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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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Ich versank in seinem Blau, das sich vom Himmel an diesem frühsommerlichen Tag kaum unterschied. In dem Moment wusste ich, dass er es ernst meinte mit allem, was er zu mir gesagt hatte. Dass er seine Taten bereute. Dass er die Zeit mit mir genoss. Und ich war unheimlich glücklich.

    Nach dem Essen schlenderten wir zur nahe gelegenen Aussichtsplattform, die uns einen noch unbeschreiblicheren Blick über die Stadt bot. Wir betrachteten Linz durch ein Fernrohr, und durch Julians Begeisterung wurde mir klar, dass auch er Linz als seine Heimat liebte.
    Ich musterte ihn ungestört, als er den Stadtkern absuchte. Was für ein Mann! Wie unwirklich mir die Situation vorkam, in der ich mich befand. Wie ein Traum, ein Film, und ich fürchtete, jeden Moment könnte das Licht angehen, das mich in die Realität zurückbringen würde.
    Wir alberten herum wie zwei verliebte Teenager, und mit schwerem Herzen dachte ich, dass es damals vor fünfzehn Jahren genauso hätte sein können. Immer wieder berührten wir uns wie zufällig, und jedes Mal fühlte es sich an wie ein leichter Stromstoß, der mich hungrig nach mehr machte.
    Als wir zurück zu seinem Auto gingen, nahm ich endlich all meinen Mut zusammen. Die Frage lag mir schon mehrere Male auf der Zunge, doch ich hatte zu viel Angst vor seiner Antwort. Dass sie vielleicht nicht so ausfiel, wie ich es mir erhoffte. Ich wollte die Wahrheit eigentlich gar nicht kennen, doch die Ungewissheit ließ mir keine Ruhe.
    „Julian, darf ich dich was fragen?“
    Wir blieben vor seinem Wagen stehen. Die Sonne, die durch die Blätter fiel, warf tanzende Schatten auf sein Gesicht, als er sich zu mir umdrehte.
    „Natürlich.“ Seine Neugierde war ihm anzusehen, seine Augen strahlten, als ich ganz nah an ihn herantrat. Kurz verlor ich den Faden, dann fiel mir wieder ein, weswegen wir nicht schon längst in seinem Auto saßen. Ich konzentrierte mich, um nicht sofort wieder mit den Gedanken abzuschweifen, doch dann … blieb mein Blick an seinen Lippen hängen. Mein Herz pochte wie wild. Ich war ihm so nahe, wie zuletzt auf dem Parkplatz vorm Park, kurz bevor er mich küssen wollte.
    „Wieso hast du damals die Jugendgruppe verlassen?“
    Sein Lächeln verschwand, und in seinen Augen konnte ich etwas wie … Schmerz? … erkennen, so kurz nur, dass ich mir nicht sicher war, ob ich mir ihn nur eingebildet hatte. Julian scannte mein Gesicht, ehe seines sich zu einer steinernen Maske verhärtete. Zwischen schmalen Lippen presste er ein „Das möchtest du jetzt gerne wissen, wie?“ hervor, in dem … Verachtung mitschwang?
    Die Hitze, die vor lauter Nervosität eben noch meinen Körper beherrscht hatte, war der eisigen Kälte gewichen, die er mir mit seinen Worten an den Kopf schleuderte. Seine Augen hatten nichts mehr mit dem warmen Sommerhimmel gemeinsam, sondern erinnerten mich eher an das dunkle Meer in der Antarktis. Julian öffnete mir die Autotür und deutete mir mit einem Kopfnicken einzusteigen.
    Sein „Ich denke, ich sollte dich jetzt nach Hause bringen“ nahm mir endgültig den Mut, darauf zu reagieren. Nur mühsam brachte ich meine Beine in Bewegung und ließ mich auf den Beifahrersitz fallen. Als er einstieg und den Motor startete, drehte er die Musik bis zum Anschlag auf, worüber ich dann doch sehr froh war, denn mir war die Lust aufs Unterhalten vergangen.
    Ich spürte einen dicken Kloß meinen Hals hinaufwandern und konnte nur hoffen, jetzt nicht heulen zu müssen. Nicht nur, dass der unglaublich vertraute Moment innerhalb einer Hundertstelsekunde zerstört wurde, ich sah wieder den Julian von früher vor mir, mit seiner sturen, aggressiven, gehässigen Art. Somit lösten sich alle Zugeständnisse, die ich ihm schon heimlich gemacht hatte, auf wie Rauch im Wind.
    Was bildete sich dieser Depp eigentlich ein? Mich so abzufertigen! Andererseits hätte ich einfach meine Klappe halten können. Nein …! Hätte ich nicht! Immerhin hatte ich nichts falsch gemacht. Ich hatte doch nur Interesse gezeigt. Konnte ich doch nicht wissen, dass das eine der Fragen war, die ich ihm nicht hätte stellen sollen … Wieso, verdammt noch mal, musste er immer die schönen Momente kaputt machen?
    Ich rückte so weit wie möglich von ihm ab und starrte auf die vorbeiziehenden Häuser. Meine Arme hatte ich vor meiner Brust verschränkt. Während wir bei der Fahrt zum Restaurant schweigend die Nähe zum Anderen genossen hatten, war seine Sprachlosigkeit jetzt wie eine Bestrafung für mich, die die Luft im

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