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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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innehatte, weil er traditionell an ein Mitglied der Freiheitspartei ging, als eine Art Quidproquo aus der alten, mörderischen parlamentarischen Auseinandersetzung wegen der Annexion. Doch Marisa konnte nur so und so weit von der Linie der Regierung abweichen, ohne den Posten zu verlieren. Es schien ganz so, als hätte sie diese Grenze erreicht, denn ihr Bote war lediglich mit ›Vorschlägen‹, nicht aber Direktiven in Dame Estelles Büro gekommen.
    Der Kommissarin gefielen diese Vorschläge nicht im geringsten, und so weit Honor ihre Bedeutung entschlüsseln konnte, schien es sich dabei samt und sonders um Variationen über das gleiche Thema zu handeln. Dame Estelle solle sich die Bedeutung der großen manticoranischen Handelshäuser für das Königreich vor Augen halten. Sie möge sich bemühen, einen ›etwas versöhnlicheren Ton‹ im Umgang mit ihnen anzuschlagen und zwischen der ›übertrieben rigorosen Anwendung‹ der Handelsbestimmungen durch die Navy und den ›begründeten Befürchtungen bezüglich plötzlicher, abrupter Wechsel des regulatorischen Klimas‹ der Kartelle ›vermitteln‹. Vor allem jedoch solle sie sich der ›vorübergehenden Natur unserer beschirmenden Präsenz auf Medusa‹ erinnern und alle Maßnahmen vermeiden, welche die Eingeborenen verärgern könnten oder die, die eines Tages als Gleichberechtigte mit ihnen Handel treiben würden. Und natürlich solle sie ›trachten‹, die ›möglicherweise übereifrige Art‹ einzudämmen, mit der die gegenwärtige Befehlshaberin des Basilisk-Stützpunktes anscheinend versuche, ihre Macht über den Rest des Sonnensystems auszuüben.
    Es klang, entschied Honor, wie der unaufrichtigste, doppelzüngigste Fall interstellaren Armumdrehens, von dem sie je gehört hatte. Außerdem kam er sehr ungelegen. Dame Estelle war nämlich gerade erst seit zehn Minuten in ihrem Büro gewesen, als Gräfin Marisas Kurier sie erreichte. Zuvor hatte sie das Krankenrevier des Regierungsgebäudes besucht, wo die am schwersten verwundeten ihrer NPA-Polizisten gerade ihren Verletzungen erlegen waren, und sie war überhaupt nicht in der Stimmung für Politik gewesen.
    Also hatte sie den unglückseligen Überbringer schlechter Nachrichten zusammengestaucht und ihn mit dem Kopf unter dem einen Arm und einer detaillierten Aufstellung aller jüngst aufgedeckten Verletzungen Ihrer Majestät Medusa-Schutzgesetze unter dem anderen nach Hause geschickt. Die Aufstellung hatte, wie Dame Estelle mit grimmiger Befriedigung hinzufügte, mit der Beobachtung abgeschlossen, daß die Aufdeckung dieser Gesetzesbrüche erst durch die ›hingebungsvollen, professionellen, unermüdlichen und außerordentlich erfolgreichen Anstrengungen, sowohl allein als auch in Zusammenarbeit mit der NPA‹ (das war ein direktes Zitat) von Commander Harrington und der Besatzung von HMS Fearless möglich geworden sei. Unter den gegebenen Umständen, hatte Dame Estelle hinzugefügt, habe sie nicht die Absicht, danach zu trachten, Commander Harringtons Aktivitäten einzudämmen, sondern im Gegenteil den Vorsatz gefaßt, sie mit allen verfügbaren Mitteln zu unterstützen.
    Wenn Ihrer Majestät Regierung mit ihren Absichten nicht einverstanden wäre, würde sie selbstverständlich ihren Rücktritt erklären.
    Die Tatsache, daß ihr Rücktrittsangebot nicht angenommen worden war, deutete Dame Estelles Meinung nach darauf hin, daß Gräfin Marisa in der Heimat in irgendwelcher Tinte steckte. Honor war sich dessen nicht so sicher, doch wenn sie die Tatsache der unerwarteten Unterstützung durch ihre Vorgesetzten in Betracht zog, dann mußte sie zugeben, daß die Kommissarin vielleicht doch recht haben könnte.
    Das Problem war natürlich, daß diese Unterstützung schnell schwinden konnte, wenn Dame Estelle und sie nicht durchhielten und nicht entweder die Hintermänner des Drogenlabors (und damit höchstwahrscheinlich auch der neuen Waffen) aufdeckten oder auf andere Weise sicherstellten, daß die Aktivität dieser Kriminellen ein für allemal vorüber war. Unangenehmerweise waren sie in dieser Sache um keinen Schritt weitergekommen, seit Hauptmann und der Kurier durch den Basilisk-Terminus den Rückweg nach Manticore angetreten hatten.
    Während Nimitz auf der Lehne des Sessels ein Nickerchen machte, lehnte Honor sich halb zurück, schlug die Beine übereinander und faltete die Hände unter dem Kinn, um darüber nachzudenken, was sie hätte tun können. Oder was sie immer noch tun konnte.
    Als Spur war die

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