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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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beinahe freundlich. Der Gastgeber rutschte unbehaglich auf der Sitzfläche hin und her. »Ich bin davon überzeugt«, fuhr der Besucher fort, »daß sie von ihrer Natur her in Widerspruch zu unserem Zeitplan stehen?«
    Wallace Canning, Konsul der Volksrepublik Haven auf dem Planeten Medusa, spürte, wie ihm der Schweiß auf der Stirn perlte. Sein Gast mochte Zivilkleidung tragen, doch jedesmal, wenn Canning ihn anblickte, sah er die Uniform, die der Mann hätte tragen müssen – die grüne und graue Uniform eines Konteradmirals der Volksflotte mit der Sanduhr und dem Schwert des Flottennachrichtendienstes.
    Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen«, antwortete er langsam. »Im Moment hängt alles unerledigt in der Luft. Bevor wir nicht wissen, was diese Harrington als nächstes tut, können wir nur versuchen, uns auf alle Eventualitäten vorzubereiten und unsere verwundbaren Stellen zu sichern.«
    »Ich verstehe.« Der Admiral im Geschäftsanzug lehnte sich auf dem Stuhl zurück, schwenkte den Drink im Glas und lauschte dem Klimpern der Eiswürfel, dann schürzte er die Lippen. Canning versuchte sich unter dem gleichmütigen Blick nicht zu ducken.
    »Es will mir vorkommen«, sprach der Admiral nach der kurzen Pause weiter, »als wäre an dieser Stelle schlampig verfahren worden, Herr Konsul. Uns wurde versichert, die Lage sei unter Kontrolle. Tatsächlich betrachtete ich diesen Besuch als eine Routineangelegenheit, um Ihren abschließenden Bericht entgegenzunehmen, und nun muß ich hören, daß Sie sich allenfalls auf ›Eventualitäten‹ vorbereiten, daß Sie bestenfalls raten können, was der Gegner als nächstes vorhat.« Er schüttelte den Kopf. »jede verdeckte Operation hat ihre eingebauten Risikofaktoren, doch in diese haben wir zuviel Zeit investiert, und Unternehmen Odysseus ist zu wichtig, um Vermutungen zu erlauben oder Feldoperationen, die von einem einzigen neuen Faktor umgeworfen werden.«
    »Es ist nichts daran zu ändern, und niemand ist daran schuld, weder hier noch im Feld«, widersprach Canning, der sich entschlossen hatte, die Rolle eines Mannes einzunehmen, der seine Untergebenen verteidigt und nicht sich selbst. »Und der eine ›neue Faktor‹, von dem Sie sprechen, war ein echter Joker, den niemand kommen sah, weder hier noch auf Haven. Wir konnten das nicht ahnen, Adm … Sir, weil es absolut keine Möglichkeit gab, vorherzusagen, daß nach all den Jahren jemand wie diese Irre zum Basilisk-Stützpunkt versetzt werden könnte.«
    »Dessen bin ich mir bewußt. Sie müssen wissen, Mr. Canning, daß ich derjenige war, der den ursprüngfichen Zeitplan für die Aktivierung von Odysseus festlegte, als Pavel Young hier noch eingesetzt war.«
    »Ja. Nun, alles lief planmäßig, und dann tauchte sie auf. Seitdem …« Canning verstummte, zuckte die Schultern und streckte dabei eine Hand mit der Fläche nach oben vor.
    »Ich erkenne durchaus die Veränderung der Rahmenbedingungen, Mr. Canning.« Der Admiral sprach mit der Geduld eines Mannes, der mit seinem kleinen Kind redet. Seine Augen blickten täuschend milde, doch der Konsul wand sich innerlich und wußte es besser. Er wagte nicht zu protestieren.
    »Dennoch habe ich im Gegensatz zu Ihnen ein Dossier über Commander Harrington«, fuhr der Admiral fort. »Leider muß ich sagen, daß es längst nicht so ausführlich ist wie ich es gerne hätte. Wie Sie vielleicht wissen, stellt der FND nur selten tiefgehende Ermittlungen über Offiziere an, die noch nicht auf der Kapitänsliste stehen, es sei denn, sie kommen aus einer besonders prominenten Familie. Alles, was wir über Harrington haben, sind die üblichen Nachrichtenclips und ihr Lebenslauf, doch selbst diese zeigen bereits deutlich, daß sie sich völlig von einem überzüchteten Kretin wie Young unterscheidet. Alles in allem ist Harrington kaum ein Offizier von der Sorte, wie sie dieses Rindvieh Janacek in seine private kleine Strafkolonie abzukommandieren pflegt.«
    Canning entspannte sich ein klein wenig, nur um gleich wieder zu erstarren, als sein Gast ihn dünn anlächelte.
    »Nichtsdestotrotz kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, Mr. Canning, daß Sie die Sicherheit zu sehr auf die leichte Schulter genommen haben. Von Anfang an scheinen Sie sich weniger auf eigene Vorsichtsmaßnahmen als vielmehr auf die Schlamperei der RMN verlassen zu haben. Natürlich«, winkte er ab, »hatten wir diese Schlamperei in unsere ursprüngliche Planung mit

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