Auf verlorenem Posten
kann … ich meine, meine Leute und ich können es überprüfen und alles in zwei oder drei Stunden fertig zu Inspektion haben, Sir?«
Flehentlichen Blickes starrte er seinen Captain an, während Merkers Gesicht erneut rot anlief vor Wut. Venizelos musterte den Farbton interessiert und räuspere sich.
»Äh, einen Moment, Captain Merker?« Der Frachterkapitän wirbelte mit geballten Fäusten zu ihm herum, und der Lieutenant zuckte entschuldigend die Schultern. »Ich weiß natürlich, wie leicht solche kleinen Unachtsamkeiten geschehen können, Sir. Ich bin willens, Ihrem Zahlmeister die Zeit zu geben, seine Papiere in Ordnung zu bringen. Unglücklicherweise bedeutet das jedoch, daß Ihr Schiff seinen Platz in der Ausreisewarteschlange verliert. Ich fürchte, wir werden vor morgen früh nicht zu Ihnen zurückkehren können.«
»Morgen früh?« explodierte Merker. »Sie meinen, ich muß bis morgen früh in diesem mißratenen Rattenloch von …!« Er schnitt sich selbst das Wort ab und warf dem unglückseligen Zahlmeister einen unheilverkündenden Blick zu, dann fuhr er herum und fauchte: »Also gut! Wenn ich warten muß, muß ich warten, aber meine Botschaft auf Manticore wird davon erfahren, Lieutenant!«
»Selbstverständlich, Sir.« Venizelos salutierte, nickte freundlich und marschierte flott durch die Röhre in seine Pinasse zurück. Die Luke glitt zu, die Röhre löste sich, und der Pilot aktivierte die Schubdüsen, um die Pinasse auf den nötigen Impeller-Sicherheitsabstand zu bringen, bevor er das Haupttriebwerk einschaltete.
Venizelos legte das Memopad auf seinen ausziehbaren Schreibtisch, ließ sich in den Sessel sinken und pfiff eine populäre Melodie vor sich hin, während die Pinasse auf das nächste Ziel zuhielt, einen großen, mitgenommen wirkenden silesianischen Frachter. Die zweite Pinasse schwebte in respektvoller Entfernung hinter der Flanke des havenitischen Schiffes wie eine zugespitzte Mahnung, bis Merker seinen Antrieb einschaltete und sich hinter die Abfluggrenze zurückzog.
»Mein Gott, Andreas!« Hayne Duvalier, Captain Reynauds Verbindungsmann zu Venizelos’ Zollkommando, starrte ihn mit offensichtlichem Unglauben an. »Sie hätten doch nicht wirklich auf ihn gefeuert … oder?«
»Sicher hätte ich das.«
»Aber …«
»Ich mache lediglich meine Arbeit, Hayne.«
»Das weiß ich, aber um Gottes willen, Andreas! Wir haben hier die Handelsbestimmungen nicht mehr durchgesetzt, seit … Zum Teufel, ich glaube, wir haben sie noch niemals durchgesetzt! Der ALD hatte niemals genug Leute dazu.«
»Das weiß ich.« Venizelos drehte sich mit dem Sessel herum, damit er Duvalier ansehen konnte. »Tatsächlich sind mir hier eine Menge Dinge aufgefallen, die hätten getan werden müssen, aber nie getan worden sind. Ich werfe Captain Reynaud und Ihren Leuten nichts vor. Es war unsere Aufgabe, und wir haben sie nicht erledigt. Aber jetzt kümmern wir uns darum.«
»Manchmal glaube ich, daß Ihr Captain nicht sehr glücklich über all den Rabatz sein wird, den das Ganze hervorruft«, antwortete Duvalier zweifelnd.
»Vielleicht nicht, aber sie hat mir entsprechende Befehle gegeben, und eins kann ich Ihnen über Captain Harrington sagen, Hayne – wenn sie einen Befehl erteilt, erwartet sie, daß er ausgeführt wird. Punkt.«
»Klingt mir wie eine echt harte Nuß«, grummelte Duvalier.
»Oh ja«, antwortete Venizelos mit einem Lächeln. »Tatsächlich beginne ich gerade erst festzustellen, wie hart sie wirklich ist. Und wissen Sie was, Hayne? Mir gefällt’s.«
11.
Mit einem tiefen Seufzer streckte sich Lieutenant Max Stromboli und sortierte seine Werkzeuge ordentlich ins Regal. Andere Mitglieder seiner winzigen Abteilung montierten Antennenschüsseln auf dem Dach des Towers, doch er hatte zu wenig Leute, als daß er sich zurückhalten und die ganze Arbeit den Technikern überlassen konnte. Außerdem hatte er selbst gerade einen recht schwierigen Schaltkreis installiert und beäugte stolz die Konsole.
Nicht, daß Stolz seine erste Empfindung nach der Ankunft auf Medusas Oberfläche gewesen wäre. Er hatte nach dem Schock der Verbannung zum Basilisk-Stützpunkt gerade begonnen, wieder in den Trott an Bord der Fearless zurückzufinden, als er sich erneut verbannt sah. Und dieses Mal sogar aus dem Schiff!
Er ließ sich in den gepolsterten Schalensitz fallen und brachte die Schalttafel vor sich online, holte die neuen Weltraumüberwachungsdaten herein, die von den Sensoren der Fearless und
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