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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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Übrigens, könnte ich kurz mit Nicole sprechen?«
    »Ja, gleich. Also gehe ich zuerst zum Fliegerarzt.«
    »Ja, ja, das wäre am besten. Ist Nicole denn da?«
    »Ja. Was ist das eigentlich für ein Arzt?«
    »Einer, der deine Fliegertauglichkeit bestätigt und das auch von Amts wegen machen darf. Und jetzt möchte ich bitte kurz Nicole sprechen.«
    Holten wurde allmählich ungeduldig.
    »Und wenn ich bei dem gewesen bin, komme ich zum Flugplatz und melde mich an.«
    Er dachte nur an seinen Pilotenschein.
    »Ja, wie ich schon sagte«, versicherte Holten ihm, »aber nun gib mir endlich deine liebe Freundin.«
    »Na gut, warte kurz.«
    Einen Moment lang war es still in der Leitung.
    »Nach wem muss ich im Verein denn fragen?«
    Holten wollte schon verärgert lospoltern, hielt sich aber zurück.
    »Irgendeiner, der sich auskennt, wird schon da sein, am besten ein Fluglehrer. Du musst dich durchfragen.«
    Jetzt bat er nicht mehr:
    »Bring mir jetzt Nicole an den Apparat!«
    Endlich legte Mullemann den Hörer hin und rief sie, und als sie sich meldete, merkte man ihr die Verwunderung an, dass Holten sie sprechen wollte.
    »Nicole, ich muss noch einmal auf Ihre Bemerkung zurückkommem, die Sie vorhin am Platz gemacht haben. Haben Sie in Ihr Tagebuch geschaut, wann Frank Ihnen die Kornblumen mitgebracht hat?«
    »Ach das. Ja, ich habe nachgesehen. Es war der Tag, an dem der Lehmberg umgebracht wurde«, bestätigte sie.
    »Ist das wichtig?«
    »Ja, für mich ist das sehr wichtig. Vielen Dank, Nicole, aber jetzt muss ich Frank wieder sprechen.«
    »Gern geschehen«, sagte sie, etwas verwirrt, weil Holten das Gespräch so prompt beendete.
    »Frank?!«
    Der junge Mann war sofort am Apparat, er hatte wohl neben seiner Freundin gestanden.
    »Hallo, hier ist Frank noch mal. Hast du noch etwas Wichtiges für meinen Flugschein vergessen?«
    »Nein, jetzt will ich dich noch etwas fragen, und ich möchte, dass du dich genau erinnerst. Wie war das, als du Nicole neulich die Kornblumen verehrt hast? Wie, wo und wann genau hast du sie gepflückt?«
    Nach einer kleinen überraschten Pause fragte Mullemann zunächst erstaunt zurück:
    »Hat sie dir das erzählt?«
    Als Holten bejahte, berichtete er gehorsam. Er wusste, dass Holten Polizist gewesen war, und an den Pausen, die er während seines Berichtes machte, konnte Holten feststellen, dass er wirklich ganz exakt sein wollte.
    »Ungefähr einen Kilometer hinter der Einmündung des Weges zum Flugplatz fangen ja hinter dem Wald die Felder an. Da lag ein Weizenfeld, das fast abgeerntet war. An eine Stelle konnten sie wohl nicht mit dem Drescher hinkommen, weil eine große, alte Birke ins Feld gestürzt war. An der Stelle standen noch viele Kornblumen auf dem Acker im Weizen. Ich hab’ das gesehen, habe gebremst, bin rückwärts gefahren, angehalten, ausgestiegen und zu der Stelle gegangen. Da habe ich die schönsten ausgesucht, habe sie gepflückt, einen Strauß daraus gemacht, bin zum Auto gegangen, eingestiegen und wieder losgefahren. Das hat wohl ungefähr eine Viertelstunde gedauert. Und Nicole hat sich gefreut.«
    Er schwieg, und als Holten nichts sagte, fügte er hinzu:
    »War das genau genug?«
    »Ja, das war es«, lachte Holten, »du hast dir viel Mühe gegeben, vielen Dank. Ich freue mich schon auf den Tag, wenn du bei uns Flieger bist.«
    Er legte auf.
    Wirklich ein schöner Tag!
    Jetzt hatte er endlich die Bestätigung, dass Kasing mit der ganzen Sache nichts zu tun haben konnte. Er hätte es ja schon fast selbst nicht mehr geglaubt, doch jetzt konnte die von ihm errechnete Zeitschiene nicht mehr stimmen. Weil Mullemann sich mit dem Blumenpflücken aufgehalten hatte, hatten Kasing und Mullemann sich ungefähr fünfzehn Minuten später gesehen. Somit war Kasing auch eine Viertelstunde später am Tatort eingetroffen, als er angenommen hatte. Das war genug Zeit für den Mörder, seine Tat auszuführen und unbeobachtet mit seinem Fahrzeug zu verschwinden. Doch mit dieser Überlegung, das war ihm auch klar, würde er von Taten nicht überzeugen können, er selbst war jetzt jedoch viel stärker motiviert, seine Recherchen fortzusetzen. Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben: Er musste von Taten den Schuldigen auf einem Silbertablett präsentieren.
    Bernd war mit Sicherheit unschuldig, und das würde er beweisen können.

VEREISUNG
    Am Dienstag wurde Riecker auf dem Hellweger Friedhof zu Grabe getragen. Die Zusammensetzung der Trauergemeinde war völlig anders als bei der letzten

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