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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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weitersprach.
    »Kann ein Mann so dumm sein, sich so von diesem Flugplatzluder einwickeln zu lassen? Rennt wie ein Hund einer läufigen Hündin hinterher!
    Und dabei habe ich gedacht, das interessiert ihn alles nicht mehr. Seitdem ich mit Christian schwanger war, hat er mich nicht mehr angerührt.«
    Plötzlich stand sie auf und hob ihr Kleid bis zum Hals hoch. Sie trug nichts darunter. Holten bot sich der angenehme Anblick einer Mittvierzigerin, die auf ihren Körper geachtet und sich gut gepflegt hatte. Trotzdem senkte er seinen Blick. Elke stand da wie eine Statue.
    »Da, schau her! Ist das nichts? Seit gut zwanzig Jahren hat mich kein anderer Mann mehr so gesehen. Ich habe gedacht, Wilhelm kann aus irgendwelchen Gründen nicht, aber er wollte mich nicht mehr!«
    Den letzten Satz hatte sie herausgeschrien.
    Sie blieb in dieser Haltung stehen und sagte kein Wort mehr. Holten kam es wie eine Ewigkeit vor.
    Er war froh, als sie endlich den Vorhang wieder herunterließ und sich hinsetzte, denn er wusste, dass ihr dieser Auftritt später peinlich sein würde.
    Jetzt sprach sie leise weiter:
    »Die ganze Zeit habe ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht und bin ihm immer eine gute Ehefrau gewesen – und immer treu. Und dann verrät er mich so!«
    Holten hatte dieser emotionale Ausbruch zunächst die Sprache verschlagen.
    »Ich habe ihn immer geliebt – manchmal aber auch gehasst.«
    Trotzig schaute sie ihn an.
    Sie tat ihm leid. Aber trotzdem und auch gerade wegen ihres Auftrittes konnte er ihr einige Fragen nicht ersparen. Er zündete sich eine Zigarette an.
    »Wie lange hast du denn von dieser Geschichte gewusst?«
    »Fast die ganze Zeit.«
    Sie strich ihr Kleid glatt.
    »Vor ungefähr einem halben Jahr erzählte er, dass er wegen eines Entwurfes einen Termin in Bremen hätte. Er musste dann ziemlich häufig dorthin, manchmal zwei Mal in der Woche. Dann habe ich in seiner Hemdtasche Kondome gefunden, die er wohl vergessen hatte herauszunehmen. Das hat mich stutzig gemacht. Du weißt jetzt ja, warum.«
    Sie lächelte verächtlich.
    »Irgendwann habe ich gefragt, wie er weiterkommt und ob der Entwurf bald fertig sei, und er hat irgendetwas von › schwieriger Bauherr ‹ gemurmelt. Dann bin ich eines Abends einfach hinter ihm hergefahren.«
    Holten warf ihr einen kritischen Blick zu.
    »Ja, ja, das habe ich gemacht. Er hat sie abgeholt, sie sind im Restaurant gewesen und dann zurück zu ihr gefahren. Ich habe gewartet, und er ist nicht wieder nach draußen gekommen. Er war um drei Uhr nachts zu Haus und roch, als er zu mir ins Bett gekrochen kam, nach einer fremden Frau. Da wusste ich es ja.«
    »Haben die Jungs es gewusst?«
    »Nein, bestimmt nicht, wenn er es ihnen nicht gesagt hat. Ich habe den Mund gehalten, und sie sind ja ohnehin fast nie zu Haus.«
    Er drückte seine Zigarette aus. Auch an sie musste er die Frage stellen, die immer einen Verdacht impliziert. Die Ausrede › Routinefrage ‹ beruhigte niemanden.
    »Elke, wo warst du, als Wilhelm umgebracht wurde?«
    Sie antwortete nicht sofort und stellte nach einem Moment Stille eine Gegenfrage:
    »Du verdächtigst also auch mich?«
    »Nein, Elke, ich muss nur alles wissen. Also, wo warst du?«
    »Ich war einkaufen. Als er losgeradelt ist, war ich im Garten. Dann bin ich losgefahren.«
    »Und wo hast du eingekauft?«
    »Na, wo wohl schon? In Posthausen.«
    »Wann warst du zurück?«
    »Das weiß ich nicht genau. Irgendwann vor acht. Ich habe die Tagesschau gesehen und mich gewundert, warum Wilhelm noch nicht zurück ist. Vor acht war eigentlich noch keine Rendezvouszeit.«
    Sie lächelte gequält und nahm noch einen Schluck vom Roten. Dabei wies sie einladend mit dem Zeigefinger auf die Flasche.
    Plötzlich stand sie auf, kam um den Tisch herum und setzte sich auf die Armlehne des Sessels, wobei der Saum ihres Kleides nach oben rutschte.
    »Und du, bist du glücklich verheiratet?«
    Holten wand sich an ihr vorbei und stand auf.
    »Ich denke, bis jetzt ja. Ich kann mich nicht beklagen.«
    Er wandte sich zur Tür, um weiteren unkontrollierbaren Entwicklungen, die ihr später sicher peinlich waren, einen Riegel vorzuschieben.
    »Ich will jetzt los«, sagte er bestimmt und stoppte damit alle weiteren Versuche ihrerseits.
    Sie war auf dem Sessel sitzen geblieben und wirkte jetzt wieder so teilnahmslos wie bei seinem Eintreffen.
    »Du findest den Weg ja allein.«
    Das war alles, was sie noch sagte.
    Als er den gepflasterten Weg zur Gartenpforte hinunterging, sah er

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