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Auf und davon

Auf und davon

Titel: Auf und davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Thomas
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Nathan
wahrheitsgemäß.
    Auch er war zu spät dran für die
Schule, doch darüber machte er sich erst Gedanken, als ihm einfiel, daß er sich
ja noch mit Julia über die Geschichte, die sie erzählen wollten, einig werden
mußte. Was sollte er machen, wenn sie schon drin war und er keine Gelegenheit
mehr hatte, mit ihr zu reden?
    Zum Glück trafen sie sich auf dem
Schulhof.
    „Was sagen wir jetzt? Ist dir was
eingefallen?“ Zu spät bereute er es, nicht selbst darüber nachgedacht zu haben.
    „Wir sagen, wir haben es gefunden“,
erklärte Julia.
    „Und was sagen wir, wo wir es gefunden
haben?“
    Auf dem Gehsteig auf dem Weg zur
Schule. Sie können uns nicht beweisen, daß es nicht stimmt.“
    „Okay“, sagte Nathan ohne große
Begeisterung. Die Idee war ziemlich phantasielos. Innerlich rümpfte Nathan
verächtlich die Nase.
    Nathans Vater erschien als erster. Er
war ungefähr zehn Minuten mit Mr. Barlowe allein, dann wurde Nathan
hereingerufen. Sobald er in der Tür des Büros erschien, begann sein Vater ihn
laut zu beschimpfen.
    „Was höre ich da? Was hat das mit dem
Geld auf sich? Kein Onkel hat dir Geld geschenkt. Warum erzählst du so was?“
Nathan ließ den Kopf hängen und scharrte mit den Füßen. Er hatte Angst vor
seinem Vater. Er wußte mehr oder weniger, was er zu sagen hatte, doch er wußte
nicht, wie er die Worte herausbringen sollte.
    „Es war nicht dein Onkel, Nathan, nicht
wahr?“ sagte Mr. Barlowe. „Soweit sind wir schon. Also — woher hast du das
Geld?“
    „Gefunden.“
    „Gefunden?“ rief Nathans Vater. „Wo
hast du es gefunden?“
    „Auf dem Gehsteig.“
    „Auf welchem Gehsteig?“
    Nathan überlegte. „Fast direkt vor der
Schule. Ich war spät dran, und da hab ich’s gefunden.“
    „Wieviel hast du gefunden?“ wollte Mr.
Barlowe wissen. Vielleicht kamen sie der Wahrheit näher, vielleicht auch nicht.
In solchen Fällen war Mr. Barlowe es gewohnt, eine ganze Reihe verschiedener
Geschichten zu hören. Wurde eine Geschichte nicht geglaubt, versuchte der
Schüler es mit einer anderen. „Einen Zwanzigpfundschein.“
    „Du findest zwanzig Pfund und sagst es
niemand?“ brüllte Nathans Vater.
    „Ja.“
    „Du findest sie auf dem Gehsteig und
behältst sie einfach?“
    „Ja.“
    „Was sage ich dir ständig, daß man mit
Dingen tut, die man findet und die einem nicht gehören?“
    „Weiß nicht.“
    „Doch, du weißt es. Ich sage dir immer,
daß man sie zur Polizei bringen muß. Warum hast du das Geld nicht zur Polizei
gebracht?“
    „Weiß nicht.“
    „Wenn du Geld behältst, das dir nicht
gehört, ist das genauso wie stehlen. Du bringst Schande über deine Familie.
Niemand bringt durch Stehlen Schande über unsere Familie!“
    „Ich hab’s nicht gestohlen, ich hab’s
gefunden.“
    „Du hast es so gut wie gestohlen.“
    „War Julia Winter dabei, als du das
Geld gefunden hast?“ unterbrach Mr. Barlowe.
    „Nein, ich war allein.“ Nathan wollte
nicht auch noch für Julias Verhalten verantwortlich gemacht werden.
    „Aber Julia hatte ebenfalls Geld. Du
hattest zwanzig Pfund, und Julia hatte mindestens ebensoviel. Woher hatte sie
denn das Geld?“
    „Keine Ahnung... wahrscheinlich hat sie
es auch gefunden.“
    „Lag das Geld, das du gefunden hast,
einfach nur so auf dem Bürgersteig, oder war es in etwas drin?“
    „Es war in einem Umschlag.“
    „Aha. Du hast also zwanzig Pfund in
einem Umschlag gefunden, und Julia fand — was? Auch einen Umschlag?“
    „Ja... ich weiß nicht.“
    „Das hört sich ziemlich merkwürdig an,
findest du nicht auch? Du und Julia, ihr beide findet ziemlich viel Geld.
Unabhängig voneinander. Am selben Tag oder zumindest in derselben Woche. Bist
du sicher, daß das Geld nicht alles in einem Umschlag steckte? Bist du ganz
sicher, oder habt ihr es nicht doch zusammen gefunden?“
    Nathan zögerte. Er war verunsichert.
Diese Frage schien nach der Antwort „Ja“ zu verlangen. Es war ganz klar, daß
Mr. Barlowe es für ziemlich ausgeschlossen hielt, daß er und Julia getrennt
voneinander soviel Geld gefunden hatten.
    „Ach ja, jetzt erinnere ich mich wieder“,
sagte er, „sie war dabei.“
    „Ihr habt das Geld also zusammen
gefunden?“
    „Ja.“
    „Und das fällt dir erst jetzt wieder
ein?“
    „Ja“, antwortete Nathan ziemlich lahm.
    „Du lügst, Nathan“, rief sein Vater. „Warum
lügst du? Verbirgst du etwas? Was verbirgst du?“
    „Wie konntest du vergessen, daß Julia
dabei war? Ihr müßt doch über das Geld

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