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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Grimassen. Als er fertig war, stand er auf.
    »Ich bin in paar Minuten zurück, Ruth«, unterrichtete er die Pilotin.
    »Nur keine ungesunde Hast, Mr. Tremaine«, grinste Steuermann Dritter Klasse Ruth Kleinmueller. »Ich glaube nicht, daß der Planet uns ausbüxt, während Sie hinten sind, Sir.«
    »Wahrscheinlich nicht«, lächelte Tremaine und öffnete die Cockpitluke. Er bahnte sich einen Weg durch den vollgestopften Gang (Pinassen waren nur wenig größer als ein Jumbo-Jet aus der Ära vor der Raumfahrt) zur Kabine des Bordmechanikers und steckte den Kopf hinein.
    »Wie geht’s voran?«
    »Nichts, Sir.« Die Frau im Mannschaftsrang, die das Ortungsgerät der Pinasse bediente, verzog die Nase. »Wenn ich den Geräten glaube, überfliegen wir nichts und noch mal nichts.«
    »Ich verstehe.« Tremaine unterdrückte ein Grinsen, als er ihren Tonfall vernahm. Die Antwort war zwar respekt voll und recht fröhlich gekommen, doch auch die unterschwellige Empörung hatte er gehört. Die Leute waren zunächst einmal nicht sehr begeistert gewesen, zum Zolldienst abkommandiert zu sein, doch in den vergangenen hektischen Wochen hatte sich das geändert. Sie erhielten das stolze Gefühl, etwas zu tun, das nicht unbemerkt blieb, und was die Prisengelder zu Hause für ihre Bankkonten taten, schadete der Stimmung auch nicht gerade. Nun aber empörte die Fearless jede Ablenkung von den immer dünner werdenden Funden im Orbitalverkehr.
    »Wissen Sie, Sir«, sagte eine Stimme hinter ihm, »ohne weitere Pinassen wird das alles verdammt lange dauern.« Tremaine drehte sich um, damit er PO Harkness ins Gesicht sehen konnte.
    »Ja, P.O., das weiß ich«, entgegnete er milde. »Aber wenn Sie nicht gerade ein halbes Dutzend davon in Ihrem Spind versteckt haben, sehe ich keine einzige Pinasse, die wir zu diesem Zweck einsetzen könnten.
    Sie?«
    »Nein, Sir«, antwortete Harkness. Der Ensign, stellte er fest, hatte sich seit der ersten Entdeckung von Konterbande prächtig entwickelt. Harkness mochte Tremaine; weder war er ein arroganter Rotzlöffel wie so viele Subalternoffiziere, die Angst hatten, sich ihre Unerfahrenheit anmerken zu lassen, noch von der Sorte, die sich vor der Verantwortung drückt. Trotzdem hatte er den Jungen genau unter die Lupe genommen. Es gab viele Wege herauszufinden, was in einem Offizier steckte, und der junge Mr. Tremaine besaß Tiefen, die ein beiläufiger Beobachter nicht im entferntesten vermuten würde.
    »Ich hatte nur so nachgedacht, Sir«, fuhr der Maat nach einem Augenblick fort.
    »Worüber denn, PO.?«
    »Nun, Sir, mir kam es so vor, als würden wir die ganze Zeit über eine Pinasse vom Zolldienst abziehen, nicht wahr?«
    Tremaine nickte. »Wegen der tiefen Umkreisungen, die wir durchführen müssen, dauert das natürlich Tage, aber was ist mit den anderen Booten?«
    Tremaine legte den Kopf schräg und machte eine knappe Geste, die den Petty Officer zum Weiterreden aufforderte.
    »Worüber ich nun nachgedacht habe, Sir, ist Folgendes: Die anderen Boote machen doch wenigstens sechs Raum-Boden-Übergänge am Tag – jedesmal runter und wieder rauf, wenn die Crew abgelöst wird –, und da habe ich mich gefragt, Sir, ob wir ihre Lande- und Startkurse nicht umändern können? Ich meine, sie haben doch die gleichen Sensoren an Bord wie wir.«
    »Hm.« Tremaine massierte sich das Kinn. »Das ist schon richtig. Wir könnten ihre Flugbahnen so legen, daß sie die gesamte Halbkugel beobachten, nicht wahr? Das würde uns wiederum erlauben, uns auf die andere Seite des Planeten zu konzentrieren.« Er nickte langsam. Seine Augen verengten sich, während er nachdachte, und Harkness nickte zurück.
    »Darüber, PO.«, sagte Tremaine bedächtig, »sollte man genauer nachdenken. Danke.«
    »Gern geschehen, Sir«, antwortete Harkness, und Tremaine ging zurück ins Cockpit, wo sich das Com der Pinasse befand.
     
    Dominica Santos trat in den Besprechungsraum und blieb hinter dem Stuhl der Kommandantin stehen. Honor beschäftigte sich konzentriert mit den neusten Werten des planetarischen Energieverbrauchs und hörte die Leitende Ingenieurin nicht hereinkommen. Sie sah erst auf, als sie hörte, wie jemand plötzlich an etwas Saftigem knabberte.
    Nimitz’ lautes Schnurren bestätigte ihren Verdacht. Sie grinste Santos humorvoll an, als sie den Selleriestengel in der Handpfote der ‘Katz erblickte. Zum Kauen von Gemüse war Nimitz’ Fleischfressergebiß nicht geschaffen, obwohl er von Baumbewohnern abstammte.

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