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Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Titel: Auf Umwegen zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesca de Montagna
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vermisse sie unendlich. Ich hätte ihren Rat gut gebrauchen können. Was hätte ich für eine liebevolle und tröstende Umarmung gegeben.
    Mein Vater war Architekt und Bau- und Möbelschreiner, mit einem mittleren Handwerksbetrieb. Meine Mutter kümmerte sich um den Haushalt und sorgte dafür, dass alles reibungslos ablief. Sie war eine echte Rheinländerin. Feste und Geselligkeiten waren für sie die Würze des Lebens. Mein Vater, ein „sturer Sauerländer“ wie man sagt, liebte den ruhigeren Gang. Seine Arbeit, zu Sonn- und Feiertagen eine gute Zigarre, Gespräche mit seinen politischen Freunden, das schätzte er.
    Nach dem Tod meiner Eltern hatte mir meine liebe Verwandtschaft erzählt, dass mein Vater sich sehnlichst einen Sohn wünschte. Als meine Mutter dann guter Hoffnung war, stand für ihn mit Gewissheit fest, dass es nur ein Stammhalter werden könne. Und dann die große Enttäuschung: „Ich“ - ein Mädchen!
    Seine Enttäuschung war so riesig, dass er sich zwei Tage absetzte, um sich, wie man mir kundtat, in seiner Heimat, im Hochsauerland, bei seinen Eltern zu beruhigen. Mein Großvater hat ihm wohl gehörig den Marsch geblasen. Man stelle sich vor, mein Vater hatte neun Geschwister, sowohl Brüder als auch Schwestern, und er konnte keinen Sohn fabrizieren? Jedenfalls kehrte er reumütig nach Hause zurück und beschloss, dass ich genauso aufwachsen solle wie ein Junge. Im Übrigen zum Entsetzen und Leidwesen meiner Mutter.

Erinnerungen
    Kaum konnte ich krabbeln, schleckte ich mit unserem Mischlingshund „Nero“ den Napf leer; draußen auf dem Hof probierte ich Dreck mitsamt einem Regenwurm, was meiner Mutter fast eine Ohnmacht bescherte.
    Apropos Nero: Sobald ich draußen im Garten im Kinderwagen schlief, legte sich Nero dahinter. Er passte auf wie ein Luchs, selbst eine summende Fliege scheuchte er von dannen. Zu der damaligen Zeit erschien bei den Neugeborenen unangemeldet eine Hebamme, um nach dem Rechten zu schauen. Es klingelte, meine Mutter hatte die Tür geöffnet, und die Hebamme stand davor. Da meine Mutter aber gerade noch ein Telefonat hatte, bat sie die Hebamme, doch schon einmal vorzugehen. Gesagt, getan. Auf leisen Sohlen war sie an den Kinderwagen herangeschlichen, was wohl Nero sichtlich amüsierte. Er gab keinen Mucks von sich. In dem Moment jedoch, als die Hebamme das Tuch hob, das wegen der Fliegen und Mücken vor dem Wagenfenster hing, war er knurrend und mit gefletschten Zähnen aufgesprungen. Die Hebamme hatte sich so erschrocken, dass sie strauchelte und rückwärts auf die Wiese fiel. Nero war natürlich mit einem Satz auf sie draufgesprungen und hatte sich in ihren langen Rock verbissen. Die Hebamme brüllte, der Hund knurrte, ich plärrte, weil ich wachgeworden war, und mein Vater hatte hinter dem Bürofenster gestanden und vor Lachen gewiehert. Meine Mutter war herbeigeeilt und hatte die Hände überm Kopf zusammengeschlagen. Das Schöne an der Geschichte war: Kontrollbesuche durch eine Hebamme fanden fortan bei uns zuhause nicht mehr statt.
    Dann kam die Zeit des Kindergartens auf mich zu, oh Graus! Artig auf einem Stühlchen sitzen, das kam nicht infrage. Ich störte, wo ich nur konnte. Also flog ich raus. Schule, na ja: Musste ja sein. Meine Flegeljahre dauerten wohl länger als üblich. Ich konnte mich einfach nicht unterordnen. Mit siebzehn Jahren hatte ich einen beachtlichen Freundeskreis, keine Mädchen, nur Jungs, versteht sich. Einer von den Boys hatte natürlich schon den Führerschein und ein wundervolles Motorrad, eine schwere BMW. Ich träumte nur noch davon, dieses Ding einmal fahren zu dürfen und durch die Gegend zu brausen. Zuhause durfte das natürlich niemand erfahren. Also wurde Stillschweigen vereinbart. Wochenlang verbrachten wir, insgesamt sechs Freunde, viel Zeit auf dem Übungsplatz. Kurven üben, starten und ausschalten, Maschine abstellen, Gleichgewicht halten, und so weiter. Und dann kam der Moment: ich durfte aufsitzen, starten, mein Lehrer auf dem Rücksitz, und dann klappte alles wie am Schnürchen. Um die Kurve, rein ins Bergische Land, Hügel rauf und runter, und nach gut zwei Stunden zurück. Es war großartig. Ich war berauscht vom Fahrtenwind, der Geschwindigkeit und dem unendlichen Gefühl von Freiheit.
    Das ging auch einige Wochen gut, bis auf ein Wochenende. Meine Eltern waren nach einem geselligen Abendessen mit dem Holzhändler auf der Rückfahrt nach Hause, als sich ihnen in einer Talsenke ein Motorrad mit überhöhter

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