachempfinden. Falls die Geschichte, die sie erzählt hatte, der Wahrheit entsprach; da behielt er aus Vorsicht einen letzten kleinen Zweifel. Nach einem kurzen Moment sagte Justus: »Der einzige Hinweis auf Ihre Herkunft ist dieser Anhänger!«
Mrs Caballero nickte. »Ich trug ihn, als man mich fand.«
Justus sah sich den Anhänger genau an. »Er scheint wirklich etwas mit Rocky Beach zu tun zu haben. ›R-B-Cal‹ könnte eine Abkürzung für Rocky Beach, Californien sein. Allerdings auch für jeden anderen Ort in Kalifornien mit den Initialen R und B. Ebenso könnte es auf eine Person hindeuten: Ricky Brown und hunderttausend andere Namen. Oder eine Firma. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten!«
Mrs Caballero blickte ihn an. Ein trauriger Blick, aber nicht ohne Hoffnung. »Schade«, sagte sie. »Aber ich gebe nicht auf.«
Justus zog eine der Visitenkarten der drei ??? hervor und überreichte sie Mrs Caballero.
»Wir sind Detektive«, erklärte Justus. »Ich weiß nicht, ob Lesley Ihnen das erzählt hat. Doch wir bearbeiten gerade einen anderen Fall und zwei Aufträge auf einmal übernehmen wir nicht. Insofern können wir Ihnen leider nicht weiterhelfen. Ich wüsste allerdings eine Person, die Ihnen möglicherweise nützlich sein könnte, zumal diese Person in ihrer beruflichen Laufbahn eine Unmenge über Rocky Beach und seine
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