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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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Brief und stellte beruhigt fest, dass es nicht Bernd Kasings Schrift war. Die kannte er.
    »Woher hast du das?«
    »Ich habe mich heute Morgen darangemacht, Wilhelms Arbeitsplatz aufzuräumen. In einem Ablagekorb unter einigen Handwerkerrechnungen lag er.«
    »Es ist gut, dass du damit gleich zu mir gekommen bist.«
    Endlich war etwas Konkretes aufgetaucht.
    »Was machen wir damit?«, fragte sie.
    Holten reagierte so, als ob er noch im Dienst wäre. Seine Anweisung war eindeutig.
    »Du hörst erst einmal mit dem Aufräumen in seinem Arbeitszimmer auf und lässt alles so, wie es ist. Ich komme in Kürze zu euch herüber und schaue, ob ich noch etwas Wichtiges dazu finden kann.«
    Erst dann wurde ihm bewusst, dass er ja Privatmann war und nicht einfach in fremder Leute Dinge herumwühlen durfte.
    »Das geht doch, oder?«
    »Jaja, da hat er sowieso nur die Unterlagen, die mit seinem Job zu tun haben. Die privaten Dinge sind im Wohnzimmer am Schreibplatz.«
    Sie zögerte, als ob sie das Wort nicht aussprechen mochte:
    »Hat das der Mörder geschrieben?«
    »Ich weiß es nicht, Elke. Es kann sein, muss aber nicht. Manche Menschen schreiben solche Briefe nur, um ihren Zorn abzureagieren. Deswegen möchte ich ja gern seine beruflichen Papiere durchsehen. Vielleicht finde ich ja etwas.«
    Das schien ihr auszureichen, und sie stand auf.
    »Wann bist du bei mir?«
    »So schnell ich kann, morgen oder übermorgen. Lass’ bitte niemanden in sein Arbeitszimmer.«
    Sie nickte.
    »Beeil dich bitte. Es stand auch › Familie ‹ auf dem Blatt«, sagte sie bedeutungsvoll im Weggehen. Holten konnte ihr ansehen, dass sie sich wirklich Sorgen machte.
    Nachdenklich studierte er den Drohbrief, den Elke auf dem Tisch liegen gelassen hatte. Er glaubte, dass er den Schreiber identifizieren könnte, wenn es ein Handwerker war, mit dem Lehmberg zu tun gehabt hatte. Das könnte Tessmann sicher auch, denn die Schrift war ziemlich einzigartig. Doch zunächst würde er von Taten nicht informieren.
    › Mörder – ein schreckliches Wort ‹ , dachte er.
    Holten war ein Gewohnheitstier. Er setzte sich wieder auf dem Sessel zurecht, um endlich den Sportteil der Zeitung zu studieren. Es läutete wieder. Diesmal war es der Postbote.
    Am Nachmittag, um fünf Minuten vor drei, klemmte Holten das Typenhandbuch für zweimotorige Flugzeuge auf den Gepäckträger seines Fahrrades und machte sich auf in die Höhle des Löwen. Alle Mitglieder der Flugsportgruppe kannten den Namen Pauschen. Er war der Wortführer der kleinen Gruppe von Flugplatzgegnern im Ort. Kaum jemand aus dem Verein kannte ihn persönlich, Holten auch nur vom Sehen, aber alle Flugleiter hatten schon das Vergnügen des telefonischen Kontakts mit ihm gehabt, und er hatte schon verschiedene freiwillige Einschränkungen des Flugbetriebes an dem kleinen Flugplatz durchgesetzt.
    Pünktlich zur abgemachten Zeit stand Holten vor der Tür des kleinen Einfamilienhauses und klingelte. › Herzlich Willkommen ‹ stand auf der Fußmatte, und Holten hoffte, dass das auch für ihn galt. Der Hausherr persönlich bat ihn herein und führte ihn zu einem für zwei Personen nett gedeckten Kaffeetisch auf der Terrasse.
    Zunächst ging das Gespräch natürlich um das Hauptprob-lem, das Pauschen und seine Mitstreiter mit dem Flugplatz hatten, den Fluglärm. Es war ein höflich und gesittet geführtes Streitgespräch, bei dem jeder seine Argumente ausführlich darlegen konnte. Eine Annäherung der Standpunkte erwies sich dennoch als schwierig. Holten musste wiederholt versprechen, dass er seinen Einfluss geltend machen würde, um die Flugbewegungen allgemein und besonders in der Nähe von Pauschens Haus zu verringern. Im Geiste kreuzte er dabei Zeige- und Mittelfinger hinter seinem Rücken.
    Schließlich, nach der dritten Tasse Kaffee, als keine neuen Gesichtspunkte mehr angeführt werden konnten, kam Holten auf den Grund seines Besuches zu sprechen. Inzwischen war er sicher, dass Pauschen kein besessener Eiferer war, der um des Effektes willen zweimotorige Flugzeuge erfand.
    »Sie sagten, am vorletzten Dienstag sei hier bei uns am Platz ein großes, lautes Flugzeug gestartet, sogar eines mit zwei Motoren. Ist das Flugzeug denn so tief über Ihr Haus geflogen?«
    »So tief nicht, aber recht laut, und dass es zwei Motoren hatte, konnte ich sofort erkennen«, antwortete Pauschen.
    »Und auch hören«, fügte er noch hinzu.
    Holten hatte wenig Hoffnung, dass er auf die nun folgende Frage eine befriedigende Antwort

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