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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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fiel ein, dass einer seiner Sportkameraden, als sie nach anstrengender sportlicher Betätigung in »Beckmanns Gasthof« beim Bier gesessen und über Lehmberg gesprochen hatten, erwähnt hatte, dass er ihn Hand in Hand mit einer attraktiven Frau in Bremen gesehen hatte. Doch Holten hatte nicht länger darüber nachgedacht, da er für gewöhnlich nicht viel darauf gab, wenn man sich über das Privatleben anderer ausließ.
    Als hätte er etwas Verbotenes angefasst, steckte er alles schnell wieder in den Umschlag und schob ihn zuunterst in den dritten Ablagekorb. Wusste Elke von dieser Beziehung?
    Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Wilhelm Lehmberg hatte als Architekt einen Geländewagen gefahren, und er war von einem Wagen mit großen Reifen überfahren worden. Elke benutzte den Wagen auch manchmal – und sie konnte gut schießen. Sie war Mitglied im Schützenverein, und die Hellweger Damenriege, zu der sie gehörte, hatte vor einigen Jahren sogar schon einmal den Landesmeisterschaftstitel erkämpft.
    Hatten sie es mit einem Mord aus Eifersucht zu tun, und bestand zwischen beiden Fällen doch kein Zusammenhang? Oder noch schlimmer: Hatte Elke auch Riecker umgebracht, weil sie eine belastende Aussage von ihm befürchtete?
    Holten kannte die Statistiken und wusste nur allzu gut, dass die Schuldigen bei Tötungsdelikten häufig im engsten Familienkreis zu suchen waren.
    Wenn Elke von der Affäre gewusst hatte, musste er auch von dieser Möglichkeit ausgehen und mit ihr ein ernstes Gespräch führen.
    Er schob diese Gedanken jedoch zunächst zur Seite und fuhr mit der Suche fort. Der erste Ablagekorb brachte kein Ergebnis, aber schon bei der ersten Klarsichthülle des zweiten wurde er fündig:
    Auf dem Aufkleber stand:
    Benz
    Betonarbeiten
    Holten fand zunächst den üblichen Schriftwechsel, doch steckte unmittelbar hinter dem Vertrag mit der Firma Setter die Kopie eines Briefes an den Unternehmer mit einer Mängelrüge. Lehmberg hatte ihm hierin mitgeteilt, dass die von der Firma Setter hergestellte Betonsohle nicht abgenommen und bezahlt werden könne, weil sie nicht richtig eingebaut sei, und hatte die Abstellung des Mangels verlangt. Trotzdem fand er als nächstes Schriftstück eine recht hohe Abschlagsrechnung des Handwerkers mit einem handschriftlichen Aufmaß. Holten konnte die Schrift eindeutig identifizieren; sie stimmte mit der des Drohbriefes überein. Aus weiteren Dokumenten ging hervor, dass der Baumangel nicht beseitigt und die Rechnung vom Bauherren somit auch nicht bezahlt worden war. Holten konnte sich durchaus vorstellen, dass dies einer kleinen und finanziell nicht auf sicherem Fundament stehenden Firma schon den Garaus machen könnte.
    Es handelte sich um Firma Setter mit Sitz in Hassendorf. Holten hatte noch nie von ihr gehört.
    Er stand auf, legte die Klarsichthülle mit dem Vorgang › Benz – Betonarbeiten – ‹ in einen großen, leeren Umschlag, den er auf dem Schreibtisch fand, und steckte den jetzt nicht mehr anonymen Brief dazu. Nach langem Zögern fingerte er den Umschlag mit den Beweisen von Wilhelm Lehmbergs Liebesaffäre aus dem Ablagekorb heraus und schob ihn dazu.
    Wenn Elke die Briefe und Fotos kannte, hätte sie sie bestimmt schon vernichtet. Falls sie nichts davon wusste, wollte Holten ihr den Anblick und damit zusätzliches Leid ersparen. Ein ungutes Gefühl hatte er trotzdem.
    Er trat mit den Unterlagen in der Hand auf den Flur.
    »Elke?«
    Er hörte ihre Stimme aus der Küche:
    »Max, bist du fertig?«
    Ehe er antworten konnte, stand sie bereits im Flur.
    »Hast du etwas gefunden?«
    »Ja, genug. Ich weiß, wer der Schreiber war.«
    »Wer war es?«, fragte sie erwartungsvoll.
    »Setter aus Hassendorf.«
    »Wer ist das?«
    »Ein Handwerker, der für ein von Wilhelm betreutes Bauvorhaben gearbeitet hat.«
    »Und wird er uns etwas antun?«, drängte sie und schaute ihn mit bangen Augen an.
    »Das nehme ich nicht an«, winkte er gelassen ab.
    »Ich glaube, der wollte nur mal seinen Frust ablassen. Ich werde bei nächster Gelegenheit einmal bei ihm vorbeifahren und mit ihm sprechen.«
    So sicher, wie er tat, war er nicht. Die Briefe Setters waren nicht eben der Inbegriff der Höflichkeit gewesen.
    Als Holten aus der Haustür trat, hob er den dicken Briefumschlag in die Höhe und sagte beiläufig:
    »Das nehme ich leihweise mit, wenn du nichts dagegen hast.«
    Sie nickte.
    »Nimm alles mit, was du brauchst.«
    Er sah ihr lange prüfend in die Augen und versuchte dann den ältesten

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