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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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einen großen Schluck Wasser trank. Das Gefühl auf meinen Lippen holte mich zurück aus meiner Herzchen-Traumwelt. Ich bemerkte, dass Wolken inzwischen fast vollständig den Himmel bedeckt hatten, und es sah tatsächlich so aus, als hätten die Meteorologen heute doch richtig geraten, als sie Schlechtwetter prophezeiten. Neele ließ unsere Unterhaltung kalt, sie jagte einem fliegenden Insekt hinterher.
    Doch ab dem Moment, als Julian weitersprach, existierte die Welt um uns nicht mehr, und ich hing gebannt und unheimlich glücklich an seinen Lippen. Er griff nach meinen Händen und hielt sie fest.
    „Es war mein erster Kuss und gleichzeitig der schönste in meinem ganzen Leben. Ich wollte, dass er ewig dauerte. Hoffte, irgendjemand würde die Zeit anhalten, damit er nie endet. Doch ich hatte es anscheinend verschrien, denn Daniel riss wenige Sekunden später die Schranktüre auf.“
    Ich sah die Situation förmlich vor mir.
    „Jana, ich war so überrascht, so erschrocken … wahrscheinlich genauso wie du. Und als wir so unseren Freunden gegenüberstanden, gemeinsam auf engstem Raum, sah ich meinen Ruf zusammenbrechen, meinen Schutzwall, den ich mir in mühsamer Arbeit aufgebaut hatte. Verstehst du das …?“
    Langsam nickte ich.
    „Außerdem sah ich uns kurz als Paar – und in mir kam Panik auf. Ich hatte Angst, ich könnte mich noch mehr in dich verlieben und du hättest nicht dieselben Gefühle für mich. Dann wäre es mir mit dir so ergangen wie mit meinem Vater. Ich stellte mir das vor und wusste, das würde mir das Herz … und das Genick brechen.“ Julian sah mir fest in die Augen.
    „Mir blieb nur die Flucht nach vorne. Ich dachte damals nur an mich und keine Sekunde daran, was meine Reaktion für dich bedeutete. Erst als ich den Raum verließ, setzte mein Hirn wieder ein. Doch da war es zu spät. Und als du dann an deiner Geburtstagsfeier gesagt hast, dass dies dein letzter Tag im ‚Boot’ sein würde … erst da wurden mir die Auswirkungen meiner vollkommen idiotischen Tat bewusst.“
    Neele blickte zwischen Julian und mir hin und her, während sie die Streicheleinheiten sichtlich genoss, die sie von ihrem Herrchen bekam.
    Und ich war sprachlos. All das, was ich mir damals wünschte, von ihm zu hören – er hätte einfach nur einen Fehler gemacht, er hätte im Affekt falsch reagiert … all das hörte ich jetzt aus seinem Mund. Und er meinte es ernst, ich sah den Schmerz in seinen Augen.
    Julian beobachtete mich und meine Reaktionen. Sein Blick wurde weicher, fast sehnsüchtig. Zärtlich streichelte er mir übers Kinn, fing die Strähne ein, die wild mit dem Wind kämpfte, und strich sie mir erneut hinters Ohr. Sein Indigoblau verfolgte die Bewegungen seiner Hand und wanderte dann zurück zu meinen Augen. Wir sahen uns an, und ich war mir sicher, in diesem Moment schlugen unsere Herzen im gleichen Rhythmus.
    „Jana, du warst immer etwas Besonderes für mich. Ich konnte dich nie vergessen – du musst mir glauben – mich hat diese Geschichte von damals bis heute verfolgt. Die letzten Tage mit dir … das war so schön. Du bist eine unglaublich interessante Frau, du bist witzig, impulsiv, du stehst mit beiden Beinen im Leben … Du sagst, was du dir denkst. Das sind Eigenschaften, die mich faszinieren, die mich damals schon fasziniert haben. Und es gibt noch so viel mehr, das ich von dir erfahren möchte. Was ich damit sagen will …“
    Julian atmete tief ein und fuhr sich mit einer Hand in die Haare, bevor er fortfuhr. „Jana, ich will dich nicht wieder aus meinem Leben verschwinden sehen. Nicht noch einmal! Ich möchte dir beweisen, dass ich kein schlechter Mensch bin. Ich hab mich in dich verliebt, als ich vierzehn war, und das Gefühl, das ich jetzt für dich empfinde, ist … noch viel stärker als damals.“
    Dann beugte er sich vor und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Ganz vorsichtig, so, als wollte er mir Zeit lassen, zu entscheiden, ob ich mehr von ihm wollte.
    Und verdammt, ich wollte so viel mehr! Mir wurde schwindelig, meine Lippen prickelten, und ich sehnte mich so sehr nach ihm.
    „Julian … ich hab mich auch in dich verliebt. Damals … und heute.“
    Es war nur ein Hauchen, aber meine Worte erreichten ihr Ziel, und Julians Augen begannen zu leuchten. Als würde ich magisch von ihm angezogen, neigte ich meinen Kopf in seine Richtung. Mit leicht geöffnetem Mund und halb geschlossenen Lidern hoffte ich auf eine Wiederholung. Bitte, küss mich! Ich rutschte noch ein Stück

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