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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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unschuldig, sie ließen mich jedes Mal dahinschmelzen, sobald er in meiner Nähe war.
    Mein Plan war doch von Anfang an ein anderer gewesen: Julian treffen – seine Entschuldigung anhören – ihn danach nie wiedersehen. Gut durchdacht, eigentlich perfekt zurechtgelegt – doch unmöglich durchzuführen.
    Da war etwas zwischen uns, das die Luft knistern ließ – und wenn noch vor knapp zwei Wochen jemand behauptet hätte, dass die Anziehungskraft zwischen zwei Menschen messbar wäre, ich hätte denjenigen nur milde belächelt. Würde allerdings jetzt jemand einen Messapparat an mich anschließen, das Ergebnis wäre sicherlich beeindruckend.
    Wieder einmal störte der Kellner die besondere Stimmung zwischen uns, und wieder einmal musste ich mich zusammenreißen, um ihn nicht böse anzufunkeln. Der arme Mann machte nur seinen Job, und ich war dann doch sehr dankbar, als ich den eiskalten Chardonnay an meine Lippen hob, um einen Schluck zu trinken, nachdem wir uns zugeprostet hatten. Auch Julian nutzte die Unterbrechung, nippte von seinem Zweigelt und sah auf die Stadt hinab. Wenn auch mit einem etwas enttäuschten Gesichtsausdruck – oder projizierte ich jetzt mein Wunschdenken in seinen Blick?
    Die Bedienung stellte uns ein Körbchen mit frischem Gebäck und dreierlei Aufstrichen auf den Tisch, und, als wir wieder alleine waren, nutzte ich die Gelegenheit, um von mir und meiner letzten Nacht abzulenken. „Wo ist eigentlich Neele?“
    „Die ist heute mit Lena unterwegs.“
    Schweigen. Prima.
    Ich riskierte einen neuen Anlauf. „Sag, hast du eigentlich noch Kontakt zu den Jungs und Mädels vom ‚Boot’?“
    Julian überlegte, griff nach einem Brötchen und bestrich es mit dem Thunfischaufstrich. Dann begann er zu erzählen, während auch ich mir ein knuspriges Gebäckstück nahm.
    „Du musst wissen, durch meinen Job hab ich nach wie vor Kontakt zu einigen.“ Er biss beim Brötchen ab, kaute und ließ gedankenverloren seinen Blick schweifen. Ich wartete geduldig, da ich wusste, er würde mir noch mehr dazu verraten.
    „Einige unserer Freunde von damals haben bereits Kinder, die ich heute behandle. Das ist nicht gerade einfach für mich, da ich immerhin die Eltern und somit deren Hintergründe kenne.“
    „Naja, … die wissen es wahrscheinlich einfach nicht besser, immerhin haben sie es auch nie anders gesehen, würd ich sagen, oder? …“, wagte ich eine leise Erklärung.
    „Weißt du, Jana, es ist einfach zu sagen, ja klar, der handelt so, weil er es selber nicht anders kennt. Doch das löst die Probleme der Kinder nicht.“
    Jetzt kam mir meine Aussage von eben reichlich dämlich vor, und ich wünschte, ich hätte zuerst nachgedacht und dann geantwortet. „Das klingt … logisch. Und wie gehst du an die Sache heran?“
    „Also … ich will dich jetzt nicht mit meiner Arbeit langweilen …“
    „Das tust du nicht, mich interessiert das wirklich!“ Einen Moment lang bildete ich mir ein, einen ungläubigen Blick auf Julians Gesicht auszumachen. Doch dann redete er weiter, als ob nichts gewesen wäre.
    „Die Auslöser liegen meist im unmittelbaren Umfeld. Kinder und Jugendliche verarbeiten ihre Erlebnisse auf ihre eigene Art. Sie sind oft aggressiv, intolerant … depressiv. Und das ist kein normales Verhalten für so junge Menschen, genauso wenig wie der Griff zur Flasche oder zu Drogen.“
    Irgendwie klang er traurig, und ich hatte das dringende Bedürfnis, seine Hand zu halten. Ich hob meine kurz an, war dann aber zu feig und griff nach meinem Wein. Julian räusperte sich und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Ich war verwirrt, denn ich war mir nicht sicher, ob er meinen kläglichen Versuch bemerkt hatte und absichtlich Abstand suchte, oder ob es einfach eine unbewusste Bewegung war. Und eigentlich konnte es mir egal sein, doch es gab es mir einen Stich ins Herz.
    „In gewisser Weise hast du recht: Die Kinder machen das nach, was die Erwachsenen ihnen vorleben.“ Er atmete tief ein, dann sah er mich an und neigte sich wieder vor. „Jana, hast du eine Ahnung, was sich damals alles in den Familien unserer Freunde abspielte?“
    War das jetzt ein Test? Ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte, ich hatte damals wirklich nicht viel von meinen Freunden mitbekommen … Doch Julian wartete meine Antwort erst gar nicht ab und fuhr fort.
    „Vor unseren Augen spielten sich Dinge ab, die ich für meinen Teil damals gar nicht wirklich wissen wollte. Wusstest du zum Beispiel, dass Daniels Eltern beide

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