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Auf und davon

Auf und davon

Titel: Auf und davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Thomas
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der
sie anfragte, ob es Mr. Barlowe wohl möglich sei, sich für die Klärung einer
wichtigen Angelegenheit ein paar Minuten Zeit zu nehmen. Paul fungierte nur zu
gern als Bote, und die ganze Klasse wartete voller Vorfreude darauf, jemand
anderen in Schwierigkeiten zu sehen.
    Mr. Barlowe wirkte gequält und
ungeduldig. Es war Freitag nachmittag, und er wollte ins Wochenende. Auf seinem
Schreibtisch türmte sich bereits ein ganzer Stapel von Dingen, die noch
erledigt werden mußten, bevor er nach Hause gehen konnte, und ein zusätzliches
Problem hatte ihm gerade noch gefehlt. Er betrat das Klassenzimmer, glättete
die spärlichen Haare auf seinem glänzenden Schädel und klimperte mit den
Schlüsseln an seinem Hosenbund, wie er es immer tat, wenn er sich ärgerte.
    „Was gibt’s, Mrs. Henrey?“ Mr. Barlowe
hatte eine hohe Stimme, die unter Streß noch höher wurde. Mr. Barlowes
Stimmlage war ein Barometer für seine Laune, und die Kinder an der Schule
hatten gelernt, darauf zu achten. Julia und Nathan wappneten sich gegen den
Angriff.
    „Julia und Nathan haben Geld, dessen
Herkunft sie nicht erklären können“, sagte Mrs. Henrey.
    „Du liebe Güte“, sagte Mr. Barlowe. Er
sah Nathan stirnrunzelnd an, und die Schlüssel am Hosenbund klingelten. „Dann
wollen wir das mal rasch hinter uns bringen. Du hast zuviel Geld, Junge. Also,
raus mit der Sprache, woher hast du es?“
    Schweigen.
    „Nathan, ich rede mit dir. Und ich habe
nicht viel Zeit, also bitte.“
    Mr. Barlowes stechender Blick war
schwer zu ertragen. Nathan öffnete den Mund, murmelte etwas und schloß den Mund
wieder.
    „Sprich lauter, Junge, ich hab dich
nicht verstanden.“
    „Ich hab gesagt, ich hab es von meinem
Postsparbuch abgehoben“, sagte Nathan in ziemlich unhöflichem Ton.
    „Du hast doch gar kein Postsparbuch“,
meinte Paul. „Natürlich hab ich eines“, behauptete Nathan wütend. Vor langer
Zeit hatte er tatsächlich einmal eines gehabt. „Woher willst du denn wissen, ob
ich eines habe oder nicht? Du hast doch keine Ahnung.“
    „Er hat keines“, sagte Sanjay in
hörbarem Flüsterton.
    Nathan verlor die Beherrschung. „Hab
ich wohl!“ zischte er und warf sich über die Bankreihe auf Sanjay.
    Mr. Barlowe packte den strampelnden und
um sich schlagenden Nathan am Kragen und zerrte ihn aus dem Klassenzimmer. Mr.
Barlowe war kräftig. „Du kannst auch gleich mitkommen, Julia“, rief er über die
Schulter zurück. „Dann kann ich mir euch beide zusammen vorknöpfen.“
    Julia trottete hinter Mr. Barlowe und
Nathan in Richtung Sekretariat, den Flur entlang und die Treppe hinunter. Sie
hatte Angst.
    Auch wenn Mr. Barlowe seine Macken
hatte, ungerecht war er nicht. Wenn er sich von der vielen Arbeit nicht zu sehr
gestreßt fühlte, konnte er sogar beinah weise sein. Bis sie in seinem Büro
ankamen, hatte er seinen Ärger darüber, daß man ihn aus seiner Arbeit gerissen
hatte, unter Kontrolle und konnte in Ruhe überlegen, wie er die Sache angehen wollte.
Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch, weil er dort am meisten Autorität
ausstrahlte. Die beiden Angeklagten mußten sich vor ihm aufstellen. Unglücklich
und trotzig schauten sie ihn über den Tisch hinweg an.
    „Also“, sagte Mr. Barlowe. Seine Stimme
hatte wieder die normale Höhe erreicht. Sie klang freundlich und vernünftig. „Also,
ich frage euch jetzt noch einmal. Ihr habt beide mehr Geld, als ihr eigentlich
haben solltet. Eine ganze Menge mehr, nehme ich an, sonst wäre Mrs. Henrey
nicht so besorgt. Ihr seid doch beide intelligente Kinder, also wißt ihr genau,
daß wir in Erfahrung bringen müssen, woher das Geld kommt. Am Ende werdet ihr
doch die Wahrheit sagen müssen, warum nicht gleich? ...Julia?“
    Mr. Barlowes Stimme klang beruhigend,
er lächelte fast. Julia entspannte sich ein klein wenig. Vielleicht konnte sie
ihn ja doch täuschen.
    Sie versuchte ihr Glück. „Mein Onkel
hat es mir gegeben.“
    „Zum Geburtstag?“
    „Nein, nicht zum Geburtstag. Ich hatte
nicht wirklich Geburtstag. Es war nur so ein Geschenk.“
    „Wieviel Geld hat er dir geschenkt,
Julia?“
    Julia überlegte lang. „Fünf Pfund“,
antwortete sie schließlich in der Hoffnung, damit einen angemessenen Betrag
zugegeben zu haben.
    „Fünf Pfund! Du Glückspilz. Und deine
Mutter hat dir erlaubt, alles auszugeben? Meine Güte, als ich so alt war wie
du, hätte ich das allermeiste davon in die Spardose stecken müssen. Wieviel
hast du eigentlich ausgegeben?“
    Julia rechnete, wobei

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