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Auf und davon

Auf und davon

Titel: Auf und davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Thomas
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Schritte vom Fenster entfernt und wartete, bis das Polizeiauto wieder
weggefahren war.
    „Gehen wir jetzt?“ fragte Nathan.
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Mein Haar.“
    Sie waren soweit wie vorher.
    „Wir können doch überhaupt nicht gehen“,
sagte Julia. „Du hast selbst gesagt, daß die Polizei den Bahnhof bewacht.“
    „Wir können mit dem Bus fahren.“
    „Woher willst du wissen, daß sie nicht
auch die Busse bewachen?“
    Sie könnte recht haben. Nathan
überlegte schweigend. Busse, Züge — welche anderen Transportmöglichkeiten gab
es? Er hatte eine Idee. „Wir könnten in einem Lastwagen mitfahren.“
    „Du spinnst“, sagte Julia.
    „Tu ich nicht. Das machen sie in
Büchern.“
    „Eben. In Büchern, aber nicht in echt.“
    „Wir könnten es trotzdem probieren. Das
ist besser als mit dem Zug.“
    „Und wohin fahren wir überhaupt?“
    „Dahin, wo der Lastwagen hinfährt. Weit
weg. Wir nehmen einen von denen, die die ganze Nacht fahren.“
    „Und wo schlafen wir?“
    „Im Lastwagen.“
    „Aber danach? Wo schlafen wir danach?
Ich schlafe auf keiner Baustelle mehr. Das war furchtbar!“
    „Du brauchst auf keiner Baustelle zu
schlafen. Heute nacht schlafen wir im Lastwagen und dann — ich hab’s! Wir
kaufen uns ein Zelt!“
    „Ich schlaf nicht mit dir in einem
Zelt, Nathan Browne. Ich hasse dich“, sagte Julia, der die jüngsten
Beleidigungen wieder einfielen.
    „Okay, dann kaufen wir zwei Zelte. Eins
für jeden.“
    Die Idee ist noch viel besser, dachte
Nathan. Ein Zelt für ihn allein! Das war fast so gut wie ein Haus. Auch Julia
gefiel die Idee mit dem Zelt. Ihre Laune besserte sich, als sie darüber
nachdachte, und sie begann sogar halbherzig zu packen.
    „Du kommst also mit?“
    „Wahrscheinlich.“
    „Ich helf dir packen“, sagte Nathan. Je
eher sie aus dem Haus kamen, desto besser. Sonst änderte sie ihre Meinung
womöglich noch. „Was ist mit deinem Geld? Wo tust du das jetzt hin?“
    „Das bleibt natürlich in meiner
Handtasche, wo sonst?“
    „Aber du bist doch jetzt ein Junge.
Jungens haben keine solchen Taschen.“
    „Stimmt. Ich hab nicht dran gedacht.“
    „Steck’s doch in dein Anorakfutter wie
ich.“
    „Ich hab kein Loch in der Tasche.“
    „Dann mach eines, schneid eines rein.“
    Allein der Gedanke, etwas ganz gezielt
kaputtzumachen, schockierte Julia. Sie sagte, daß sie sich das Geld um den
Bauch binden wolle wie zu Anfang, bevor sie die Tasche gekauft hatte. Sie
suchte nach einer passenden Plastiktüte, und Nathan wurde immer ungeduldiger.
Es war inzwischen Abend geworden, und er überlegte, daß alle Fernfahrer ihre
Tour bereits angetreten hatten und er und Julia keinen Lastwagen mehr finden
würden. Dann brauchte Julia auch noch ein Band, mit dem sie sich den
Plastikbeutel umbinden konnte, und zog schließlich das Gummi aus einer
Unterhose und nahm das.
    „Können wir jetzt gehen?“ fragte
Nathan.
    Vielleicht hätten sie es geschafft,
aber ausgerechnet in dem Augenblick, als Julia ihre Strandtasche aufheben
wollte, sah sie sich und ihren unmöglichen Haarschnitt im Spiegel — und ließ
sich wieder aufs Bett fallen.
    „Was ist jetzt los?“ fragte Nathan.
    „Mein Haar.“
    „Ach, vergiß doch das blöde Haar! Es
ist doch gleich dunkel. Kein Mensch sieht es.“
    Keine Antwort.
    „Komm jetzt!“
    Julia schniefte und warf die Zöpfe
zurück, die nicht mehr da waren.
    „Komm jetzt, Rattengesicht, nächstes
Mal kommt die Polizei vielleicht wirklich wegen uns. Vielleicht sind sie schon
auf dem Weg. Sie können jeden Augenblick hier sein.“
    Keine Antwort.
    Nathan trat Julia kräftig gegen das
Schienbein.
    „Das machst du nicht noch mal, Nathan
Browne!“
    „Du kannst mich nicht dran hindern.“
    Er trat sie noch einmal, noch
kräftiger. Julia begann zu heulen.
    „Halt die Klappe, dumme Kuh.“
    Aus Julias Heulen wurde ein Kreischen.
    „Halt endlich die Klappe!“ rief Nathan
verzweifelt. „Man hört dich doch! Gleich kommt Mrs. Parsons.“
    „Du hast mir weh getan.“
    „Geschieht dir recht, dumme Ziege.“
    Er trat sie nicht noch einmal, obwohl
er es gern getan hätte. Statt dessen legte er sich aufs Bett — es war ohnehin
fast schon Schlafenszeit. Wie es aussah, saßen sie hier für die Nacht fest. Und
danach? Vielleicht saßen sie hier für immer fest. Vielleicht konnte er Julia
nie dazu überreden, die Sicherheit des Zimmers aufzugeben. Vielleicht,
vielleicht... er würde allein gehen müssen.
    Nathan rollte sich mit dem Gesicht

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