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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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war.
    Meine Mom hatte mir eine gescheuert! Sie hatte mir ins Gesicht geschlagen. Zum ersten Mal in meinem Leben. Und in ihrem. Ich blickte auf ihre rechte Hand, die sie festhielt. Offensichtlich spürte sie einen ähnlichen Schmerz wie ich. Die gerötete Haut der Handfläche deutete jedenfalls darauf hin.
    Mein Blick wanderte weiter zu Isa, die eine Digitalkamera in der Hand hielt. Das musste wohl der Blitz gewesen sein, der mich geblendet hatte.
    „Was …?“ Meine Stimme war rau und belegt, und es fühlte sich eigenartig an, nach so vielen Tagen wieder zu sprechen. Auch wenn es nur ein einziges Wort war, doch zu mehr war ich gerade nicht imstande.
    Als Antwort hielt Isa mir das Display ihrer Kamera vor die Augen. Ich blickte auf ein befremdendes Foto. Eine ungepflegte Frau mit eingefallenen Wangen und dunklen Ringen unter den Augen lag auf meiner Couch, mit leerem Blick ins Nirgendwo. Ich war schockiert. Noch mehr, als mir bewusst wurde, dass diese Frau auf dem Bild ich selbst war.
    Ich erkannte mich kaum wieder, dabei waren nur zwei Wochen vergangen, in denen ich mich in diesem … Zustand befand. Erschrocken musste ich feststellen, dass ich zumindest äußerlich gerade mehr mit Georg gemeinsam hatte, als mir lieb war. Ich war geschockt.
    Ständig blickte ich zwischen meiner Mutter, meiner Freundin und meinem unbekannten Ebenbild auf dem Display hin und her, und ich spürte, wie ich das erste Mal seit Tagen wieder Tränen weinte. Doch ich empfand diesmal anders als sonst. Es waren Tränen der Befreiung. Sie wuschen meinen inneren Schmerz weg. Zwar nicht vollständig, aber das ganze Selbstmitleid, das Gefühl der Machtlosigkeit und des Verlustes wurden weggeschwemmt wie Treibholz.
    „Mama … Isa …! Oh Gott, es tut mir so leid. Ich habe mich wie eine Verrückte verhalten. Ich hoffe, ihr verzeiht mir.“
    Die beiden sahen sich an und begannen ebenfalls zu weinen, doch sie hatten dabei ein befreites Lächeln auf den Lippen. Ich konnte nicht anders, ich fiel ihnen in die Arme. Zu dritt lehnten wir aneinander und heulten, froh darüber, dass ich wieder aus meinem Kokon herauskroch.
    „Mäuschen, wir haben uns unglaublich viele Sorgen um dich gemacht. Du warst nicht wiederzuerkennen. Es war für mich so schwer zu ertragen, wie du fast leblos auf der Couch gelegen und nichts und niemanden an dich rangelassen hast. Kind, ich weiß, ein gebrochenes Herz ist schlimm, aber dein Zustand war nicht normal. Er war für mich nicht auszuhalten.“ Mom blickte zwischen Isa und mir hin und her.
    „Du musst dein Leben wieder in den Griff bekommen, Jana, wieder arbeiten gehen, regelmäßig ins Fitnessstudio, einfach alles tun, was du bisher auch getan hast. Wir sahen für uns nur noch diesen einen Weg, um dich wachzurütteln. Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen hab. Glaub mir, es hat mir weit mehr wehgetan als dir.“
    Langsam nickte ich.
    „… Aber mir blieb nichts anders über. Du weißt, ich hätte das unter anderen Umständen nicht getan.“
    Ich versuchte, alles, was gerade auf mich einprasselte, zu verarbeiten. Und wenn ihr Plan nicht geklappt hätte? Ich traute mich nicht zu fragen.
    „Ansonsten hätten wir dich zu einem Therapeuten gezerrt, ob du nun gewollt hättest oder nicht. Länger hätten wir nicht mehr zugesehen, wie du dich gehen lässt und dein Leben kaputt machst.“ Meine Freundin klatschte mir eiskalt die Antwort auf meine nicht gestellte Frage ins Gesicht.
    So weit war ich also schon – ein Therapiefall. Und sie hatten nicht einmal unrecht. So, wie ich mich verhalten hatte … Vielleicht hatte ich mich tatsächlich zu sehr hineingesteigert. Hätte ich Isa so vorgefunden, wie sie mich eben fotografiert hatte, hätte ich wahrscheinlich genauso wie sie reagiert – ich hätte getobt, hätte ihr Standpauken gehalten und höchst wahrscheinlich hätte ich das mit der Ohrfeige selbst übernommen. Ich musste hart schlucken, um das zu verdauen.
    „Ich hab Hunger“, war meine nächste Feststellung, und Mom und Isa lachten erleichtert auf. Sogar meine Mundwinkel hoben sich ein kleines Stück nach oben.

    Wir saßen zu dritt an meinem Esstisch – meine Mama und Isa mir gegenüber –, und es fühlte sich eigenartig an. Einerseits war das aufrechte Sitzen ungewohnt für mich, andererseits kam ich mir beobachtet vor. Sie verfolgten jeden meiner Bisse mit Erleichterung. Und eigentlich konnte ich es ihnen nicht einmal übel nehmen.
    „Was hast du jetzt vor, wie es weitergehen soll?“, fragte meine Mom und

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