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Auf und davon

Auf und davon

Titel: Auf und davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Thomas
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und war überrascht, als er hinter einer Tür, die er für
eine Schranktür gehalten hatte, ein richtiges kleines Badezimmer entdeckte mit
Toilette und Dusche.
    „Schau dir das an, Julia. Gut, was?“ Er
war stolz auf seine Entdeckung — Julia mußte sich doch auch freuen. „Ein toller
Wohnwagen, was, Julia? Mit allem drum und dran.“
    „Ich hab Hunger“, sagte Julia.
    „Es gibt sicher was zu essen hier. Sie
haben bestimmt was eingepackt.“
    Sie hatten. Der Schrank unter der
eingebauten Spüle war voller Dosen und Tüten.
    „Was essen wir?“ fragte Julia. Endlich
schien wieder Leben in sie gekommen zu sein.
    „Such du was aus“, antwortete Nathan
großzügig, um sie bei Laune zu halten.
    „Ist das nicht stehlen?“ fragte sie
ängstlich.
    „Wir können ja ein bißchen Geld
dalassen.“
    Julia wählte eine Dose Sardinen und
eine Dose Corned beef. Kartoffelchips waren leider nicht zu finden, aber es gab
Käsekräcker, die fast ebensogut waren. Da es auch kein Cola gab, mußten sie
sich mit jeweils einer Dose Bier begnügen. Sie fanden Plastikteller und
Plastikgabeln. Das Bier schmeckte ihnen nicht, außerdem machte es sie müde, so
daß sie sich nach dem Essen wieder hinlegten.
    „Das ist ein guter Wohnwagen“, stellte
Nathan fest. Er fühlte sich satt und zufrieden. „Wenn wir so einen hätten — das
wär doch was, Jule? Ich weiß — warum kaufen wir uns von unserem Geld nicht
einen und wohnen darin?“
    „Wir haben kein Auto, das ihn ziehen
könnte“, sagte Julia. „Stimmt. Hab ich nicht dran gedacht.“
    „Pst“, flüsterte Julia, „sie kommen
zurück.“
    Sie hörten Autotüren schlagen und das
Anlassen des Motors. „Ich wüßte zu gern, wo wir hinfahren“, flüsterte Nathan. „Hoffentlich
wohin, wo’s schön ist“, meinte Julia schläfrig...
     
    Als Julia ein paar Stunden später
wieder aufwachte, war sie fast wieder die alte. Das ungewohnte Gefühl auf dem
Kopf irritierte sie einen Augenblick, und sie hob die Hand, um ihr geschorenes
Haar zu befühlen.
    „Nathan — bist du wach?“
    „Ja. Was ist?“
    „Es ist seltsam, wenn man ein Junge
ist. Ich bin froh, daß ich in Wirklichkeit keiner bin. Ich bin viel lieber ein
Mädchen... Nathan?“
    „Was?“
    „Wie kommen wir hier raus, wenn der
Wohnwagen hält?“
    Das war eine Frage, auf die Nathan
keine Antwort wußte und über die nachzudenken er bisher vermieden hatte. Jetzt
überlegte er. „Ich weiß, wie sie das im Fernsehen machen“, meinte er
schließlich, „aber ich weiß nicht, ob wir’s auch können.“
    „Was denn?“
    „Wir tricksen sie aus. Sobald sie die
Tür aufmachen, sausen wir an ihnen vorbei und hauen ab. Sie sind so überrascht,
daß sie gar nicht daran denken, uns nachzulaufen, bis wir schon weit weg sind.“
    „Wohin rennen wir denn?“ wollte Julia
wissen.
    „Wir suchen ein Versteck und warten ab.“
    „Okay.“
    „Aber wir müssen schnell sein.“
    „Okay.“
    „Du mußt irre schnell rennen, Julia.“
    „Okay, hab ich gesagt!“
    „Einfach immer mir nach.“ Wenn er zu
lang darüber redete, wurde sie vielleicht wieder sauer. „Bleib so dicht wie
möglich hinter mir und halt den Kopf unten, damit sie dein Gesicht nicht sehen.
Zieh am besten deinen Regenmantel an. Es macht nichts, wenn sie dich für ein
Mädchen halten, hinterher kannst du wieder ein Junge sein. Und ich zieh mir die
Kapuze über den Kopf. Hast du Angst?“
    „Klar hab ich Angst.“
    „Ich nicht“, sagte Nathan, was nicht
ganz der Wahrheit entsprach. „Da ist nichts dabei, du wirst schon sehen.“
    Schließlich holperte der Wohnwagen über
unebenen Boden. Nathan setzte sich auf und schaute aus dem Fenster. „Julia — wir
sind da. Wir sind auf einem Campingplatz. Überall sind Bäume und Büsche. Jede
Menge Verstecke. Hol deinen Regenmantel, schnell.“
    Julia fand den Regenmantel und zog ihn
an. Dann begann sie an ihrer Geldtasche herumzufummeln.
    „Schnell, stell dich hinter mich“, rief
Nathan von der Tür her. „Beeil dich! Was machst du denn?“
    „Das Geld für das Essen“, sagte Julia.
    „Vergiß es! Sie schnappen uns!“ rief
Nathan in Panik.
    „Okay, ich bin soweit.“
    Dabei hatten sie noch jede Menge Zeit.
Sie mußten lange warten, während der Wohnwagen vor und zurück geschoben wurde,
ruckelte und schwankte. Dann wurde der Schlüssel im Schloß gedreht. Die beiden
saßen absprungbereit, ihr Mund war wie ausgetrocknet, und das Herz klopfte
wild.
    Die Wohnwagentür flog auf.
    „Jetzt!“ kommandierte

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