Auf verlorenem Posten
zurückhalten. Young verbringt viel Zeit auf dem Boden und bummelt in Landing von einem Nachtclub zum nächsten, während Commander Tankersley, sein Eins-O, die ganze Arbeit macht – die beiden sind sich übrigens überhaupt nicht grün. Während Young auf Zechtour ist, läßt er seinen Comlink zu Hause und alle Anrufe von seinem Nachrichtenservice beantworten. Wenn wir ihm also Zeit geben abzubauen und erst dann die Arbeiten genehmigen, haben wir anderthalb Wachen, wenigstens zehn Stunden, um in Gang zu kommen, bevor er wieder auftaucht. Ich könnte mir vorstellen, daß das Focksegel der Warlock über die Aufschleppe ausgebreitet liegt bevor er auch nur ein Wort davon erfährt.«
»Tankersley würde den Braten nicht riechen und Young warnen?«
»Wie ich schon sagte, die beiden sind einander überhaupt nicht grün. Tankersley ist ein sehr anständiger Mann. Ich glaube nicht, daß Youngs Versuch, Harrington reinzulegen, ihm sehr gefallen hat. Außerdem kann man nicht bei einem Mann wie Young Erster Offizier sein, ohne mitzubekommen, wie nutzlos er in Wirklichkeit ist. Unter den Umständen glaube ich auch nicht, daß Young seinem Eins-O die wahren Gründe für sein Handeln mitgeteilt hat, und deshalb kann Tankersley den voll und ganz uninformierten, doch eifrigen Eins-O spielen, wenn er’s drauf anlegt. Ich schätze, er wird Young anrufen, selbstverständlich, aber nur, um bei seinem Nachrichtenservice eine Mitteilung zu hinterlassen – und zwar eine ohne besondere Dringlichkeit.« Warner tappte mit den Fingern leise auf der Schreibunterlagen herum, dann nickte er vor sich hin. »Es kann aber nicht schaden, bei der Sache ganz sicher zu gehen. Meine Adjutantin sieht nicht nur gut aus; sie ist eine sehr intelligente junge Frau und hat mit Tankersley außer Dienst einige Zeit verbracht. Das ist ein Grund, warum ich glaube, daß er in Ordnung ist – Cindy würde nicht mit ihm ihre Zeit vergeuden, wenn er’s nicht wert wäre. Wäre es recht ihm über sie beiläufig mitzuteilen, daß ich es begrüßen würde, wenn sein nächster Fortschrittsbericht an seinen Kommandanten ein wenig vage ausfiele?«
»Wir können Jim oder die Regierung nicht in die Sache verwickeln, Craig«, warnte Alexander. »Wenn du dich in Tankersley getäuscht hast, dann wirst du derjenige sein, der den ganzen Ärger abbekommt.«
»Ich glaube nicht, daß ich mich täusche. Ich bin durchaus bereit dieses Risiko einzugehen – das ist’s wert. Und zum Teufel, wer will schon ein Schlachtgeschwader? Carol hätte mich sowieso am liebsten endgültig auf dem Boden.«
Warner redete leichthin, doch beiden von ihnen war nur zu gut bewußt, daß der Verlust seines nächsten Kommandos oder sogar Halbsold für ihn nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich war, wenn irgend etwas von dem, was sie besprochen hatten, offiziell bekannt wurde. Sie sahen sich einen Moment lang in die Augen, dann lächelte Warner.
»Jetzt laß dir meinetwegen bloß nicht noch mehr graue Haare wachsen, Hamish. Ich krieg’ das schon hin. Und sobald wir das Vorschiff der Warlock erst mal offen haben, garantiere ich, daß sie die Werft in den nächsten sieben Wochen nicht verlassen wird. Ist das lang genug?«
»Das ist lang genug«, bestätigte Alexander. »Vielen Dank, Craig.«
»Nicht der Rede wert. Ich konnte schon seinen Vater nie leiden. Und Carol wird entzückt sein, wenn sie von der Sache hört. North Hollow war hinter ihr her, bevor wir heirateten, weißt du.«
»Nein, das wußte ich nicht. Ich habe mich allerdings gefragt, warum du seinen Sohn von Anfang an nicht leiden konntest.«
»Also, damit hatte diese uralte Geschichte nichts zu tun. Na ja, fast nichts. Dieser kleine Kriecher ist schon ganz allein und aus eigener Kraft eine Schande für die Uniform, die er trägt.«
Warner blieb noch ein Weilchen sitzen, durchdachte dabei seinen Plan, dann nickte er und stand auf.
»So weit, so gut«, sagte er mit unverhohlener Befriedigung. »Und nun, während ich darauf warte, daß mein ruchloser Plan ins Rollen kommt, kann ich dir doch die versprochene Führung geben! Danach können wir in der Flaggoffiziersmesse zu Abend speisen, bevor du dich auf den Heimweg machst.«
»Das klingt sehr gut«, stimmte Alexander zu, und die beiden Admirale gingen wieder zur Luke des Büros. »Übrigens, wie geht’s den Kindern?« fragte er, als sie die Tür durchschritten. »Ich bin zwar in der letzten Woche Carol begegnet, aber wir hatten keine Zeit, miteinander zu reden.«
»Oh, es geht
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