Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
Vom Netzwerk:
merkwürdige Beziehung zu Hunden: Er mochte sie, aber sie mochten ihn nicht. Er war schon einige Male gebissen worden und war inzwischen vorsichtig geworden.
    Doch heute musste er in den sauren Apfel beißen. Er schob die Pforte auf und näherte sich dem Haus, immer in der Erwartung, von einem großen Hund überrascht zu werden. Aber es schien so, als ob niemand daheim sei.
    Er war überrascht, dass die Türklingel funktionierte, und als er sie betätigt hatte, meldete sich im Innern mit heiserem Bellen ein Hund. Kurz darauf öffnete ein Mann die Haustür und hielt einen Schäferhund zurück, der sich wohl gern auf Holten gestürzt hätte. Der Mann war zwischen dreißig und vierzig Jahre alt, mittelgroß und kräftig gebaut. Er trug eine fleckige Hose, ein zerknittertes Hemd und einen Lederhut. Das Gesicht war unrasiert.
    »Was wollen Sie?«
    »Wenn Sie Herr Setter sind, möchte ich mit Ihnen sprechen.«
    »Ich aber nicht mit Ihnen.«
    Damit zog er den Hund am Halsband ins Haus zurück, um die Tür zu schließen.
    »Du hast meine Firma und mich kaputt gemacht. Jetzt mache ich dich und deine Familie kaputt«, rief Holten durch die schon halb geschlossene Tür in den Flur.
    Setter zuckte zusammen.
    »Wer sind Sie?«
    Holten entschloss sich, ein wenig zu flunkern.
    »Holten ist mein Name. Ich komme von der Polizei.«
    Dabei zog er seinen Personalausweis hervor, den er in einem aufklappbaren Etui bei sich trug, das er jetzt kurz aufklappte.
    »Kommen Sie rein«, sagte der Mann mürrisch.
    »Ich wusste ja, dass ihr irgendwann kommt.«
    »Wenn Sie den Hund wegnehmen.«
    Setter sperrte den Hund hinter eine Tür, die vom Flur abging. Holten folgte ihm dann in eine Art Büro. Setter räumte einige Aktenordner von einem Stuhl und bot Holten dort Platz an. Dann fragte er sogar, ob er einen Kaffee haben wollte. Als Holten ablehnte, setzte er sich hinter den Schreibtisch und stützte den Kopf in die Hände. Setter bot einen erbärmlichen Anblick.
    Er begann zu sprechen, bevor Holten auch nur eine Frage stellen konnte.
    »Ja, ich wusste, dass ihr kommt, und ich habe auch«, er zögerte kurz, »den Brief geschrieben. Aber ich hab’s natürlich nicht so gemeint.«
    Plötzlich richtete er sich auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Aber arbeiten Sie mal jahrelang, jeden Tag, ohne Pause, ohne Urlaub, weil Sie eine gut gehende Firma haben wollen. Und trotzdem geht immer irgendetwas schief.«
    Im Nebenraum begann der Schäferhund zu bellen und an der Tür zu kratzen.
    »Einmal zahlt der eine Kunde nicht, dann will das Finanzamt Geld haben. Und dann auch noch die Sache mit Benz. Der war in Ordnung, wirklich, und ich hätte mich mit ihm auch einigen können, aber dieser Lehmberg hat ja dazwischengefunkt. Ich habe kein Geld gekriegt. Da war es dann vorbei, und ich hatte kein Geld mehr. Meine Freundin ist abgehauen, als die Zeiten schlecht wurden. Tja, und dann hab’ ich am Sonntag den Brief geschrieben und nachts in seinen Briefkasten geworfen, weil ich wütend war. Und dann wird der am Dienstag auch noch umgebracht.«
    Er wurde leiser.
    »Aber ich hätte ihm natürlich nie etwas getan. Glauben Sie mir das?«
    Und dann noch einmal:
    »Glauben Sie mir das?«
    Holten neigte dazu, ihm das abzunehmen. Hier saß ein verzweifelter Mensch vor ihm, der seine Existenz verloren und aufgegeben hatte. Andererseits hatte Setter sich auf das Erscheinen der Polizei vorbereiten und sich ein passendes Schauspiel zurechtlegen können.
    »Ich will das einmal so zur Kenntnis nehmen«, sagte Holten ruhig.
    »Was haben Sie denn an diesem Dienstag zwischen siebzehn und zwanzig Uhr gemacht?«, fragte er dann.
    »Was soll ich schon gemacht haben. Ich hab’ hier herumgesessen, ein Bier getrunken und ferngesehen. Den Fernseher hat mir der Kuckuckskleber ja noch gelassen.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Nein, bei meinem Glück natürlich nicht. Höchstens Gozilla.«
    »Wer ist das?«
    Holten kannte diesen Namen nur aus japanischen Filmen zweifelhafter Qualität.
    Trotz der für ihn nicht angenehmen Situation grinste Setter jetzt.
    »Mein Hund. Prima Name, oder?«
    Er stand auf, ging auf den Flur und öffnete die Tür zu dem Raum, in dem das Monster eingesperrt war. Der Hund stürzte durch die Tür auf Holten, der zurückgezuckt war, los und stoppte dann jedoch kurz vor ihm, um ihn nach Hundeart zu beriechen. Die Prüfung schien zu seiner Zufriedenheit ausgefallen zu sein, denn er setzte sich jetzt artig neben den Stuhl und versuchte, seinen Kopf unter

Weitere Kostenlose Bücher