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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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Boden. Wieder ein Vorteil meines eigenen Büros – meine Wutausbrüche brauchte ich nicht vor Kollegen zu rechtfertigen. Ich tigerte auf den wenigen Quadratmetern, die nicht mit Kästen, Schreib- und Besprechungstisch vollgestellt waren, auf und ab. Kommt gar nicht infrage, dass ich immer sofort hüpfe und Zeit habe, wenn sich der gnädige Herr bei mir meldet. Der soll ruhig merken, dass sich mein Leben nicht immer nur um ihn dreht. Obwohl … es anscheinend wirklich schon so war. Mist!
    Genervt seufzte ich. Ich musste meinen Kopf freibekommen. Ich brauchte eine Ablenkung, die mir dabei half, wieder klare Gedanken zu fassen. Mama! Sofort rief ich bei ihr an und lud mich zum Abendessen ein. Dann setzte ich mich wieder an meinen Computer, in der Hoffnung, die verbleibende Stunde noch halbwegs produktiv sein zu können.

    Der Abend bei meiner Mutter hatte genau das bewirkt, was ich geplant hatte: Ich hatte mich erfolgreich abgelenkt. Wir lachten und plauderten über ihre anstehenden Urlaubspläne. Martin leistete uns beim Abendessen Gesellschaft. Voll Enthusiasmus schwärmte er von ihrem Wellnesshotel im Schwarzwald, in dem sie kommende Woche ein paar schöne Tage verbringen wollten. Gemeinsam blätterten wir den Hotelprospekt von vorne bis hinten durch und lasen über die angebotenen Wellnessbehandlungen im Spatempel. Auch wenn ich meiner Mutter den Urlaub und vor allem einen so tollen Mann wie Martin von Herzen gönnte, so war ich doch etwas neidisch.
    Einen Mann, der einen auf Händen trägt – welche Frau wünscht sich den nicht?
    Mit Georg dachte ich, so ein Prachtexemplar gefunden zu haben, doch im Nachhinein betrachtet war er davon meilenweit entfernt.
    Wir hatten einen gemeinsamen Kurzurlaub gemacht, in der Toskana. Es war mit ihm zwar ganz nett, doch hatte ich mich oft gelangweilt. Wir hätten uns so viel ansehen können, ich meine, welche Gegend eignet sich besser dafür als die Toskana? Doch stattdessen schliefen wir jeden Tag fast bis Mittag, aßen dann im Hotel. Anschließend saßen wir jeden Tag im gleichen Café auf einen Cappuccino. Abends besuchten wir entweder einen kleinen Weinhändler nicht weit von unserem Hotel (und verkosteten so ziemlich jeden seiner Weine), oder wir landeten sofort in unserem Hotelzimmer, in dem wir es auf jede erdenkliche Art wie die Karnickel trieben.
    Über das Sexleben meiner Mutter wollte ich mir eigentlich keine Gedanken machen, doch war ich mir sicher, dass zumindest der Tagesablauf in ihren gemeinsamen Urlauben anders verlief. Martin war eher der spontane, sportliche Typ, der gerne die Gegend mit dem Rad oder zu Fuß erkundete, und meine Mom hatte viel von seinem Bewegungsdrang angenommen. So unternahmen sie regelmäßige Wochenendwanderungen in allen Teilen Österreichs, was ihr sichtlich guttat. Seit sie sich regelmäßig mit Martin traf, blühte sie so richtig auf, und ich freute mich sehr, zu sehen, wie glücklich meine Mama war.
    Vor Jahren, als ich noch bei ihr wohnte und zur Schule ging, war es undenkbar für uns, gemeinsam in den Urlaub zu fahren, doch inzwischen hatte sich einiges geändert, und vor fünf Jahren waren wir sogar zusammen auf den Kanaren. Es war Moms erster Flug, und sie hatte unglaubliche Flugangst gehabt.
    Beim heutigen Abendessen konnte ich es mir nicht verkneifen, Martin davon zu erzählen. Er zwinkerte ihr zu und hatte mir anschließend erklärt, dass genau das der Grund sei, wieso er Kurzurlaube in Österreich den Fernreisen vorzog. Ich musste schmunzeln, als ich an ihr gerötetes, gespielt empörtes Gesicht dachte, während Martin und ich darüber gescherzt hatten.

    Der Regen hatte etwas nachgelassen. Es war gerade erst acht Uhr, doch die dunklen Wolken ließen es viel später wirken, so finster war es. Die Müdigkeit kehrte wieder in meine Knochen zurück. Ich würde mich daheim kurz unter die Dusche stellen und dann ins Bett gehen. Ich war zu müde, um die Stufen zu meiner Wohnung zu nehmen, also fuhr ich mit dem Lift ins zweite Stockwerk. Ganz in Gedanken versunken, bemerkte ich zuerst nicht, dass jemand vor meiner Tür wartete. Vor Schreck zuckte ich zusammen und blieb ruckartig stehen.
    Julian! Neele lag zu seinen Füßen und hob nur kurz den Kopf. Julian stand vom Boden auf und steckte seine Hände in die Hosentaschen. Genervt und wütend, denn ich sah meine geplante Abendgestaltung den Bach runter gehen, schnauzte ich ihn an: „Was machst du denn hier?“ Er entpuppte sich mehr und mehr zum Stalker.
    Ich sollte ihn gleich wieder

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