Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Zeugen zu finden.«
    »Ich verstehe«, murmelte Isvarian. Er nahm einen großen Schluck Kaffee und stellte die Tasse wieder ab. »Ja, ich verstehe wirklich.«
     
    »Captain?«
    Honor sah auf, als Surgeon Commander Suchon den Kopf durch die offene Luke des Besprechungsraums steckte. Die Schiffsärztin der Fearless blickte noch griesgrämiger drein als sonst. In der rechten Hand hielt sie einen Datenchip, als wäre er ein totes Kleintier. Honor verspürte, wie ihre Abneigung zunahm, als sie ihn erkannte.
    »Ja, Doktor?«
    »Haben Sie eine Minute Zeit für mich?« fragte Suchon – nein, winselte sie, fand Honor.
    »Kommen Sie herein, Doktor.« Honor unterdrückte einen Seufzer und betätigte den Knopf an ihrem Terminal, der die Luke hinter der Ärztin schloß, während diese zum Tisch herüberkam und sich – ohne dazu aufgefordert worden zu sein – setzte. Honor war wegen dieser Provokation über alle Maßen erzürnt und beherrschte sich nur mühsam.
    »Worum geht es, Doktor?« verlangte sie zu wissen. »Es … Nun, es geht um diese Befehle, Captain,« Suchon hob die Hand, um den Datenchip zur Schau zu stellen, und Honor nickte.
    »Was ist damit?«
    »Captain, ich halte es für keine gute Idee … Ich meine, Sie haben Lieutenant Montaya und vier meiner besten Krankenpfleger dem Zollkommando zugeteilt, aber ich brauche sie hier in der Fearless . Ohne sie kann ich meinen medizinischen Pflichten an Bord nicht mehr nachkommen.«
    Suchon lehnte sich auf dem Stuhl zurück, nachdem sie diesen Satz vollendet hatte. In ihrem Gesicht zeigte sich eine gewisse Selbstgefälligkeit, der Ausdruck von jemandem, der gerade einem vorgesetzten Offizier ein Ultimatum gestellt hat. Honor blickte sie für mehrere Sekunden unbewegt an.
    »Ich fürchte, Sie werden ohne die Leute auskommen müssen, Doktor«, erwiderte sie schließlich. Suchon setzte sich ruckartig wieder auf.
    »Aber das kann ich nicht! Wenn ich sie abstellen muß, wird die Belastung der Krankenstation unerträglich! Montaya ist mein einziger Assistenzarzt.«
    »Dessen bin ich mir bewußt.« Honor zwang sich, einen ruhigen Ton beizubehalten, doch aus ihren braunen Augen strahlte sehr wenig Mitgefühl. »Ebenso bin ich mir bewußt, daß die Navy medizinisches Personal bereitzustellen hat, welches die Gesundheits- und Impfpässe aller Personen, die Medusas Oberfläche betreten wollen, zu überprüfen hat. Jede Abteilung des Schiffes trägt zum Zollkommando bei, Doktor. Ich fürchte, auch die Krankenstation wird Opfer bringen müssen.«
    »Aber ich sage Ihnen doch, das geht nicht!« Suchons Ton war fast ein Fauchen. »Vielleicht verstehen Sie nicht die Pflichten der Krankenstation, Ma’am. Wir sind nicht wie and …«
    »Doktor, das reicht.« Honor hatte die Stimme nicht erhoben, doch in ihr lag soviel Kälte, daß Suchon erschrocken zurückzuckte. Eisige braune Augen musterten sie mit tödlicher Leidenschaftslosigkeit, und ihr dunkles Gesicht erbleichte.
    »Was Sie sagen wollen, Doktor«, fuhr Honor nach kurzem Schweigen in demselben kalten Ton fort, »ist: Sobald ich Ihre Pfleger und besonders Montaya abziehe, der, seitdem ich an Bord bin, zwo Drittel Ihres Arbeitspensums erledigt hat, werden Sie genötigt sein, sich von Ihrem bequemen Stuhl zu erheben und sich eigenhändig um Ihre Arbeit zu kümmern.«
    Suchons Gesicht lief dunkel an, als aufsteigende Wut die Blässe des Schocks verdrängte. Sie öffnete den Mund, doch Honor schnitt ihr mit erhobener Hand und einem dünnen Lächeln das Wort ab.
    »Bevor Sie mir erklären, daß ich die Geheimnisse Ihrer Kunst nicht durchschaue, Commander«, sagte sie leise, »sollte ich vielleicht erwähnen, daß meine Eltern beide Ärzte sind.« Suchon erbleichte einmal mehr. »Tatsächlich war mein Vater vor seiner Pensionierung selbst Surgeon Commander. Doktor Alfred Harrington – vielleicht haben Sie von ihm gehört?«
    Ihr Lächeln wurde noch dünner, als Suchon den Namen wiedererkannte. Bevor er in Ruhestand ging, war Alfred Harrington Stellvertretender Chefarzt für Neurochirurgie am Basingford Medical Center gewesen, dem wichtigsten Krankenhaus der Flotte auf Manticore.
    »Daher glaube ich, daß ich eine recht genaue Vorstellung vom Umfang Ihrer Pflichten an Bord dieses Schiffes habe, Doktor. Ich sollte vielleicht hinzufügen, da das Thema nun einmal angeschnitten wurde, daß ich nicht im geringsten zufrieden bin mit der Art und Weise, wie Sie diese Pflichten seit meiner Kommandoübernahme erfüllt haben.« Ihr Lächeln verschwand,

Weitere Kostenlose Bücher