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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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Wänden waren Regale und Schränke mit Aktenordern und Büchern angeordnet. Hinter einem Regal, das als Raumteiler diente, entdeckte Holten noch Drucker, Kopierer und Plotter. An den freien Wänden hingen einige moderne Bilder und große Bauzeichnungen.
    Mit einer ausladenden Handbewegung sagte Elke:
    »Bitte sehr, sein Reich. Ich kann dir leider nicht helfen. Ich habe diesen Raum eigentlich immer nur zum Saubermachen betreten.«
    Entschuldigend zog sie die Schultern hoch.
    »Brauchst du mich noch?«
    »Nein, Elke, wenn du dich ohnehin nicht auskennst, will ich dich nicht von deiner Arbeit abhalten.«
    Sie verschwand, war jedoch nach kurzer Zeit, als Holten auf dem Schreibtischsessel Platz genommen hatte, mit einer Tasse Kaffee und einem Aschenbecher wieder da.
    Mit den Worten »Ich weiß ja, was du brauchst«, stellte sie beides auf den Schreibtisch und schloss dann die Tür hinter sich, als sie den Raum verließ.
    Holten wusste bereits, wie er vorgehen musste. Zwar hatte er keine Ahnung von Lehmbergs Schreibtischordnung und seinem Ablagesystem, doch Elke hatte gesagt, sie habe das Schreiben in einem Ablagekorb an seinem Arbeitsplatz gefunden. Daraus konnte er schließen, dass die Sache noch recht aktuell sein musste. Länger zurückliegender Schriftverkehr wäre bestimmt schon abgeheftet. Holten war der Meinung, dass der Brief von einem Handwerksbetrieb kommen musste, der an einem Bauvorhaben Lehmbergs tätig gewesen war. Nur dort konnte Lehmberg Einfluss auf finanzielle Transaktionen nehmen und hätte die Möglichkeit, eine Firma › kaputt zu machen ‹ . Da der Drohbrief mit der Hand geschrieben war, musste er also zunächst in Bauakten nach handschriftlichen Notizen von Handwerkern suchen, die bei aktuellen Bauvorhaben beschäftigt waren. Die sollte er in den Ablagekörben auf dem Schreibtisch finden.
    Die drei Körbe waren gut gefüllt mit Mappen, Klarsichtordnern und großen Briefumschlägen. Alle waren mit Aufklebern versehen, die den Namen des Bauvorhabens und das Gewerk anzeigten. Wilhelm Lehmberg war offensichtlich ein ordentlicher Mensch gewesen.
    Holten legte das anonyme Schreiben zum Vergleich auf die Schreibtischplatte und nahm sich die Mappen vor:
    Benz – Tischler
    Er fand darin ein Leistungsverzeichnis, ein Angebot, ein geändertes Angebot mit handschriftlichen Bemerkungen Lehmbergs und des Unternehmers, den Auftrag mit der Unterschrift des Bauherrn und eine geprüfte Rechnungskopie. Die Schrift des Handwerkers stimmte nicht mit der des Drohbriefes überein. Der erste Ablagekorb schien nur Unterlagen über den Bau › Benz ‹ zu enthalten.
    Unter der dritten Mappe lag ein großer, gelber Umschlag, der keine Beschriftung trug. Holten öffnete ihn und fand einige Schreiben, von denen er eins herausfingerte. Es war kein Schriftstück, das mit einem Bauvorhaben zu tun hatte. Er las es zwei Mal, so überrascht war er.
    Es war das Bestätigungsschreiben einer Anwaltskanzlei, in dem Herrn Lehmberg mitgeteilt wurde, dass der Anwalt gem. Gespräch vom und bez. des etc. und aus den und den Gründen in seinem Namen den Antrag auf Scheidung von seiner Ehefrau Elke einreichen werde.
    Hätte Holten nicht bereits gesessen, er hätte sich hingesetzt.
    Wilhelm Lehmberg hatte sich von seiner Frau scheiden lassen wollen!
    Neugierig holte er ein weiteres Blatt aus dem Umschlag. Es war der Brief einer gewissen Doris.
    Mein lieber starker Bär,
    ich muss Dir nicht mehr schreiben, wie sehr Du mir fehlst, Du weißt es.
    Immer, wenn ich an Dich denke, fängt mein Bauch, und nicht nur der, an zu kribbeln.
    Lass jetzt bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte alles stehen und liegen und komm sofort zu, bei oder in mir.
    Du weißt, ich bin zu Hause.
    Deine wilde Katze
    Über dem Wort › stehen ‹ war die eindeutige Zeichnung eines bestimmten männlichen Körperteils platziert, und mitten auf dem Brief prangte ein mit knallrotem Lippenstift gestempelter Kussmund.
    Es befanden sich noch einige Briefe, in ähnlicher Weise geschrieben, in dem Umschlag, außerdem enthielt er noch eine Reihe Fotos, die die Liebhaberin zeigten, meistens in sexy und eindeutigen Posen. Auf zwei Bildern war auch Wilhelm im Liebesspiel mit der Frau abgebildet.
    Holten kannte diese Dame. Es war eine Pilotin aus ihrer Flugsportgruppe, die in Posthausen wohnte.
    Er konnte das alles kaum glauben.
    Konnte ein lebenserfahrener, etablierter, knapp fünfzigjähriger Mann mit einer intakten Familie in einer solch leidenschaftlichen Beziehung stecken?
    Ihm

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