Auf verlorenem Posten
problematisch erweisen«, erwiderte Canning vorsichtig. »Wir sind fast überall soweit, und unser Schamane ist vorbereitet. Ich kann nicht garantieren, daß ich ihn so lange im Zaum halten kann. Die genaue Stunde des Beginns ist deswegen ja immer unbestimmt gewesen, wie Sie wissen. Außerdem gibt es wahrscheinlich eine Grenze, wie lange Coglin noch dort oben sitzen kann, ohne daß Harrington Verdacht schöpft.«
»Vielleicht. Aber wie ich schon sagte, ich möchte Harrington nicht in der Nähe des Planeten haben, wenn es losgeht. Falls möglich, sollte sie mehrere Stunden weit weg sein, damit wir den Vorsprung bekommen, den wir brauchen. Was Coglin betrifft, so glaube ich, daß seine Tarnung noch ein Weilchen funktionieren wird. Ich kann einrichten, daß unsere anderen Helfer noch für drei oder vier manticoranische Monate in Wartestellung bleiben, wenn es sein muß.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann, Sir.« Canning klang immer noch zweifelnd, doch der Admiral lächelte.
»Davon bin ich überzeugt, Mr. Canning. Und in der Zwischenzeit werde ich sehen, was ich tun kann, um Commander Harringtons Energie … umzuleiten.«
»Ich habe die diplomatischen Möglichkeiten mehr oder weniger ausgereizt, Sir«, gab Canning zu bedenken.
»Nein, Herr Konsul. Sie haben die diplomatischen Möglichkeiten von Haven ausgereizt.« Der Admiral wandte sich um und grinste Canning noch breiter an. Der Konsul hob die Augenbrauen.
»Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Sir.«
»Ach, kommen Sie! Haben Sie mir nicht gerade noch erklärt, Sie hätten für die Manticoraner einen heimischen Sündenbock vorbereitet? Nun, was nutzt Ihnen ein Handlanger, den Sie nicht arbeiten lassen?«
»Sie meinen …?«
»Natürlich, Mr. Canning.« Nun lachte der Admiral sogar leise. »Ich bin mir sicher, daß Harrington die manticoranischen Handelskartelle ebenso erzürnt hat wie unsere. Laut dem, was Sie über Harringtons Unternehmungen berichtet haben, hat sie sie bereits eine gute Stange Geld gekostet, ganz abgesehen von der Demütigung, mit schmutzigen Händen erwischt zu werden. Ich vermute, die meisten von ihnen sähen es ebenso gern wie wir, wenn jemand ihr die Zähne zieht, finden Sie nicht?«
»Ja«, stimmte Canning mit vorsichtigem Lächeln zu. »ja, das könnte ich mir vorstellen. Aber erscheint es andererseits nicht wahrscheinlich, Sir, daß die Kartelle bereits allen Druck, den sie auf Regierung und Admiralität ausüben können, ausgeübt haben?«
»Vielleicht. Ich dachte an etwas Direkteres als politischen Druck«, entgegnete der Admiral böse. »Ich befasse mich mit Commander Harringtons Dossier, seit ich von der hiesigen Lage erfahren habe. Wie ich sagte, es ist nicht so ausführlich, wie ich es gern hätte, doch es enthält einige potentiell nützliche Informationen. Haben Sie zum Beispiel gewußt, daß beide Elternteile Ärzte sind?« Canning schüttelte den Kopf. »Nun, sie sind jedenfalls Ärzte, Seniorpartner von Duvalier Medical Associates auf Sphinx. Ein hervorragender Betrieb mit ausgezeichneter Reputation auf dem Gebiet der Neuro- und Genchirurgie … zufälligerweise werden siebzig Prozent von Duvalier Medicals Börsenanteilen von Christy & Sons gehalten, welche wiederum eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Hauptmann-Kartells ist.« Der Admiral grinste geradezu verträumt. »Ich wußte immer, daß es eines Tages nützlich sein würde, ein Auge auf Hauptmann zu halten, selbst bevor dieses Unternehmen startete.«
»Aber bemerkt Hauptmann das denn überhaupt, Sir?«
»Vielleicht noch nicht, doch ich bin sicher, daß wir seine Aufmerksamtkeit darauf richten können – selbstverständlich sehr diskret. Andererseits haben wir schon verschiedene Dinge ins Licht von Hauptmanns Aufmerksamkeit gerückt, nicht wahr?«
»Ja, Sir, das haben wir«, stimmte Canning zu. Er furchte die Brauen, während er Mittel und Wege überdachte. »Mein regelmäßiger Kurier zu Botschafter Gowan legt morgen früh ab«, sagte er nachdenklich.
»Ein hervorragender Vorschlag, Mr. Canning«, nickte der Admiral und hob sein Glas zum Toast. »Auf Commander Harrington. Möge sie sich schon bald über andere Dinge den Kopf zerbrechen«, sagte er.
16.
Scotty Tremaine schlug auf den Knopf der Sitzverstellung und streckte sich behaglich aus, als der schnurrende Motor den Copilotensitz von der Kontrollkonsole der Pinasse nach hinten gleiten ließ. Scotty rollte die Schultern, um die Anspannung aus ihnen zu vertreiben, und schnitt dabei
Weitere Kostenlose Bücher