Auf und ab - Mord in Hellwege
Flugplatz. Er wohnt auch hier.«
Von Taten machte sich natürlich keine Notizen. Das würde Tessmann später sowieso machen.
»Was machst du hier so früh am Flugplatz?«
Holten konnte es nicht lassen:
»Ich sitze hier herum, trinke Cola und unterhalte mich mit einem Bullen.«
Man konnte von Taten ansehen, dass er nicht zu Scherzen aufgelegt war.
»Hör auf, Max, hör auf.«
»Ach, Cornelius, du weißt doch, dass ich, was den Fall Lehmberg betrifft, ganz anderer Meinung bin als du. Ich wollte Riecker noch einmal dazu befragen.«
»Und welche Fragen wären das gewesen?«
»Das willst du ja doch nicht wissen.«
»Jetzt aber.«
Von Taten wirkte jedoch nicht sehr interessiert.
»Also, Cornelius, hier am Platz ist irgendetwas vorgegangen.«
Holten machte eine Pause, um zu überlegen, was und wie viel er von Taten erzählen sollte.
»Ich habe – und das habe ich dir auch schon erzählt – einen Zeugen, der wirklich glaubwürdig aussagt, dass Lehmberg hier am Flugplatz war, und einen anderen, der bezeugt, dass hier an dem besagten Dienstag ein großes Flugzeug, eine Mitsubishi Solitaire, gestartet ist. Ich hatte Riecker bereits befragt, zwar nicht explizit nach dem Flugbetrieb an diesem Abend, aber nach Lehmberg. Er hat damals behauptet, Lehmberg sei nicht am Platz gewesen und es habe keinen Flugbetrieb gegeben. Warum hat er abgestritten, dass Lehmberg am Platz war, und mir nichts von diesem besonderen Flugzeug erzählt, und warum sind die Landung, die ja viel Gebühren eingebracht hätte, und der Start nicht in die Startliste eingetragen? Ich hatte vor, die ganze Geschichte mit ihm zu klären.«
»Anscheinend wollte jemand, dass du die Sache eben nicht mit ihm besprichst«, bemerkte von Taten leichthin.
› Du willst es ja auch nicht wissen ‹ , dachte Holten, doch er sagte laut:
»Das könnte so richtig sein. Das wirst du herausbekommen müssen. Aber selbst wenn wir es nicht klären können, ich meine, der Mord hier entlastet Kasing doch.«
Holten versuchte, Bernd Kasing aus der Schusslinie zu bringen. Doch er hatte von Tatens Dickkopf unterschätzt. Der hatte sich an Kasing festgebissen und wollte nicht loslassen.
Er zog die Augenbrauen hoch und äußerte eine neue und abenteuerliche Theorie:
»Sagtest du nicht, dass Kasing auch Pilot ist und hier am Platz fliegt? Und Lehmberg war auch Flieger in Weser-Wümme. Vielleicht hat dieser Riecker ja irgendetwas gewusst oder gesehen, was Kasing mit Lehmberg gemacht hat, und dir nichts erzählt, um diesen Kasing zu schützen. Und jetzt ist ihm dieser Mitwisser zu gefährlich geworden. Vielleicht hat Riecker auch versucht, ihn zu erpressen, oder ihn bedroht, und Kasing hat sich seiner entledigt. Ich werde ihn nach seinem Alibi für heute Morgen fragen müssen. Und Schusswaffen sind auch in seinem Haus, das wissen wir.«
Holten winkte ab und schwieg.
› Der liest zuviel Kriminalromane ‹ , dachte er, obwohl er wusste, dass solche Dinge durchaus auch außerhalb von Kriminalromanen passierten.
So konnte er mit von Taten nicht weiterkommen. Ihn bedrückte der Gedanke, dass nach wie vor eine – wenn auch kleine – Möglichkeit bestand, dass von Taten recht hatte. Holten war nicht wohl bei der Tatsache, dass er sich im Moment einzig und allein auf sein Gefühl stützen konnte, denn noch hatte er nichts Konkretes in der Hand und musste unbedingt Beweise finden, um dieses unbestimmte innere Wissen in eine handfeste Entlastung für Kasing zu verwandeln. Allerdings hatte auch von Taten noch keine zwingenden Beweise für Kasings Schuld.
Von draußen näherte sich entschlossen ein Mann mit einem Fotoapparat der Tür zum Clubraum. Holten erkannte in ihm einen Reporter der Lokalzeitung und beeilte sich, die Eingangstür abzusperren. Einen Pressemann, dem von Taten sicher mit Begeisterung seine neuesten Gedanken mitteilen würde, konnte Holten nicht gebrauchen.
»Du wolltest die Presse doch jetzt noch nicht dabei- haben?«, fragte er scheinheilig.
Von Taten fuchtelte mit den Händen herum, was Holten als Zustimmung deutete.
Um von der Anwesenheit des Journalisten abzulenken, brachte er das Gespräch auf das Thema › Fliegen ‹ .
»Bist du eigentlich schon einmal mit so einer kleinen Maschine geflogen?«, erkundigte er sich.
»Nein«, gab sein Gegenüber zurück, »noch nicht, obwohl ich es eigentlich immer schon einmal versuchen wollte.«
Das Thema schien bei von Taten auf Interesse zu stoßen.
»Sag mal, Max, kannst du eigentlich überall hinfliegen, und
Weitere Kostenlose Bücher