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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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Osten gereist bin. Die Kunst des Orients ist unvergleichlich, ihre Kultur viel älter als die unsere. Sie können sich kaum vorstellen, welche Schätze an Gemälden, Skulpturen, Fayencen … Nie zuvor habe ich dergleichen gesehen. Selbst ihre Körper sind Kunst, ihr Geist.“
    In seinen Worten schwang eine Begeisterung mit, die sie gebannt lauschen ließ. „Wie das?“
    Er sah sie an, mit einer Leidenschaft, die ihr Herz höher schlagen ließ. „In den Kulturen des Ostens sind die Dinge heilig. Wer Musik macht, tanzt, Theater spielt, gibt sein ganzes Wesen an seine Kunst. Chinesische Krieger verwenden Jahre auf das Erlernen ihrer Kampfkunst. In Indien wird Tanz zum Ritual, jede Geste der weiblichen Gestalt enthält Anfang und Ende der Welt.“
    Dass seine Stimme weicher, verführerischer geworden war, nahm sie ganz gefangen. „Das klingt wunderbar“, flüsterte sie.
    „Das ist es. Und weitaus sinnlicher als der Walzer, den wir gestern Abend zusammen getanzt haben.“
    Isabel konnte sich nur schwer vorstellen, wie etwas sinnlicher sein konnte als ihr Walzer mit ihm. Seine Augen glänzten dunkel, als er fortfuhr: „Ich möchte Sie die Dinge lehren, die ich in Indien gelernt habe.“
    Und ich will sie lernen . „Was sind das für Dinge?“
    „Dummerweise solche, die anständige englische Damen nicht lernen.“
    „Ich war noch nie besonders gut darin, eine anständige englische Dame zu sein.“
    Er schwieg, und sie wurde von einer Welle der Scham erfasst – wo waren diese Worte nur hergekommen? Sollte sie sich entschuldigen?
    „Ich …“
    „Sollten Sie sich entschuldigen wollen, möchte ich Sie bitten, es nicht zu tun. Mir gefällt diese unverblümte Isabel ziemlich gut.“
    Ihr Blick suchte den seinen, in dem ein anzügliches Lächeln lag.
    Und sie konnte nicht anders als ihn ebenfalls anzulächeln, sich des Gefühls zu freuen, mit diesem faszinierenden Mann ein Geheimnis zu teilen. Sie wollte mehr über ihn erfahren, wollte alles über ihn wissen. „Weshalb kennen Sie sich dann so gut mit griechischen und römischen Skulpturen aus, wenn Sie die meiste Zeit im Orient waren?“
    Er zögerte nur kurz und meinte dann schlicht: „Nach ein paar Jahren im Orient bin ich nach Europa zurückgekehrt.“
    „In die Türkei.“
    Darauf ging er nicht weiter ein. „Meine Genesung fand in Griechenland statt. Ich hatte viele Monate Zeit, mich mit der hellenischen Kunst vertraut zu machen … den antiken Skulpturen ihre Geheimnisse zu entlocken. Rom kam zuletzt an die Reihe, praktisch auf der Rückreise nach London.“
    Sie hätte gern noch mehr erfahren über diese Zeit, doch sie spürte, dass er nicht mehr preisgeben würde. Und so sah sie sich nach einem neuen Thema um, über das sich so nett und unverfänglich plaudern ließe wie eben, ehe sie an dunkle Erinnerungen gerührt hatte. Ihr Blick fiel auf die Statue, zu der er sich Notizen gemacht hatte, als sie hereingekommen war. „Sind Sie noch immer bei Voluptas?“
    „Ich kann mich einfach nicht von ihr losreißen.“
    „Sie ist so schön.“
    „Allerdings.“ Er deutete auf die Skulptur. „Sehen Sie den Unterschied zu den anderen?“
    Isabel betrachtete das Gesicht der Göttin, ihre halb geschlossenen Augen, die leicht geöffneten Lippen. Früher hatte sie dies als Ausdruck der Schläfrigkeit gedeutet, jetzt wusste sie es besser. Sie spürte ihre Haut erglühen.
    „Ah“, machte er, „Sie sehen es also.“ Seine Stimme hatte sich verändert, war warm, sanft, vertraut und jagte ihr wohlige Schauer über den Rücken. „Aber es ist nicht nur ihr Gesicht. Was sie von den anderen unterscheidet, ist die Sorgfalt, mit der der Bildhauer sich jeder Stelle ihres Körpers gewidmet hat. Alles an ihr ist unverkennbar Voluptas.“
    Seine Stimme hielt sie gebannt, und als er den glatten Marmor berührte, konnte sie kaum den Blick von seinen Händen wenden. „Der kalte Stein ist erfüllt von Leidenschaft … man sieht es hier, an der Biegung des Halses, oder daran, wie ihr Kinn erhoben ist, als müsste sie ob ihrer Empfindungen nach Atem ringen.“
    Fasziniert sah Isabel seine gebräunten Hände über das marmorweiße Kinn gleiten, dem Schwung ihres Halses nachspüren. So redete er weiter, während seine Hände jedem seiner sinnlichen Worte folgten. „Ihre Lust drückt sich auch darin aus, wie sie die Schultern zurückwirft, wie sie einen Arm gehoben hat, um sich ans Haar zu fassen, wie sie den anderen auf der sanften Wölbung des Bauches ruhen lässt, als wolle sie das

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