Auf verlorenem Posten
Energiesatelliten?«
»Nein, Sir.« Canning kam zum Schreibtisch herüber und rang sich zum erstenmal während dieses Gespräches ein Lächeln ab. »Die Energie wird über Bodenrelais übertragen, hier und dort«, er wies auf zwei Bergspitzen im Outback, »und die erste Station ist überhaupt nicht mit unserem Satelliten verbunden.« Er begegnete dem fragenden Blick des Admirals, und sein Lächeln verwandelte sich in etwas wie ein Grinsen. »Wir haben Dame Estelles Ersatzsatelliten angezapft.«
»Sie meinen damit, Sie beziehen die Energie aus dem manticoranischen Stromnetz?«
»Nein, Sir. Der Strom kommt nie ins manticoranische Netz. Dies ist ihr Ersatzkollektor, und er wird nur benutzt, wenn der Hauptsatellit für Wartung oder Reparaturen abgeschaltet werden muß. Wenn man von den regelmäßigen Tests absieht, sind wir die einzigen Verbraucher, die an dem Satelliten hängen. Selbst wenn jemand unsere Manipulation findet, wird sie ihm nicht verraten, wer sie installiert hat. Wenn man herauszufinden versucht, wie sie dorthin gekommen ist, wird die Aufmerksamkeit in eine … andere Richtung gelenkt werden.«
»Ich verstehe.« Der Admiral nickte und zeigte dabei den ersten schwachen Anklang von Anerkennung. »Doch wenn sie die Manipulation entdecken, dann finden sie auch die Station, die darüber versorgt wird, nicht wahr?«
»Ja, Sir, das werden sie, doch an dieser Stelle kommt der Verschleierungsplan, den ich erwähnte, ins Spiel. Für die Feldoperationen trägt Colonel Westerfeldt die Verantwortung, und er hat im Verwischen unserer und dem Legen falscher Spuren exzellente Arbeit geleistet. Tatsächlich wollen wir sogar, daß sie die Bodenstationen finden – und auch das Labor –, wenn sie nur sorgfältig genug danach suchen.«
Der Admiral hob die Augenbrauen, und Canning spürte, wie er beinahe ungezwungen lächelte, als er fortfuhr: »Wir haben für den Notfall ein anderes Labor, das eigene Hydro-Generatoren benutzt. Wenn die NPA jenes erste Labor findet, wird es ihr nicht viel verraten – es sei denn, sie nimmt einige unserer Leute gefangen. Doch selbst wenn das geschieht: Kein einziges Teil der Ausrüstung wurde in der Republik hergestellt. Statt dessen haben wir fast alles von einem gewissen manticoranischen Kartell erworben.« Er machte eine Pause, und diesmal war es an dem Admiral, verstehend zu lächeln. »Aber noch wichtiger ist, daß der Sicherheitschef und die Laboranten selbst Manticoraner sind und nicht die leiseste Ahnung haben, daß sie für uns arbeiten. Sie glauben, sie arbeiteten für ein manticoranisches Gangstersyndikat. Wir haben ein paar zusätzliche Leute auf Medusa bringen müssen, um notfalls das Ersatzlabor zu betreiben, doch selbst darin stammt so gut wie alle Ausrüstung von Manticore. Außerdem lassen wir unsere manticoranischen Opferlämmer sorgfältig und peinlich genau Bücher führen für ihre fiktiven Arbeitgeber. Wenn die NPA das Labor aushebt, wird sie Aufzeichnungen finden, von deren Echtheit die Beschäftigten allen Ernstes überzeugt sind und welche direkt von uns wegweisen.«
»Ich verstehe«, wiederholte der Admiral. Er malte mit dem Finger bedeutungslose Muster auf die Karte, und sein Lächeln wich einem Stirnrunzeln, als er sie genauer betrachtete. Dann tippte er auf einen Punkt weit im Süden des ausgedehnten Plateaus. »Und das Hauptlabor?«
»Vollkommen sicher, Sir«, sagte Canning selbstbewußt. »Samt und sonders unterplanetarisch, und es hat niemals direkten Kontakt zwischen ihm und irgendeiner unserer anderen Laboreinrichtungen gegeben, nicht einmal via Luftverkehr. Die Ladung wird durch diesen Bereitschaftsraum geleitet« – sein Finger wies auf einen Punkt weit im Westen – »und von dort auf dem Boden durch Stakserkarawanen abtransportiert. Darüber hinaus ist Colonel Westerfeldts Personal dort draußen sehr sorgfältig nach dem Gesichtspunkt ausgesucht worden, daß wir abstreiten können, mit ihnen zu tun zu haben, falls die NPA zufällig über sie stolpern sollte. Anders als unsere Ersatzlaboranten sind auch sie alle Manticoraner mit langem Vorstrafenregister. Keiner von ihnen weiß, für wen der Colonel arbeitet.«
»Tatsächlich.« Der Admiral legte den Kopf schräg, dann gestattete er, daß ein frisches Lächeln, wesentlich breiter als das erste, sich auf sein Gesicht legte. »Vielleicht bin ich übermäßig pessimistisch gewesen, Mr. Canning. Mir scheint, Sie haben mehr Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, als ich erwartete.«
»Nicht alles war
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