Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
er eine Verbindung eingehen könnte, die sie beide beglückte.
Unglaublich beglückte.
Ja, eine Ehe mit Isabel könnte ideal sein.
„Ich habe es mir anders überlegt. Die Vorstellung, mich mit ihr zusammenzutun, erscheint mir sehr reizvoll.“
„Dich mit ihr zusammenzutun? Ihr gegenüber solltest du das lieber etwas anders formulieren.“ Rock runzelte die Stirn. „Und was, wenn sie herausfindet, dass du hier bist, um eines ihrer Mädchen aufzuspüren?“ Darauf erwiderte Nick nichts. Es war die Frage, die er seit zwei Tagen zu verdrängen suchte. Rock teilte erneut aus, und Nick betrachtete zerstreut sein Blatt. „Heirate sie meinetwegen, um an die Sammlung zu kommen. Oder weil du mit ihr ins Bett willst. Aber heirate sie nicht, weil sie dich braucht.“
„Wegen der Sammlung brauche ich sie nicht zu heiraten, die kaufe ich ihr ab. Und ich bin mir nicht mal sicher, ob sie mich überhaupt braucht.“
„Aber dass du sie in deinem Bett haben willst, hast du nicht geleugnet.“
Nick bedeutete Rock, ihm noch eine Karte zu geben. Natürlich wollte er sie in seinem Bett. Er verlangte nach ihr, wie er noch nach keiner Frau verlangt hatte. Nach der Begebenheit im Skulpturensaal, als sie sich so hemmungslos ihrer Leidenschaft hingegeben hatte, als sie in seinen Armen gekommen war – all das hatte es zu einer wahren Tortur gemacht, mit ihr zu tanzen. Er hatte all seine Beherrschung aufbringen müssen, sie nicht in jenem lauschigen Winkel des Ballsaals zu küssen, als sie ihm gestanden hatte, dass auch sie ihn wollte. Und nachdem sie dann hinauf und zu Bett gegangen war – allein, versteht sich –, hatte er sich zwingen müssen, ihr nicht nachzusteigen und ihr alle erdenklichen Freuden zu zeigen.
Unbehaglich rutschte er auf seinem Stuhl herum und tat, als bemerke er Rocks süffisantes Grinsen nicht.
„Denk doch, was du willst“, sagte er und warf eine Münze auf den Tisch. Rock zog nach, deckte eine Karte auf und fluchte leise. Nun war es Nick, der grinste. „Was hattest du eben gesagt, von wegen immer gegen dich verlieren?“
„Pech im Spiel, Glück in der Liebe“, erwiderte Rock lakonisch. „Das Mädchen braucht dich nicht. Sie braucht Geld. Kauf ihr einfach die Sammlung ab.“
„Sie braucht mehr als nur Geld.“ Er zögerte. „Eigentlich will sie die Sammlung überhaupt nicht verkaufen.“
Rock schnaubte ungläubig. „Und was machen wir dann hier?“
„Wir haben darauf gewartet, dass der Regen aufhört.“ Nick erwiderte den dunklen Blick seines Freundes. „Und du scheinst dich ja auch ganz prächtig zu amüsieren, hast diese schaurigen Mädchenbücher gelesen und mich nebenbei noch um ein kleines Vermögen gebracht. Weshalb der plötzliche Stimmungswandel?“
Rock goss sich vom Cognac nach. „Ach, nichts. Ich will einfach nur weg.“
„Ist etwas mit Lara?“
„Für dich immer noch Miss Caldwell“, brummte Rock.
„Oh, Verzeihung. Ist etwas mit Miss Caldwell? Ihr schient ein Herz und eine Seele zu sein.“ Da dämmerte es Nick. „Ah …“
Rock warf ihm einen scharfen Blick zu. „Was soll das denn heißen?“
„Wie es scheint, habe nicht nur ich ein kleines Problem mit dem schönen Geschlecht. Ist deines ebenso enervierend wie meins?“
Rock schleuderte eine Münze auf den Tisch. „Los, teil schon aus.“
Nick tat, wie ihm geheißen, und die nächsten paar Runden herrschte Schweigen. Bis Rock schließlich meinte: „Sie ist wunderbar.“
Sein Freund nickte. „Allerdings.“
„Nicht einfach nur wunderbar. Sie ist perfekt.“
Das kam so unerwartet, dass Nick kurz brauchte, um den Sinn der Worte zu begreifen. „Und wo ist dann das Problem?“
„Es kann nichts draus werden.“
„Warum nicht?“
Rock bedachte sein Gegenüber mit einem vielsagenden Blick. „Sieh mich doch an, Nick.“
„Das tue ich.“
Rock warf seine Karten auf den Tisch. „Sie ist die Tochter eines Gentleman. In ihren Kreisen – wenn nicht gar in ihren Augen – dürfte ich ein Barbar sein.“
„Sie lebt in einem Haus, das davongelaufenen Frauen Zuflucht gewährt. Allzu sehr kann sie sich den Regeln der Gesellschaft nicht verpflichtet fühlen – zumindest nicht in dem von dir angedeuteten Sinne.“ Nick zögerte. „Deine Absichten sind ehrenwert?“
Rock hielt es nicht länger auf seinem Stuhl. Er sprang auf, trat an eines der Fenster, stieß es auf und ließ frische, noch immer regenschwere Luft herein. „Wenn jemals etwas zwischen uns wäre … man würde sie für immer
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