Auf verlorenem Posten
ermutigend.
»Ich habe mir Papadapolous’ Einsatzplan angesehen. Er gefällt mir«, fuhr sie fort. »Trotzdem möchte ich zwo Änderungen.«
»Ja, Ma’am?«
»Zum einen sollen die Marines bereits jetzt an Bord der Pinassen gehen. In den Booten ist genug Platz, um dort zu schlafen, wenn sie ein wenig zusammenrücken – selbst wenn sie es schichtweise tun müssen. Ich will, daß sie ohne Verzögerung zum Absetzen bereit sind. Sie können die Kampfanzüge anlegen, während die Pinassen niedergehen, oder sogar noch nach der Landung.«
»Jawohl, Ma’am.« McKeon zog sein Memopad hervor und gab Notizen ein. »Und die zwote Änderung?«
»Ich möchte Lieutenant Montaya und unser restliches medizinisches Personal zurück im Schiff haben. Es wäre gut, wenn Sie sie zur Mittwache wieder an Bord hätten.«
»Verzeihung, Ma’am?« stutzte McKeon. Honor verbarg ein säuerliches Lächeln.
»Ich habe offiziell beschlossen, es Dame Estelle und der NPA nicht zumuten zu können, sich im Falle einer Krise auf Medusa mit unserem Assistenzarzt zufriedenzugeben. In Anbetracht von Commander Suchons zahlreichen Dienstjahren halte ich es für angemessen, sie ihre Erfahrung dort unten zur Anwendung bringen zu lassen.«
»Ich verstehe, Ma’am.« In McKeons Augen lag ein schwaches Glitzern. »Und die … äh, inoffizielle Begründung?«
»Inoffiziell, Mr. McKeon«; antwortete Honor mit wesentlich grimmigerer Stimme, »haben Dame Estelle und Barney Isvarian selbst recht gute medizinische Teams, und in den Enklaven gibt es zahlreiche andere gute zivile Ärzte. Gemeinsam sollten sie in der Lage sein, Suchons Gewicht zu tragen.« McKeon zuckte zusammen, als er die bittere Galle in Honors Stimme spürte, aber er nickte trotzdem.
»Davon abgesehen«, fuhr Honor nach einem Moment des Schweigens fort, »ist Lieutenant Montaya vielleicht zehn Jahre jünger als Suchon, aber er ist schon jetzt ein besserer Arzt, als sie jemals sein wird. Wenn wir hier oben einen Doktor brauchen, dann werden wir ihn sofort brauchen, und ich will den besten, den ich kriegen kann.«
»Glauben Sie wirklich, daß wir einen brauchen werden?« McKeon konnte die Überraschung in seiner Stimme nicht ganz verbergen. Honor nickte unbehaglich.
»Ich weiß es nicht. Nennen Sie es eine Ahnung. Vielleicht sind’s auch nur meine Nerven, aber ich fühle mich wesentlich wohler, wenn ich Suchon am Boden und Montaya in der Fearless weiß.«
»Verstanden, Skipper.« McKeon steckte das Memopad weg und nickte. »Ich kümmere mich darum.«
»Gut. Ich bin währenddessen in meiner Kabine. Ich habe eine Depesche zu verfassen.« Harrington brachte ein Lächeln zustande – ein seltsames Lächeln, in das sich Erschöpfung, Sorge, das Wissen um die eigene Unwissenheit und ein seltsamer Unterton der Erregung mischten. Als McKeon es sah, spürte er, wie ihn eine leichte Gänsehaut überkam.
»Wer weiß?« fügte Harrington leise und immer noch mit diesem seltsamen Lächeln hinzu. »Vielleicht gibt es in den nächsten Stunden ja doch noch etwas Interessantes, das ich hineinschreiben kann.«
Sie ging mit ihrer ‘Katz zum Lift. McKeon stand noch einige Sekunden da, starrte auf die Tür, die hinter ihr zugeglitten war, und fragte sich, warum ihr Lächeln ihm eigentlich so sehr Angst gemacht hatte.
27.
Lieutenant Frances Malcolm von der Medusianischen Eingeborenenschutztruppe reckte sich im Schalensitz des Gleiters und gähnte. Der Gleiter schoß über die zerklüfteten Gebirgsausläufer, summte unter dem Flüstern seiner Turbinen über die endlosen Kilometer moosbedeckten Bodens. Malcolm drehte sich im Sitz nach hinten, als Corporal Truman, der Bordschütze, sich aus dem Geschützturm auf der Oberseite des Rumpfes fallen ließ.
»’tschuldigung, Franny.« Malcolm verbarg ihre Reaktion auf diese Anrede und zuckte nicht zusammen. Wie Barney Isvarian war auch sie Ex-Marine. Die NPA legte keinen Wert auf pingelige Förmlichkeit, und Truman war ein ehemaliger Berufspolizist, der auf Manticore für die Stadtpolizei von San Giorgio gearbeitet hatte. Malcolm hatte bereits den Versuch aufgegeben, aus ihm auch nur etwas Ähnliches wie einen Soldaten zu machen. Es hatte einfach keinen Sinn. Außerdem, versicherte sie sich, bestand dazu auch keine Veranlassung. Die NPA war nicht das Corps, und so ungezwungen der Umgang des Personals untereinander einem Außenstehenden auch erscheinen mochte, die Leute behielten einen klaren Kopf, wenn es hart auf hart kam.
»Ich hab’ meine
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